# taz.de -- Rechter Waldorflehrer in Minden: Gruppenbild mit Kriegsverbrecher | |
> Hartnäckig leugnet ein Mindener Waldorflehrer rechtsextrem zu sein. Ein | |
> Bild zeigt ihn nun als Kollegen des SS-Mannes Erich Priebke. | |
Bild: Der Vorstand der deutschen Schule in San Carlos de Bariloche: Wolf-Dieter… | |
HAMBURG taz | Das brisante Gruppenbild entstand vor mehr als 20 Jahren. Die | |
Aufnahme vom Vorstand der deutschen Schule im argentinischen San Carlos de | |
Bariloche zeigt in der zweiten Reihe den heutigen Waldorflehrer Wolf-Dieter | |
Schröppe. In der ersten Reihe sitzt lachend der Vorsitzende des | |
Trägervereins der Schule: SS-Mann Erich Priebke, der später als | |
Kriegsverbrecher verurteilt wurde. | |
Wolf-Dieter Schröppe lehrt heute an der Freien Waldorfschule in Minden, wo | |
seit Monaten ein Streit über seine Verstrickungen in die rechtsextreme | |
Szene läuft. Ende April hatten zwei Schülerinnen die Schule auf Berichte | |
zur „Ahnenstätte Conneforde“ bei Oldenburg hingewiesen, auf der sich | |
Altnazis beerdigen lassen. Schröppe ist Vorsitzender der „Ahnenstätte“, e… | |
Amt das er 2008 von dem NPD-Bundestagskandidaten Alfred Manke übernahm. | |
Und das ist nicht die einzige Verbindung des Lehrers zu alten und neuen | |
Nazis. Schröppe war beim rechten „Bund Deutscher Unitarier – Gemeinschaft | |
Europäischen Geistes“ aktiv, dessen Vermögen bei Auflösung an die | |
„Ahnenstätte Conneforde“ geht. Er veröffentlichte auch in der Zeitschrift | |
des rechten „Bundes für Gotterkenntnis“, die im rechtsextremen Verlag Hohe | |
Warte erscheint. | |
Für einen Sammelband der extrem-rechten Politiker Otto Scrinizi und Jürgen | |
Schwab, schrieb er einen Beitrag, in dem er über den Einfluss der | |
Hochfinanz spekuliert, zu der der Bankier Rothschild gehöre. Der Band | |
erschien im rechten Aula-Verlag. | |
Diese Vorwürfe sind inzwischen bekannt und auch ein „Abschlussbericht“ der | |
Mindener Waldorfschule setzt sich mit ihnen auseinander. Dennoch kommen die | |
Autoren zu einem entwarnenden Fazit. Dieses fasste ein Autor für die taz so | |
zusammen: „Wir sind davon überzeugt, dass unser Kollege keinerlei | |
rechtsextremes oder völkisches Gedankengut pflegt.“ | |
## Deutlicher Einfluss von Altnazis | |
Unerwähnt bleibt im Bericht der Waldorfschule die Verbindung zwischen | |
Schröppe und dem Altnazi Erich Priebke. Dabei entstand das Foto mit Priebke | |
vor 23 Jahren – nur drei Jahre später begann Schröppe für die Waldorschule | |
zu arbeiten. | |
In demselben Jahr, 1995, musste sich Priebke in Italien wegen eines | |
Massakers in den Ardeatinischen Höhlen verantworten und wurde 1998 zu | |
lebenslanger Haft verurteilt. Er starb 2013 im Hausarrest in der Villa | |
eines reichen Freundes. Reue zeigte er nie. | |
In jedem Fall muss der Einfluss von Altnazis auf seinen vorherigen | |
Arbeitgeber Schröppe bekannt gewesen sein. Fritz Küper, der 1987 bis 1989 | |
die deutsche Schule leitete, schreibt in dem Buch „Unsere Schulen – | |
undemokratisch und inhuman“, dass bekannt war, dass im Vorstand Nazis | |
waren. Die Schule sei eine „verschworene Gemeinschaft ewig Gestriger“ | |
gewesen, so Küper. | |
Küper erinnert, dass ihn Schulkinder auf den Holocaust ansprachen. Nachdem | |
er „diesen historischen Vorgang“ bestätigt habe, hätten die Schüler ihn | |
angegrinst und der Schulvorstand ihm erklärt, dass sie den Holocaust als | |
„Alliierten-Lüge“ ansehen. | |
## Schule plant weiteres Gespräch | |
„Manche Aspekte der argentinischen Vergangenheit sind uns bekannt,“ sagt | |
Ulrich Schubert, Sprecher der Waldorfschule. Die Intensität sei jedoch | |
nicht einzuschätzen, räumt er aber ein. Auch noch nicht, inwieweit Schröppe | |
wirklich alles sagte. Schubert zufolge solle es aber keine Trennung von | |
Schröppe ohne vorheriges Gespräch geben: „Manche sehen das als Fehler, wir | |
aber als Chance für die Auseinandersetzung.“ | |
Seit längerem liegt der Schule eine Studie der „Mobilen Beratung gegen | |
Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold“ zu dem Wirken ihres Kollegen | |
vor, die sie selbst in Auftrag gab. Das Fazit widerspricht dem eigenen | |
„Abschlussbericht“: „In den von Schröppes verfassten Texten finden sich | |
wesentliche Denk- und Argumentationsmuster der ‚völkischen Ideologie‘“. … | |
Reaktion erklärte Schröppe schriftlich: als „Lehrer stehe ich auf dem Boden | |
der freiheitlichen demokratischen Grundordnung“. | |
Neue Textvergleiche legen allerdings nahe, dass Schröppe auch unter dem | |
Pseudonym Dieter van Moor Beiträge in der „Nordischen Zeitung“, dem Blatt | |
der rechtsextremen „Artgemeinschaft“ schrieb – bis 2014. | |
Am Mittwoch ist ein weiteres Gespräch geplant. „Wir erwarten, dass er uns | |
aktiv alles sagt, auch bis wann er wo was veröffentlicht hat“, sagt | |
Schubert. Er müsse zudem erklären, den Vorsitz bei der Ahnenstätte | |
niederzulegen. Erfülle er diese Auflagen nicht, so Schubert, könne sich das | |
Kollegium eine weitere Zusammenarbeit nicht vorstellen. | |
Bereits im Juni empfahl der „Bund der Freien Waldorfschulen“ (BdFWS) die | |
Trennung von Schröppe. Henning Kullak-Ublick, Vorstandsmitglied des BdFWS | |
ist da deutlich: „Wir erwarten von der Schulleitung unmittelbar zu Beginn | |
des neuen Schuljahres die klare Entscheidung, sich von dem Lehrer zu | |
trennen“. Sollte sie sich nicht dazu entscheiden, werde ein | |
Ausschlussverfahren aus dem BdFWS überprüft. Am 11. August gehen in | |
Nordrhein-Westfalen die Sommerferien zu Ende. | |
31 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
Andrea Röpke | |
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