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# taz.de -- UN-Jahresbericht zum Hunger: Weniger Betroffene, verfehlte Ziele
> Knapp 800 Millionen Menschen sind weltweit von Hunger betroffen. Die Zahl
> sinkt – aber weniger stark als erhofft. In Afrika gibt es sogar mehr
> Krisenländer.
Bild: Pakistanische Frauen tragen Wasserbehälter. Regelmäßig sterben in der …
Rom afp | Die Zahl der Hungernden weltweit ist auf unter 800 Millionen
gesunken. Rund 795 Millionen Menschen hätten nicht genügend Nahrung, heißt
es in dem am Mittwoch veröffentlichten UN-Jahresbericht zum Hunger weltweit
([1][“The State of Food Insecurity in the World 2015“]). Gemeinsame
Herausgeber sind die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO), der Internationale Fonds für Landwirtschaftliche
Entwicklung (Ifad) und das Welternährungsprogramm (WFP).
Demnach verringerte sich in Entwicklungsländern der Anteil der Bevölkerung,
der über nicht genügend Nahrung für ein aktives und gesundes Leben verfügt,
von fast einem Viertel der Bevölkerung Anfang der 90er Jahre auf heute nur
noch ein Achtel. Damit hungern derzeit 216 Millionen Menschen weniger als
vor etwa 25 Jahren, wie es weiter heißt.
Die Zahlen zeigten, dass der Hunger noch zu unseren Lebzeiten besiegt
werden könne, erklärte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. Dieses
Ziel müsse bei allen politischen Entscheidungen berücksichtigt werden und
„essentieller Teil der neuen Agenda für nachhaltige Entwicklung sein, die
dieses Jahr aufgestellt wird“, forderte da Silva. „Wir müssen die
Generation sein, die den Hunger besiegt.“
Ifad-Präsident Kanayo F. Nwanze hob die Bedeutung von Investitionen in die
ländlichen Gebiete von Entwicklungsländern hervor, weil dort die meisten
Armen und Hungernden der Welt lebten. „In ländlichen Gemeinden müssen gute
Arbeitsplätze, gute Lebensbedingungen und gute Zukunftschancen für die
Bewohner entstehen, nur so können sich Länder nachhaltig entwickeln“,
erklärte Nwanze.
WFP-Exekutivdirektorin Ertharin Cousin unterstrich die Bedeutung guter
Ernährung: „Männer, Frauen und Kinder brauchen täglich nahrhaftes Essen, um
sich voll zu entfalten, nur so können sie zum wirtschaftlichen Wachstum
ihres Landes beitragen.“ Davon müsse wiederum die gesamte Bevölkerung
profitieren, „damit Hunger zur Geschichte wird“.
## Viele Gründe führen zum Scheitern
Dem Bericht zufolge verhinderten die globale Wirtschaftslage der letzten
Jahre sowie extreme Wetterbedingungen, Naturkatastrophen, politische
Instabilität und bewaffnete Konflikte, dass die für das Jahr 2015 gesetzten
Ziele zur Ernährungssicherung vollends erreicht werden konnten. 24
afrikanische Länder sind demnach heute von Nahrungskrisen betroffen, das
sind doppelt so viele wie im Jahr 1990. Jeder fünfte Hungernde lebt in
einem Krisengebiet mit schwachen oder fehlenden Regierungsstrukturen.
In Krisenländern leiden laut dem Bericht mehr als drei Mal so viele
Menschen wie anderswo unter Hunger. Schon im Jahr 2012 waren das 129
Millionen, ein Fünftel aller Hungernden weltweit. Die größten Fortschritte
wurden in Südostasien, Lateinamerika, der Karibik und Teilen Afrikas
erzielt.
Diese Erfolge zeigen dem UN-Bericht zufolge, wie Hunger nachhaltig bekämpft
werden kann: Wirksam seien vor allem landwirtschaftliche Investitionen,
soziale Sicherung, politische Stabilität und Wirtschaftswachstum. Vor allem
aber brauche es den politischen Willen, die Eliminierung des Hungers zum
zentralen Entwicklungsziel zu machen.
27 May 2015
## LINKS
[1] http://www.fao.org/hunger/en/
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Hunger
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