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# taz.de -- Hafenklappe neu genutzt: Auf den Spuren der Arbeiter
> Harburgs ältester Kiosk ist gerettet und wird zum Binnenhafenfest mit
> neuem Inhalt eröffnet. DARIJANA HAHN
Bild: Bringen Kultur in die Hafenklappe: die vier Retter des Kiosks.
Diese Ecke am Kanalplatz im Harburger Binnenhafen wäre ohne die alte
Hafenklappe kaum vorstellbar. Unmittelbar vor der Brücke zur Schlossinsel,
zwischen riesigen Stromleitungsmasten und der Blohmstraße, hielt der kleine
Kiosk mit dem markanten Trinkhallen-Schriftzug seit 139 Jahren die
Stellung. Wenngleich die Spuren der Zeit die kleine Bude ein wenig
windschief werden ließ.
Während bis vor Kurzem noch Bockwurst, Bier und Kaffee gereicht wurden,
stehen hier nun Kunst und Kultur auf dem Programm. Die Stadtplanerin Birgit
Caumanns, die sich mit vier Mitstreitern für den Erhalt dieses Kiosks
eingesetzt hat, spricht von einer „absolut neuen Nutzung“. Eine solche
musste her, nachdem dem Relikt Harburger Industrie- und Hafengeschichte
seit gut fünf Jahren der Abriss drohte.
Der alte Kiosk drohte von Plänen überrollt zu werden, die eine Entwicklung
des Binnenhafens zum „attraktiven Wohnquartier mit hochwertigem Gewerbe“
vorsieht. Zuletzt war es der benachbarte Beach-Club, der durch seine
Verlegung der Hafenklappe den Garaus zu machen schien. Mitte Februar wurde
dem langjährigen Betreiber gekündigt. Die Stadtplanerin Caumanns suchte
anfangs nach einer Möglichkeiten, die Bude an einen anderen Standort zu
verlegen und so retten zu können. Doch dann änderten auch die
Bezirkspolitiker ihre Meinung und wollten den alten Hafenkiosk erhalten.
Schließlich wollten die Parteien in der Harburger Bezirksversammlung dazu
beitragen, dass „ein Farbklecks“ des alten Hafenambientes erhalten bleibt,
erinnert sich Gorch von Blomberg, einer der neuen Kioskmitbetreiber. Und so
darf der Kiosk nun an seinem angestammten Platz bleiben.
Nur eben ohne die als „Hafenlümmel“ veräußerten Bockwürste für 2,40 Eu…
Dennoch hoffen die neuen Betreiber darauf, dass der Kiosk mit seinen
Ausstellungen und Informationsangeboten zum Harburger Binnenhafen auch
weiterhin eine Anlaufstelle im Hafen bleibt. Doch bis auf Weiteres wird er
nur an besonderen Tagen geöffnet.
An diesem Wochenende etwa passend zum Binnenhafenfest. Dann wird die
Harburgerin Uschi Tisson im Kiosk ihre handgearbeiteten Hafenkisten mit
„Harburgensien“, jenen in Harburg gefertigte Handarbeiten, Bonsches und dem
Harburger Hafenbuch verkaufen. „Den Klönschnack gibt es natürlich
kioskgemäß dazu“, sagt Tisson, die als Journalistin einiges über Harburg zu
berichten weiß.
Auch die vier RetterInnen des Kiosks Birgit Caumanns, Gorch von Blomberg,
Timo Blume und Bianca Blomenkamp sind Kenner des Harburger Hafens und
seiner Geschichte: „Harburg war der Maschinenraum Hamburgs“, sagt von
Blomberg und weist darauf hin, dass in Harburg etwa mit der Gummi- und
Juteindustrie sehr viel mehr Industrie angesiedelt war als in Hamburg. Für
von Blomberg war es ein besonderes Anliegen, dass im heutigen Stadtraum
Zeichen und Spuren sichtbar bleiben, anhand derer sich Geschichte ablesen
lässt. So wie der Kiosk an Hafenarbeiter und Industriekultur denken lässt.
„Es ist kein Zufall, dass der Kiosk seit mindestens 1876 an dieser Ecke
steht, weil dort 1872 die Brücke zur Schlossinsel gebaut wurde“, sagt von
Blomberg. Doch wann genau das Gebäude errichtet wurde und ob es sich dabei
möglicherweise ursprünglich um das Ruderhaus eines Schiffes gehandelt hat,
hat er noch nicht herausgefunden. Vom morschen Holzfußboden mussten sich
die Betreiber trennen. Und beim Entfernen der pastellfarbenen
50er-Jahre-Tapeten entdeckten sie eine einfache Pressspanverkleidung der
Wände.
So schlicht diese Bude auch ausgestattet ist, sind sich inzwischen
mindestens alle einig darin, dass dieser Kiosk zu den Kostbarkeiten zählt,
die sich im Binnenhafen entdecken lassen.
[1][www.harburger-binnenhafenfest.de]
5 Jun 2015
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