# taz.de -- Pressestimmen zum griechischen Nein: Ein schrecklicher Schraubstock | |
> Die einen fordern Bescheidenheit in der EU, die anderen empfehlen den | |
> Grexit: Eine Übersicht zu internationalen Pressestimmen. | |
Bild: Auf allen Kanälen: Tsipras, Tsipras, Tsipras | |
Paris/Brüssel/Athen dpa | Mit einem klaren Nein beim Referendum haben sich | |
die Griechen gegen die Sparvorgaben der Gläubiger gewehrt. Die | |
internationalen Medien haben das Ergebnis unterschiedlich kommentiert. | |
Der linksliberale britische Guardian findet, die Staatschefs müssten nun | |
umdenken: „Europäische Regierungschefs, die sich daran gewöhnt haben, sich | |
durchzusetzen, werden in Zukunft nicht mehr davon ausgehen können. Sie | |
müssen sich in Bescheidenheit üben und ein Ohr für das griechische Volk | |
haben, das zu diesem Sprung ins Ungewisse angetrieben wurde.“ | |
In Frankreich erklärte die linksliberale Pariser Zeitung Libération: „Die | |
Europäer können endlich anerkennen, dass die dem ganzen Kontinent | |
aufgezwungene brutale Sparpolitik katastrophale politische Folgen gehabt | |
hat, von denen das Nein der Griechen nur ein Beispiel ist.“ Die | |
konservative Zeitung Le Figaro sagt voraus: „Von einem verpassten | |
Zahlungstermin zum anderen wird sich ein schrecklicher finanzieller | |
Schraubstock um Griechenland schließen.“ | |
Die belgische Zeitung De Standaard sieht das griechische Nein als | |
„dramatischen Schlag“ für die Eurozone und die Europäische Union. „Wenn… | |
Mitgliedstaat lieber untergeht, als sich einer Politik zu beugen, die er | |
als aussichtslos erachtet, wird dem europäischen Projekt damit das | |
moralische Fundament entzogen.“ | |
## Szenarien und Ohrfeigen | |
In Spanien findet die rechtsliberale Zeitung El Mundo: „Der Sieg von | |
Tsipras ist eine Ohrfeige für Deutschland und für den harten Euro-Kern. | |
Diese werden den Druck der öffentlichen Meinung, die gegen weitere Hilfen | |
für die Griechen ist, kaum in Einklang bringen können mit den Forderungen | |
der Regierung in Athen, die sich zum Beispiel weigert, das Rentenalter zu | |
erhöhen, obwohl das derzeitige System aus finanzieller Sicht unhaltbar | |
ist.“ | |
Die linksliberale polnische Zeitung Gazeta Wyborcza kritisiert beide Seiten | |
des Konflikts: „Wir erleben gerade seine beispiellose Krise, die entstanden | |
ist als Ergebnis von Egoismus der Entscheider, Mangel an Mut und | |
Vorstellungskraft und fehlerhafter Kalkulation. Seitens der Union und | |
Griechenlands.“ | |
Die russische Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta erklärt, die Regierung | |
Tsirpas sei keineswegs sicher: „Das kleine, aber stolze südeuropäische Land | |
hat in dem Referendum sowohl über seine nahe Zukunft als auch über das | |
Schicksal der ganzen Eurozone entschieden. (...) Und doch: Falls die | |
wirtschaftlichen Probleme des Landes nach dem Referendum bleiben, können | |
die Sympathiewerte der Regierung Tsipras schnell fallen.“ | |
## Austritt als logische Folge | |
Als logische Konsequenz aus der Abstimmung sieht die Schweizer Neue Zürcher | |
Zeitung den Austritt Griechenlands aus der Währungsunion: „Die | |
Syriza-Truppe soll ohne den „reichen Onkel“ aus Brüssel ihre Wege suchen | |
müssen, um Einnahmen und Ausgaben in Einklang zu bringen. Auch die Griechen | |
dürften dabei früher oder später erkennen, dass nichts daran vorbeiführt, | |
wirtschaftlich wettbewerbsfähiger zu werden.“ | |
Auch die niederländische Zeitung De Telegraaf rät Griechenland zum Austritt | |
aus der Eurozone. Dies sei „das beste Szenario“. „Das ist schmerzlich für | |
Griechenlands Gläubiger. Der Prozess des Austretens muss dennoch so | |
flexibel gestaltet werden, dass Griechenland Teil Europas bleibt und nicht | |
anderen Mächten in die Arme getrieben wird. Ruhe an Europas Ostgrenze ist | |
ein wichtiges Gut.“ | |
6 Jul 2015 | |
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