| # taz.de -- Bunte-Chefreporter gestorben: Sahner hatte sie alle | |
| > Er sprach mit Michael Jackson und dem Papst. Seine Texte hatten eine | |
| > Tendenz zur Ranschmeiße. Nun starb Paul Sahner im Alter von 70 Jahren. | |
| Bild: Küchenpsychologe mit Tendenz zum Ranschmeißen: Bunte-Chefredakteur Paul… | |
| BERLIN taz | Er war ein Stück gutes altes Westdeutschland, dieser Paul | |
| Sahner. So kregel, so selbstgewiss, so Achtziger. Kaum zu glauben, dass so | |
| einer mit nur 70 Jahren plötzlich stirbt – Sahner, der Mann mit der | |
| gesunden Bräune und dem weißen Haar, ist am Sonntag einem Herzinfarkt | |
| erlegen. Seine langjährige Kollegin, Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel, | |
| teilte mit, ihre Trauer sei „unbeschreiblich“. | |
| Für Sahner, der eines der besten Pferde in Riekels Bunte-Stall war, gab es | |
| kein „unbeschreiblich“. Der Gesellschaftsreporter verfügte über eine | |
| journalistische Technik, die jungen KollegInnen von ihren LehrerInnen heute | |
| beizeiten ausgetrieben wird: übergroße Nähe zum Berichtsgegenstand, | |
| kombiniert mit Küchenpsychologie und Tendenz zur Ranschmeiße. | |
| Wenn es der Story diente, kolportierte er auch Privates. Für die Promis | |
| kein Grund, auf Distanz zu gehen. Ein Sahner-Interview galt aus Ausweis von | |
| Wichtigkeit in jenen Kreisen, in denen Journalismus einzig der Steigerung | |
| des eigenen Marktwerts zu dienen hatte. | |
| Sahner hatte sie alle. Michael Jackson, den Papst, Iris Berben, Nelson | |
| Mandela. Aber eben auch einen Mann namens Rudolf Scharping, den heute | |
| niemand mehr kennen würde, hätte Paul Sahner ihn nicht 2002 dazu überredet, | |
| für die Bunte mit seiner neuen Freundin auf Mallorca im Pool zu planschen. | |
| Blöd: Scharping war zu dieser Zeit Bundesverteidigungsminister. Während er | |
| mit Sahner über die Liebe plauschte, standen seine Soldaten vor einem | |
| Einsatz in Mazedonien. Der SPD-Mann musste zurücktreten. So was konnte | |
| People-Journalismus damals noch bewirken. | |
| ## Im Instagram-Zeitalter sind Promis ihre eigenen Paparazzi | |
| Dass solche Zeiten vorbei sind, hatte Paul Sahner wohl verstanden. Erst im | |
| letzten Jahr hatte er sich aus der Bunte-Chefredaktion in einen | |
| „Teilruhestand“ verabschiedet. Im digitalen Zeitalter hatten seine Promis | |
| längst eigene Wege gefunden, an ihrem Image zu schrauben. | |
| Einem Boris Becker, der Fotos seiner Kinder [1][auf Instagram | |
| veröffentlicht], muss kein Paparazzi mehr auflauern. Der muss sich nicht | |
| mehr beim „Gottvater der Intimbeichte“ (taz) erklären, um sein Publikum | |
| milde zu stimmen. | |
| Auch deshalb wollte Sahner, der alte Kempe, sich künftig mehr um den | |
| eigenen Glanz kümmern. „Ich krieg sie alle!“ lautet der Titel seiner | |
| [2][für diesen Herbst angekündigten Autobiografie]. Mit Ausrufezeichen. | |
| 8 Jun 2015 | |
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| [1] http://instagram.com/p/3V0DcXkf3K/?taken-by=borisbeckerofficial | |
| [2] http://www.randomhouse.de/Buch/Ich-kriege-sie-alle-Die-Geheimnisse-des-beru… | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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