| # taz.de -- Verschärfung des Aufenthaltsgesetzes: Keinerlei Aussicht auf Hilfe | |
| > Der Bundestag hat beschlossen, dass Flüchtlinge ohne Duldung jetzt noch | |
| > schneller abgeschoben werden. Die Opposition und Pro Asyl üben massive | |
| > Kritik. | |
| Bild: Sieht schon aus wie ein Gefängnis: Ein Flüchtling schaut aus der Aufnah… | |
| Berlin dpa | Verbessertes Bleiberecht für gut integrierte Ausländer, aber | |
| auch schärfere Regeln bei der Abschiebung: Der Bundestag hat am | |
| Donnerstagabend eine umfassende Reform des Aufenthaltsgesetzes | |
| verabschiedet. Ausländer, die bislang nur geduldet sind, dürfen in Zukunft | |
| längerfristig in Deutschland bleiben, wenn sie die Sprache gut beherrschen | |
| und ihren Lebensunterhalt selber sichern können. Auf der anderen Seite | |
| sollen Menschen, die keinerlei Aussicht auf ein Aufenthaltsrecht haben, | |
| schneller als bisher abgeschoben werden. | |
| Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach in der Debatte von | |
| notwendigen Regelungen, um Deutschlands Aufnahmefähigkeit für | |
| Schutzsuchende zu erhalten. „Es muss klar unterschieden werden zwischen | |
| jenen, die Anspruch auf Schutz haben, und jenen, die diesen Anspruch nicht | |
| haben.“ Von Flüchtlingsverbänden und der Opposition kam hingegen massive | |
| Kritik. Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, | |
| sagte, die Aufteilung in richtige und falsche Flüchtlinge sei „beschämend | |
| und brandgefährlich“. | |
| Die Kritik entzündet sich vor allem an der Neuordnung des | |
| Ausweisungsrechts. So bekommen die Behörden mehr Möglichkeiten als bisher, | |
| Einreise- und Aufenthaltsverbote zu verhängen. Zur Abwicklung von | |
| Abschiebungen wird zudem ein neues „Ausreisegewahrsam“ eingeführt. Wenn | |
| eine Abschiebung anberaumt ist, der Betroffene aber im Verdacht steht, dass | |
| er sich dem entziehen will, kann er bis zu vier Tage lang in Gewahrsam | |
| kommen. | |
| Es könne nicht richtig sein, dass Ausreisepflichtige dauerhaft im Land | |
| bleiben, erklärte de Maizière. „Da macht sich der Rechtsstaat lächerlich.�… | |
| Jelpke beklagte hingegen eine „uferlose“ Ausweitung der Abschiebehaft, und | |
| die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl bemängelte: „Haft ist eine völlig | |
| unangemessene Maßnahme gegenüber Schutzsuchenden – denn Flucht ist kein | |
| Verbrechen.“ | |
| Erleichterungen soll es für die rund 125 000 Geduldeten in Deutschland | |
| geben – also für jene Menschen, deren Asylantrag keinen Erfolg hatte, die | |
| aus verschiedenen Gründen aber nicht abgeschoben werden. Sie bekommen nun | |
| die Chance auf ein sicheres Bleiberecht. Voraussetzung ist: Der Betroffene | |
| lebt schon seit Jahren im Land, spricht ausreichend Deutsch und kann seinen | |
| Lebensunterhalt selber sichern. | |
| Mehrere zehntausend Menschen sollen davon profitieren. Den Kritikern gehen | |
| diese Regelungen aber nicht weit genug. Volker Beck von den Grünen beklagte | |
| zudem, die Verbesserungen beim Bleiberecht würden mit Verschärfungen bei | |
| der Abschiebehaft erkauft. | |
| 3 Jul 2015 | |
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