# taz.de -- Todesurteil für Pakistanerin: Hoffnung im Blasphemie-Fall | |
> Die Christin Asia Bibi ist in 2010 wegen Gotteslästerung zum Tode | |
> verurteilt worden. Die Vollstreckung wurde jetzt ausgesetzt. Ein | |
> positiver Wandel. | |
Bild: Protest bis nach Rom: Eine Frau hält das Bild der zum Tode verurteilten … | |
BERLIN taz | Pakistans Oberstes Gericht hat im Fall Asia Bibi am Mittwoch | |
die Berufung ihrer Anwälte zugelassen. Damit ist die Vollstreckung der | |
Todesstrafe wegen Gotteslästerung zunächst ausgesetzt, meldeten | |
pakistanische Medien aus Lahore, der Hauptstadt des Punjab. Zuletzt hatte | |
noch im vergangenen Oktober der High Court von Lahore das Todesurteil | |
bestätigt. Demnach soll sich Bibi abfällig über den Propheten Mohammed | |
geäußert haben. | |
Pakistan hat eines der härtesten Blasphemiegesetze der Welt. Es wird immer | |
wieder für persönliche Fehden missbraucht. Dabei reicht oft schon eine | |
Anschuldigung, dass Menschen von islamistischen Extremisten gelyncht | |
werden. Auch Richter und Anwälte werden massiv eingeschüchtert und müssen | |
im Fall von Freisprüchen mit der eigenen Ermordung rechnen. | |
Der Anwalt der inzwischen 50-jährigen Bibi hatte jetzt geltend gemacht, | |
dass die Gotteslästerung erst Tage nach dem angeblichen Vorfall angezeigt | |
worden sei. Auch seien Beweise manipuliert worden und die belastenden | |
Zeugenaussagen nicht über alle Zweifel erhaben. Ein Termin für die Anhörung | |
der Berufung wurde noch nicht genannt. Es gilt aber zunächst als großer | |
Erfolg, dass der Antrag überhaupt zugelassen wurde. | |
Die aus dem Punjab stammende Bibi, Mutter von fünf Kindern, beteuerte stets | |
ihre Unschuld. Nach ihrer Darstellung ging den Vorwürfen der | |
Gotteslästerung gegen sie ein Streit mit muslimischen Dorfbewohnerinnen | |
voraus. Sie sei von diesen bei der Feldarbeit beauftragt worden, Wasser zu | |
holen. | |
## Beschwerde beim Dorfmullah | |
Als Bibi selbst aus dem Krug habe trinken wollen, habe dies die Frauen | |
erzürnt. Später habe eine Frau sich beim Dorfmullah beschwert, der den Fall | |
als Gotteslästerung anzeigte. Als eine von nur drei christlichen Familien | |
in einem Dorf mit mehr als 1.500 Haushalten seien Bibi und ihr Mann immer | |
wieder gedrängt worden, zum Islam zu konvertieren. | |
Im Juni 2009 wurde Bibi verhaftet, im November 2010 zum Tod am Galgen | |
verurteilt. Das Urteil löste weltweite Kritik aus. Auch in Pakistan, wo vor | |
allem Christen Opfer des Blasphemiegesetzes sind, gab es Aufrufe zu einer | |
Gesetzesänderung. Rechtsberater der katholischen Kirche sagen, dass sie oft | |
nur helfen können, bevor es zur Anklage kommt, und damit Fälle erst | |
öffentlich werden. Danach sei der Druck zu groß, entsprechend auch die | |
Angst der Richter, im Fall von Milde als unislamisch angegriffen zu werden. | |
Offene Kritik am Blasphemiegesetz wagt heute in Pakistan kaum noch jemand. | |
Punjabs Gouverneur Salman Taseer wurde im Januar 2011 von seinem | |
Leibwächter erschossen, nachdem er sich für Bibi eingesetzt hatte. Zwei | |
Monate später wurde auch der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz | |
Bhatti, getötet. Der Christ hatte das Gesetz offen kritisiert. | |
22 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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