# taz.de -- Krise in der Ukraine: Tödliche Gewalt in Kiew | |
> Bei der Explosion mehrerer Sprengsätze vor dem Parlament wird ein Mensch | |
> getötet, 100 werden verletzt. Ein mutmaßlicher Täter ist gefasst. | |
Bild: Schwere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften am… | |
Berlin taz | Bei mehreren Explosionen vor dem ukrainischen Parlament sind | |
am Montag in Kiew etwa 100 Sicherheitsleute verletzt worden. Einer von | |
ihnen erlag seinen Verletzungen wenig später im Krankenhaus. Nach Angaben | |
des Chefs der Kiewer Polizei, Alexander Tereschtschuk, wurde ein | |
Verdächtiger festgenommen, der eine Handgranate gezündet haben soll. | |
Zu den Ausschreitungen im Regierungsviertel war es gekommen, nachdem das | |
Parlament in erster Lesung eine Reform zur Verfassungsänderung angenommen | |
hatte. Die rechtspopulistische Radikale Partei lehnt die Reform ab, weil | |
sie den von Separatisten kontrollierten Gebieten Donezk und Luhansk | |
weiterreichende Selbstverwaltungsrechte als anderen Provinzen einräumt. Die | |
Gebiete Donezk und Luhansk werden in der neuen Verfassung als temporär | |
okkupierte Territorien definiert. | |
Der Sonderstatus ist auf drei Jahre angelegt und beinhaltet unter anderem | |
Vollmachten wie die Schaffung einer eigene Polizei und eigener Gerichte. | |
Sowohl der Präsident als auch andere Politiker betonen immer wieder, dass | |
es sich lediglich um eine Selbstverwaltung auf den von Kiew nicht | |
kontrollierten Gebieten, nicht jedoch um einen Sonderstatus handelt. | |
Die Gegner der Verfassungsreform, unter ihnen Julia Timoschenko, sehen in | |
der Reform einen Kniefall vor dem Kreml sowie eine schleichende Aufgabe | |
ukrainischen Territoriums. | |
## Präsidiumstribüne besetzt | |
Bereits vor der Abstimmung hatten Abgeordnete der Radikalen Partei die | |
Präsidiumstribüne besetzt, mit leeren Plastikflaschen auf die Sitze | |
geschlagen und Sirenen eingeschaltet. Deren Vorsitzender Juri Schuchewitsch | |
bezeichnete die Verfassungsänderungen als einen Verrat Europas an der | |
Ukraine. Dasselbe habe Europa seinerzeit mit der Tschechoslowakei zu Zeiten | |
Adolf Hitlers gemacht. | |
An den Ausschreitungen vor dem Parlament waren rund 3.000 Menschen | |
beteiligt. Mehrere Protestierende, viele vermummt, schlugen mit Stöcken auf | |
die Sicherheitskräfte ein und bewarfen sie mit Steinen, Flaschen und | |
Rauchbomben. Auf mehreren im Internet kursierenden Videos ist zu sehen, wie | |
vor den Füßen eines Sicherheitsmannes eine Handgranate und ein Feuerlöscher | |
explodieren. | |
„Eine Granate vor dem Parlament ist Terrorismus. Jede politische Kraft, | |
deren Beteiligung an diesen Ereignissen bewiesen wird, soll von der | |
politischen Landkarte verschwinden. Und deren Anführer für die Verletzten | |
und Gestorbenen zur Rechenschaft gezogen werden“, twitterte am | |
Montagnachmittag der Maidan-Aktivist und Abgeordnete Mustafa Nayem. Am | |
Abend wollte sich Präsident Petro Poroschenko in einer Ansprache an die | |
Ukrainer wenden. | |
31 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Irina Serdyuk | |
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