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# taz.de -- Die Wahrheit: Insekten im Zwielicht
> Vorsicht Attacke: Der IS ist auch zu Hause auf dem Vormarsch. Die Ameisen
> greifen vehement und allerorten an.
Bild: Kinder, was für ein Gemetzel!
Als die Krieger des IS das Balkonzimmer überfielen, konnte man den Angriff
des Insektenstaates mit Handfeger und Ameisenköder gerade noch einmal
abwehren. Wie kann es dazu kommen, dass als Einzeltiere vollkommen harmlose
Ameisen in der Gruppe ungeniert fremde Balkonzimmer überfallen? Was wollen
die Krabbelkrieger, und wer verführt sie?
Ein gutes Fachopus sollte mir bei diesen Fragen weiterhelfen: „Emsenvolk
auf großer Fahrt – Verfall und Aufstieg eines Ameisenstaates“, ein
Kinderbuch von 1934. Darin wird ohne falsche Scheu vor zimperlichen
Pädagogen der Kampf eines Ameisenvolkes ohne Raum gegen die Blutroten
Raubameisen und die fiesen Gelblinge geschildert. Eine Zeit, als man
Ameisen noch Emsen nannte, und eine Zeit, als man jungen, ungefestigten
Ameisen noch mit Kriegsgeschichten imponieren konnte.
Das Buch berichtet über das „größte Blutbad in der Geschichte der Emsheit�…
und schildert den Kampf „Emse gegen Emse“. Ein Held leistet sogar
„Überemsliches“. Das Fazit? „Kinder, war das ein Gemetzel!“
So etwas kommt natürlich an bei den jungen Krabblern. Am Ende der
Schilderung sprenkeln die Leichen der Ameisenvölkerschlacht „als rote
Kleckse das gelbe Wasser“.
## Rot wie Blut und hart wie Stahl
Wie konnte es zu dem Gemetzel kommen? Natürlich durch eine Hasspredigt. Der
alte Großkropf indoktriniert das kleine Lüpfchen: „Alles, was anders riecht
als du, ist dein Feind. Greife stets zuerst an. Beiße! Spritze Gift! Alles,
was du tust, tust du für den Staat!“
Auch drastische Geschichten über die Versklavung fremder Ameisenvölker
dürfen in diesem guten Kinderbuch nicht fehlen: Die wilde Königin Mordax
(!), eine Blutrote Raubameise, dringt bei den gutmütigen Grauschwarzen
Ameisen ein und übernimmt die hilflose Brut, die sie zu einem üblen
Räubervolk heranzieht. Eine böse, bissige Bande mit der Parole „Rot wie
Blut und hart wie Stahl“ auf den … äh, Lippen. Wer möchte da nicht
mitziehen auf fremde Balkone? „Kindereien“, wird da manch einer einwenden,
„das sind doch nur Fantastereien!“
Sehen wir uns das reale Ameisenvolk einmal genauer an: Rossameisen rauben
die Puppen anderer Arten, die Königin der Schwarzen Holzameise dringt in
fremde Nester ein, tötet die andere Königin und macht die Kolonie zu ihrer
eigenen. Die versklavten Ameisenvölker nennen die Insektenforscher
euphemistisch „Hilfsameisen“. Dabei sind es in Wirklichkeit
Zwangshilfsameisen.
## Sklaventreiber huckepack
Weiter im Untatenkatalog der Ameisen: Von Amazonenameisen wurden in 33
Tagen 41 Raubzüge dokumentiert, bei denen die Überfallenen durch Biss in
den Kopf oder Nacken getötet, die Puppen geraubt (siehe auch: Boko Haram)
und heimgebracht werden. Als Gipfel der Erniedrigung müssen die Sklaven
ihre Unterdrücker bei einem Nestwechsel auf dem Rücken schleppen! Das
trifft häufig die Grauschwarze Sklavenameise, ein klassisches
Opferameisenvolk.
In der Nestgründungsphase frisst die Königin nicht selten einen Teil der
eigenen Eier und Maden. Die gefürchtete Rasenameise dagegen dringt gern in
„weisellose Wirtsnester“ ein, also dorthin, wo die Königinnen gestorben
sind und alle Weibchen von den eigenen Brüdern begattet werden. Überall nur
Inzest, Kindermord, Sklavenhalterei.
Da klingen die Diebereien der Diebsameisen nachgerade harmlos. Diese
„erbetteln“ Nahrung bei anderen Ameisen. Eigene Futtersuche? Kaum.
„Seltener eigener Nahrungserwerb“, urteilen die Insektenforscher Jacobs und
Renner in ihrem „Taschenlexikon zur Biologie der Insekten“.
Das Gesamturteil über die emsigen Ameisen? Definitiv Terrorbanden in
Insektengestalt! Deshalb mein Appell: Vertreibt den IS von den Balkonen,
klärt auf und redet mit jeder einzelnen Ameise!
26 May 2015
## TAGS
„Islamischer Staat“ (IS)
Insekten
Attacke
Sklavenarbeiter
Ameisen
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Zeugnisse
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Schwerpunkt Klimawandel
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