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# taz.de -- Müllkrise im Libanon: Verletzte bei Protesten
> In der Müllkrise zeichnet sich keine Lösung ab – und die Nerven liegen
> blank. Nun ist es bei Protesten zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Bild: Die Polizei in Beirut setzt Wasserwerfer gegen die Protestierenden ein.
Beirut ap | Bei Protesten gegen die Müllkrise im Libanon ist es zu schweren
Straßenschlachten zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen.
Mindestens 15 Kundgebungsteilnehmer seien bei den Unruhen in Beirut
verletzt worden, teilte ein Sprecher des örtlichen Roten Kreuzes mit.
Laut der Polizei wurden 35 Beamte verletzt, als sie Demonstranten
zurückzudrängen versuchten, die Sicherheitsbarrieren nahe der Parlaments-
und Regierungsgebäude durchbrechen wollten. Die Beamten gingen teils mit
Tränengas, Gummigeschossen und Wasserwerfern gegen Tausende Protestler vor.
In der Hauptstadt waren am Abend auch Schüsse zu hören.
Die Proteste vom Samstag waren die massivsten Unmutsbekundungen im Libanon,
seit sich in den Straßen die Müllberge türmen, nachdem die größte Deponie
des Landes vor einem Monat geschlossen wurde. Die notorisch zerstrittene
Regierung konnte sich bisher nicht auf eine Alternativlösung einigen.
Einige Bewohner Beiruts haben in ihrer Not bereits damit begonnen, Müll
selbst zu verbrennen. Dabei gelangten vielerorts giftige Dämpfe in
Wohnungen. Gesundheitsminister Wael Abu Faur warnte daher zuletzt vor einer
Gesundheitskatastrophe, sollte das Land das Abfallproblem nicht in den
Griff bekommen.
## Korruption und Chaos
Auf die Straßen trieb die Menschen jedoch nicht nur der beißende Gestank,
sondern auch Wut über staatliche Korruption und politisches Chaos in Umgang
mit der Müllkrise. Zu den Protesten aufgerufen hatten das Online-Netzwerk
„Ihr Stinkt!“ sowie andere Bürgerrechtsgruppen.
„Wir wollen in unserem Land leben!“, war auf einem Transparent der
Teilnehmer zu lesen. Auf einem anderen stand über Fotos libanesischer
Politiker in roten Lettern: „Einiger Müll sollte NICHT recycelt werden.“
Andere skandierten in Anlehnung an die Revolutionen des Arabischen den
Slogan „Das Volk will das Regime stürzen!“
Die Demonstranten hatten sich zunächst am Rijad-Solh-Platz nahe des
Regierungssitzes versammelt. Einige lösten sich aus der Menge, um eine
Barriere zu überwinden, woraufhin Bereitschaftspolizisten hart
einschritten. Einige von Tränengas benommene Protestler wurden weggetragen.
Der private TV-Sender LBC meldete, Beamte hätten sogar einen ihrer Kollegen
angegriffen.
## Straßenschlachten bis in die Nacht
Der Sprecher des Roten Kreuzes, George Kattaneh, rechnete mit weitaus mehr
Verletzten unter den Demonstranten, da die Straßenschlachten bis tief in
die Nacht andauerten. Einige der Demonstranten zogen später zum nahe
gelegenen Martyrer-Platz und erklärten, die ganze Nacht dort ausharren zu
wollen.
Innenminister Mohammed Machnuk, der sich derzeit im Ausland aufhält, zeigte
sich entrüstet über Berichte von Schüssen, die während der Ausschreitungen
zu hören waren. Die Schützen würden zur Rechenschaft gezogen, sagte er dem
privaten TV-Sender Al-Dschadeed. Zudem kündigte er an, die Abfallkrise bei
einer Kabinettssitzung in der kommenden Woche lösen zu wollen.
Ob sich die Proteste zu einer größeren Volksbewegung auswachsen, ist noch
unklar. Doch haben die Organisatoren die Bürger aufzurufen, sich ihnen
anzuschließen.
23 Aug 2015
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