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# taz.de -- Roboter muss USA-Reise beenden: Arme abgerissen, Kopf gestohlen
> Der trampende Roboter „hitchBOT“ sollte einmal quer durch die USA reisen.
> Doch nun wurde er von Vandalen zerstört.
Bild: Da chillt er noch: Der Hitchbot auf Vancouver Island.
Philadelphia dpa | Alles hätte so schön werden können: Sommer, Sonne und
ein Roadtrip quer durch die USA. Per Anhalter war das Roboterkunstwerk
[1][„hitchBOT“] bereits durch Kanada und Deutschland gereist und dabei zum
Medienstar geworden. Nun stand die ultimative Tour durch die Vereinigten
Staaten auf dem Programm, von Massachusetts im Osten bis nach Kalifornien
im Westen, alles per Anhalter mit Zeit ohne Ende.
Doch die großen Reisepläne des kleinen Roboters platzten am Wochenende
schon in der Ostküstenmetropole Philadelphia, nur rund zwei Wochen und 500
Kilometer nach dem Start: "hitchBOT“, das liebenswert-niedlich aussehende
Konstrukt aus Eimer, Schwimmnudeln, Kinder-Gummistiefeln und einem
Tablet-Computer als Hirn, wurde zerstört.
„Wir sind immer noch dabei, Informationen über den Hergang
zusammenzutragen“, sagt seine Mit-Erfinderin Frauke Zeller von der
Ryerson-Universität in Toronto kurz darauf der Deutschen Presse-Agentur.
„Da wir ja nicht dabei waren, müssen wir uns darauf verlassen, was uns
berichtet wird.“ Direkt vor dem Vorfall habe der 90 Zentimeter große
„hitchBOT“ wohl noch eine „tolle Zeit“ mit zwei YouTube-Stars in
Philadelphia gehabt. Am frühen Samstagmorgen hätten die ihn dann
anscheinend auf einer Parkbank in Philadelphia ausgesetzt.
„Danach muss es passiert sein. Die Arme wurden abgerissen, der Kopf
gestohlen und der Rest des Körpers einfach in der Straße liegen gelassen.“
Wer dahinterstecke, sei unklar, aber das Roboterkunstwerk könne so schnell
nicht mehr repariert werden, der USA-Trip sei vorbei.
## Erst mal Reste einsammeln
„Uns hat dieses plötzliche Ende sehr überrascht, da die Reise in den
Staaten so erfolgreich gestartet war“, sagt Zeller, die die Vandalen nicht
zur Rechenschaft ziehen will. „Wir wollen versuchen, über dieses letzte
schlimme Event nicht all die anderen, wunderbaren Sachen und Abenteuer zu
vergessen, die „hitchBOT“ Dank der Hilfe so vieler Menschen erfahren hat.“
Der Aufschrei im Internet, wo „hitchBOT“ alleine beim Kurznachrichtendienst
Twitter [2][mehr als 47.000 Fans] hat, ist groß. „Oh nein!“, schreibt
einer. „Das kann doch gar nicht wahr sein! Wir werden dich vermissen!“,
kommentiert ein anderer.
Für das Forscherteam hinter dem Roboter, dessen Reisen als
sozialwissenschaftliche Experimente dienen, heißt es nun erst einmal: Reste
aufsammeln. Ein Fan habe wohl Trümmerteile von „hitchBOT“ gefunden, sagt
Zeller. „Wir werden versuchen, mit diesem in Kontakt zu treten und einen
Weg zu finden, diese zu uns nach Toronto schicken zu lassen. Wo allerdings
der Kopf ist, weiß niemand.“ Danach sollen alle Daten und Informationen
zusammengesammelt werden, um ein Fazit des Roboter-Experiments zu ziehen.
Und danach müsse man weitersehen. „Wie es konkret weitergeht, wissen wir
noch nicht.“
Tragisch ist der Vorfall vor allem auch wegen der Forschungsfrage, die
hinter den Reisen von „hitchBOT“ steht: Wie verhalten sich Menschen
gegenüber Robotern, wenn sie nicht auf sie angewiesen sind? Bislang hat die
trampende Tonne dazu fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht: Die
Menschen küssten sie und fotografierten sich mit ihr, in Kanada nahmen sie
sie mit auf Spaziergänge und zum Campen, in Deutschland ins Hofbräuhaus und
nach Schloss Neuschwanstein.
„Ich habe in der Tat eine sehr hohe Meinung von den Menschen“, sagte der
Roboter daraufhin – natürlich einprogrammiert – in einer deutschen
Fernsehsendung. „Ohne ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit hätte ich
in meinem Leben bisher gar nichts erreichen können.“ Doch auch der
Vandalismus-Vorfall jetzt scheint die Meinung des kleinen Roboters und
seiner menschlichen Programmierer nicht geändert zu haben. „Meine Liebe für
Menschen wird niemals verblassen“, hieß es auf der Webseite des „hitchBOT�…
„Manchmal passieren guten Robotern schlechte Dinge.“
3 Aug 2015
## LINKS
[1] http://m.hitchbot.me/
[2] http://twitter.com/hitchBOT
## AUTOREN
Christina Horsten
## TAGS
Roboter
USA
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BMBF
Drohnenkrieg
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