| # taz.de -- Entwurf zur Krankenhausreform: Qualität bringt Geld | |
| > Die Krankenhausversorgung soll durch ein Strukturgesetz | |
| > patientenfreundlicher werden. Doch Kritiker beklagen den Entwurf als | |
| > Etikettenschwindel. | |
| Bild: Das Gesetz soll Anfang 2016 in Kraft treten | |
| Berlin afp | Bei der Kostenabrechnung in Krankenhäusern soll künftig auch | |
| die Qualität der erbrachten Versorgungsleistungen berücksichtigt werden. | |
| Den entsprechenden Gesetzentwurf billigte das Bundeskabinett in Berlin. Die | |
| im Haus von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erarbeitete | |
| Novelle sieht vor, erstmals Zu- und Abschläge für Qualitätsaspekte | |
| einzuführen. Von Krankenhausbetreibern und Gewerkschaften kam heftige | |
| Kritik an dem Gesetzentwurf. | |
| Das Krankenhaus-Strukturgesetz gehört zu den zentralen | |
| gesundheitspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung. Mit ihm setzt Gröhe | |
| Eckpunkte einer 2014 von Bund und Ländern erarbeiteten Vereinbarung um. | |
| Demnach soll die Reform bis 2020 bei den Krankenkassen Mehrausgaben von | |
| mehr als fünf Milliarden Euro verursachen. Demgegenüber sollen jedoch | |
| Sparpotenziale durch strukturelle Veränderungen stehen. | |
| Neben der Einführung von qualitätsbezogenen Aspekten bei der | |
| Leistungsabrechnung mit den Kassen sieht das Gesetz unter anderem auch | |
| Zuschläge für die Kliniken vor, die am System der stationären | |
| Notfallversorgung teilnehmen. Dazu kommt eine „patientenfreundlichere“ | |
| Ausgestaltung der Qualitätsberichte von Krankenhäusern und die Schaffung | |
| eines „Umstrukturierungsfonds“, mit dem Überkapazitäten in einzelnen | |
| Regionen abgebaut werden sollen. Dafür gibt der Bund einmalig 500 Millionen | |
| Euro, sofern die Länder ihrerseits noch einmal die gleiche Summe | |
| bereitstellen. | |
| Ferner soll dem Gesetz zufolge ein Förderprogramm für neue Pflegerstellen | |
| eingerichtet werden, in das laut Bundesgesundheitsministerium 2016 bis 2018 | |
| bis zu 660 Millionen Euro und danach jährlich 330 Millionen Euro fließen | |
| sollen. | |
| ## Anreize zur Umstrukturierung | |
| „Patienten müssen sich auf eine gute Versorgung im Krankenhaus verlassen | |
| können. Deshalb stärken wir die Spitzenmedizin und sorgen dafür, dass sich | |
| besonders gute Qualität künftig auch finanziell lohnt“, erklärte Gröhe. D… | |
| Gesetz schaffe eine „solide Arbeitsgrundlage“ für die rund 2000 deutschen | |
| Krankenhäuser und sorge bei Patienten für mehr Behandlungssicherheit und | |
| Versorgungsqualität. Es setze Anreize zur Umstrukturierung von Kliniken und | |
| bessere die Finanzierungsmöglichkeiten der Einrichtungen. | |
| Bei Krankenhausträgern, Gewerkschaften, Parteien der Bundestagsopposition | |
| und kommunalen Spitzenverbänden stieß das seit längerem diskutierte | |
| Vorhaben nach dem Kabinettsbeschluss erneut auf Kritik. Die angekündigte | |
| Qualitätsoffensive bleibe eine „Verbaloffensive“, weil die erforderlichen | |
| Ressourcen nicht im nötigen Maße bereitgestellt würden, erklärte die | |
| Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) in Berlin. Die Reform sei „viel | |
| Etikettenschwindel“ und verbessere weder die Patientenversorgung, noch | |
| sichere sie die Finanzierung der Krankenhäuser. Letztlich entziehe sie den | |
| Kliniken allein 2017 sogar eine Milliarde Euro. | |
| Die Gewerkschaft Verdi kritisierte, der Entwurf biete keine Lösung für den | |
| „dramatischen Personalmangel“ in den Krankenhäusern. Der Zusammenhang von | |
| Versorgungsqualität und genügender Personalstärke werde darin „vollständig | |
| ignoriert“. Der Deutsche Städtetag forderte die Regierung zu | |
| Nachbesserungen auf. Eine „stabile“ Klinikversorgung sei darauf angewiesen, | |
| dass die laufenden Personal- und Betriebskosten sowie dringend benötigte | |
| Investitionen finanziert würden. „Der Gesetzentwurf erfüllt diese | |
| Anforderungen in keiner Weise, sondern veschlechtert sogar die Situation in | |
| den Häusern“, erklärte der Verband. | |
| Die Bundesregierung plant nach eigenen Angaben damit, dass das Gesetz | |
| Anfang 2016 in Kraft tritt. Dies hängt allerdings vom weiteren | |
| parlamentarischen Verfahren ab. | |
| 10 Jun 2015 | |
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