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# taz.de -- Langjähriger Halle-Trainer Sven Köhler: Der Angela Merkel des Fu�…
> Knapp verpasste der Hallesche FC die Überraschung gegen Zweitligist
> Braunschweig. Kein Problem für Sven Köhler, aktuell dienstältester
> Trainer im Profifußball.
Bild: Mehr als acht Jahre ist Sven Köhler Trainer beim Halleschen FC. Sein Erf…
Halle (Saale) taz | Nein, die Situation war wirklich nicht geschaffen für
eine nüchtern-distanzierte Spielanalyse. Zu emotionsgeladen waren die
letzten Minuten der DFB-Pokal-Erstrundenpartie zwischen dem Halleschen FC
und Eintracht Braunschweig. Die Gäste, die Favoriten aus der 2. Bundesliga,
führten glücklich mit 1:0. Die Außenseiter aus Halle, die sonst in der 3.
Liga kicken, rannten ein ums andere Mal an, brachten den Ball aber nicht
hinter die Torlinie. Die Zuschauer kreischten.
Gerade einmal 30 Minuten später saß Sven Köhler, der HFC-Trainer,
seelenruhig auf seinem Stuhl links neben Vizepräsident Jörg Sitte. Es ist
sein Stammplatz seit mehr als acht Jahren. Er ist der dienstälteste Coach
im deutschen Profifußball, vor Heidenheims Frank Schmidt und Braunschweigs
Torsten Lieberknecht. Am 1. Juli 2007 übernahm Köhler das Amt beim HFC von
seinem Vorgänger Detlef Schößler. Eine bemerkenswert lange Zeit hat er
seitdem unbeschadet überstanden. Zum Vergleich: Der Hamburger SV hatte im
selben Zeitraum 15 Trainer.
Köhlers Rezept: Zurückhaltung. Er ist kein Mann großer Worte oder
emotionaler Überzeichnungen. Er ist eher der kühle Taktiker. Auch nach dem
0:1 gegen Braunschweig war ihm keinerlei Gefühlsregung anzumerken. „Am Ende
ist die Normalität eingetreten. Der Zweitligist hat gegen den Drittligisten
gewonnen“, sagte er – und wirkte fast bescheiden: „Wir wollten nach unser…
letzten Niederlage in der Liga nur zeigen, dass die Mannschaft Charakter
hat.“ Unverdient verloren? Keine Rede davon. Auf den Putz hauen? Nicht
Köhlers Art.
Nach der Pressekonferenz ergriff der Übungsleiter die Flucht. Journalisten
eilten hinterher. Sie wollten noch ein paar Aussagen zum neuen Spielsystem
hören. „Neues Spielsystem? Gibt es doch gar nicht“, sagte Köhler und
marschierte weiter. Nach dem Motto: Bloß nicht zu viele Worte verlieren. Es
ist die Angela-Merkel-Strategie. Nichts sagen, um sich nicht angreifbar zu
machen. Bei Merkel hat diese Taktik Erfolg. Bei Köhler auch.
## Unverdiente Niederlage
Dabei hätte Köhler zumindest an diesem Tag allen Grund gehabt, aus sich
herauszugehen und sich bei seinen Stürmern über die nicht genutzten
Torchancen oder wahlweise auch beim Fußballgott über die unverdiente
Niederlage zu beschweren. Die Hallenser traten mutig und energisch auf. Sie
hatten zig Möglichkeiten und vergaben alle. Die Braunschweiger nutzten eine
von wenigen. In der 67. Minute verwertete Hendrick Zuck eine Flanke zum
Siegtor. Die Spieler ärgerten sich. Köhler blieb ruhig.
Wie eigentlich in jeder Situation seiner Sportkarriere. Als Spieler flog
der gebürtige Freiberger in über 350 Spielen nur zwei Mal vom Platz – als
Verteidiger. Köhler spielte in Karl-Marx-Stadt (später Chemnitz), Aue und
Dresden. 1989 absolvierte er zwei Länderspiele für die DDR-Auswahl. Als
Trainer assistierte er zunächst Christoph Franke bei Dynamo Dresden, ehe er
Chefcoach beim HFC wurde. Den Osten hat er in seiner gesamten Karriere nie
verlassen. Ausbrechen ist nicht sein Ding.
Es ist eine Art, wie sie ihm in schwierigen Phasen beim HFC zur Last gelegt
wird. Dann heißt es, der Trainer müsse die Mannschaft wachrütteln. Doch
auch zu seinen Spielern führt er ein eher distanziertes Verhältnis. Während
sich andere Trainer duzen lassen, ist Köhlers Meinung klar: „Trainerfuchs
Hans Meyer hat einmal gesagt: Wenn es bei einer Feier auf 23 Uhr zugeht,
dann kommen die Situationen, wo es zum Du kommen könnte. Dann heißt es
gehen.“
Der Erfolg der vergangenen Jahre gibt ihm recht. Unter seiner Leitung wurde
das Team fünfmal Landespokalsieger. Einmal erreichte Halle im DFB-Pokal die
zweite Hauptrunde, 2010 mit einem 1:0-Erfolg gegen Union Berlin. 2012
schaffte der HFC den Aufstieg in die3. Liga, in den ersten drei Jahren
erreichte er Mittelfeldplätze. In Köhlers Amtszeit fiel außerdem der Bau
des neuen, 15.000 Zuschauer fassenden modernen Stadions.
Und vielleicht war der Coach nach der Niederlage gegen Braunschweig auch
deshalb so gefasst, weil er weiß, dass die 3. Liga mehr als nur ein
Trostpflaster ist. Dort spielen in dieser Saison acht Mannschaften aus der
ehemaligen DDR. Auf dem Spielplan stehen insgesamt 56 Ostderbys. Hitzige
Stimmung ist vorprogrammiert. Für Köhler bereits nächstes Wochenende, wenn
der HFC zum Erzfeind 1. FC Magdeburg reist. Dann werden die Emotionen
hochkochen. Vielleicht sogar bei Sven Köhler.
9 Aug 2015
## AUTOREN
Max Zeising
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