# taz.de -- Kommentar Suezkanal: Kein Pharaonenreich | |
> Die Erweiterung des Suezkanals ist ein Jahrhundertprojekt mit Risiken. | |
> Fürs Erste aber stärkt es den Zusammenhalt in Ägypten. | |
Bild: Schon während des Baus wurde das Projekt von Menschen in Ägypten gefeie… | |
Größer, besser und ertragreicher: Knapp 150 Jahre nach der Eröffnung und 60 | |
Jahre nach der Verstaatlichung des Suezkanals feiert Ägypten ein neues | |
„Jahrhundertprojekt“. Es wurde in der Rekordzeit von nur einem Jahr | |
fertiggestellt: Der Wasserweg, über den etwa acht Prozent der weltweiten | |
Gütertransporte zur See laufen, wurde zum Teil verbreitert, zum Teil durch | |
eine zweite Rinne ergänzt, sodass der Verkehr nun in beiden Richtungen | |
gleichzeitig stattfinden kann. | |
Ein Mammutprojekt – so ganz im Stil des „alten Ägypten“. Mit dem | |
Unterschied, dass sich hier kein Pharao ein Grab- oder Denkmal errichten | |
ließ. Selbst wenn Präsident Abdel Fattah al-Sisi solche Motive vielleicht | |
hier und da unterstellt werden – der Ex-General versucht hier, die solide | |
wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, die sich die Ägypter während des | |
Arabischen Frühlings doch erhofft, mit der Islamisierung unter den | |
Muslimbrüdern aber nicht bekommen hatten. Und zwar nicht Wohlstand und | |
Reichtum für die kleine Oberschicht, sondern Arbeit und Auskommen für die | |
breite Bevölkerung. | |
Die Bevölkerung soll sich dann auch stark am Kauf der staatlichen Anleihen | |
beteiligt haben. Der Kanalausbau ist also wirklich ein „ägyptisches | |
Projekt“. Fast die gesamten Kosten in Höhe von neun Milliarden Dollar | |
sollen so finanziert worden sein. Natürlich werden auch hier die Reichen | |
mehr beteiligt sein und mehr profitieren als die Armen, aber das Gefühl der | |
Zusammengehörigkeit ist sicher gestärkt worden. Ob das anhält, hängt | |
freilich von der weiteren Entwicklung ab. | |
Nun versucht Sisi, Investoren aus aller Welt zur Beteiligung an | |
ambitionierten Plänen zum Aufbau einer Industrie- und Freihandelszone | |
entlang des Kanals zu bewegen. Angesichts der gerade vollbrachten | |
technologischen Meisterleistung vermutlich ein leichtes Spiel. Denn hier | |
sollen keine Fußballstadien in den Wüstensand gesetzt werden. Hier sollen | |
Industrien und Arbeitsplätze entstehen. | |
Eine wichtige Voraussetzung hierfür wird aber die Verwirklichung der | |
Prognosen für den Suezkanal sein. Die Einkünfte nämlich sollen sich in den | |
nächsten Jahren verdoppeln. So stark wächst aber der Güterverkehr zur See | |
nicht, außerdem könnte die Passage durch den Suezkanal durch Anschläge – | |
wie sie jetzt schon auf der Sinai-Halbinsel vorkommen – gefährdet werden. | |
Oder aber in der Meerenge von Bab al-Mandeb am Eingang zum Roten Meer. Dies | |
sind Unwägbarkeiten, die die Größe und Bedeutung des Kanalprojekts aber | |
nicht schmälern. | |
6 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Peter Philipp | |
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