# taz.de -- Industriedenkmal: Harburger Hallen sollen bleiben | |
> Investor will anstelle eines denkmalgeschützten Fabrikensembles eine | |
> "Ecocity" mit Hochhäusern bauen. Der Bezirk fürchtet um das Entrée zum | |
> Binnenhafen. | |
Bild: Soll großenteils nur noch als Kulisse erhalten bleiben: die Harburger Gu… | |
Das Neubauprojekt klingt spektakulär: Zwei 16-stöckige Hochhäuser mit | |
zeichenhaften Windturbinen in der obersten Etage sollen im Harburger | |
Binnenhafen errichtet werden. Dazu kämen eine Reihe niedriger Bürogebäude | |
sowie Lager- und Produktionshallen - all das mit Sonnen- und Windenergie | |
und begrünten Dächern. Würde das so realisiert, bliebe von den | |
denkmalgeschützten Hallen der New York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie | |
(NYH ) mit einer Ausnahme nichts übrig als die Fassaden. | |
Die backsteinernen Gründerzeit-Hallen der NYH sind von der nach Harburg | |
fahrenden S-Bahn aus zu sehen und bilden von der Autobahn aus das Entrée | |
zum Harburger Binnenhafen. Die Firma, die die Hallen momentan nutzt, will | |
ihren Betrieb nach Lüneburg verlagern und hätte damit eigentlich schon zum | |
Jahresende 2009 fertig sein wollen. Jetzt wird eine neue Nutzung gesucht, | |
was nicht ganz einfach ist, denn die Wände dünsten infolge der | |
Gummiherstellung Krebs erregende Nitrosamine aus. | |
Dem Baudezernenten des Bezirks, Jörg-Heinrich Penner, ist das klar. Er hat | |
der Eigentümerin, der Harbour Real Estate Portfolio AG, deshalb angeboten, | |
auf dem hinteren Teil des Geländes zwischen Nartenstraße und Neuländer | |
Straße ein Hochhaus zu bauen, so dass sich das Gesamtprojekt bei Erhaltung | |
der alten Hallen rentabler gestalten ließe. Die Planer von Harbour Real | |
Estate, Tec Architecture und das Ingenieurbüro Arup, haben jedoch auch an | |
der Ecke der beiden Straßen ein Hochhaus beantragt. | |
Der Eigentümer könne möglicherweise beanspruchen ein Hochhaus zu bauen, | |
sagt der Harburger CDU-Fraktionschef Ralf -Dieter Fischer, "aber nicht an | |
der Ecke". Das Gelände sei ein wichtiger Teil des Harburger Binnenhafens, | |
den der Bezirk in ein Quartier zum Arbeiten und Leben verwandeln will. | |
"Unsere Philosophie dabei ist es, Altbausubstanz mit neuen Nutzungen zu | |
verbinden", sagt Fischer. | |
Die Planer kontern mit ihrem ökologischen Konzept. Die Ecocity werde als | |
Projekt für die Internationale Bauausstellung 2013 diskutiert, sagt Till | |
Pasquay von Arup. "Die Bewerbung läuft." Indem die Windturbinen in die | |
Gebäude integriert werden, wolle man ein Zeichen setzen. Wie gut das | |
funktionieren könnte, ist unklar: Es gibt kaum Vorbilder. Die Planer wollen | |
zehn Prozent des Energieverbrauchs ihres Quartiers mit den Turbinen decken. | |
Fischer ist skeptisch: "Jeder, der in Harburg oder Wilhelmsburg bauen will, | |
sagt: Das ist ein IBA-Projekt." Der Bezirk wolle einen Bebauungsplan für | |
das Quartier erarbeiten. Baudezernent Penner und seine Leute prüfen derweil | |
den Bauvorbescheidsantrag für das Hochhaus an der Ecke. Ein Rechtsanspruch | |
auf eine Genehmigung liege auch nach jetzigem Recht nicht vor. Der Bezirk | |
sei sich mit dem Denkmalschutzamt und der Baubehörde einig, dass die alten | |
Hallen erhalten werden sollten. Trotz der Vergiftung sei das drin. | |
25 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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