| # taz.de -- Rechter Kämpfer bei MMA-Event: Mit Hakenkreuz unter der Achsel | |
| > „Mixed Martial Arts“-Veranstaltungen ringen mit einem schlechten Ruf. Nun | |
| > tritt in Bremen auch noch ein Kämpfer mit einschlägigen Tätowierungen an. | |
| Bild: Die Kampfsport-Events, wie hier 2013 in Bremen, ringen um einen besseren … | |
| BREMEN taz | Schläge, Tritte, Hebel und Würgetechniken – wenn heutzutage | |
| von MMA, den „[1][Mixed Martial Arts“], die Rede ist, rümpfen nicht mehr | |
| ganz so viele die Nase. Dass es beim Kampf im Stehen und am Boden viele | |
| Regeln gibt und er Menschen aller Schichten begeistert, hat sich | |
| herumgesprochen. Gleichwohl ringt [2][MMA mit seinem Image]: Bis heute | |
| ziehen die Kampfsport-Events auch Zuhälter, Bandenrocker oder [3][Neonazis | |
| in die Hallen]. | |
| In Bremen findet nun am Samstag eine solche Veranstaltung im „Pier 2“ | |
| statt: Wettkämpfe im Thaiboxen, Kickboxen und – in drei von insgesamt 17 | |
| Kämpfen – auch im MMA. | |
| Man habe die Veranstaltung „auf dem Zettel“, heißt es bei der Bremer | |
| Polizei: „Es könnte Konflikte zwischen Linken und Rechten geben“, sagt ein | |
| Sprecher. „Auch das Klientel aus dem Bereich der Motorradgang-Kriminalität | |
| besucht gerne diese Veranstaltungen.“ Der Veranstalter sei aber sehr | |
| kooperativ. „Auch darüber, wie Kämpfer dort auftreten sollten, ist | |
| gesprochen worden“, erklärt der Polizeisprecher. | |
| Er spielt damit besonders auf einen Kämpfer an: Frank Kortz. Der hat ein | |
| [4][Hakenkreuz] unter seine Achsel tätowiert, ein weiteres prangt unterhalb | |
| seines Bauchnabels. Quer über den Kopf trägt er obendrein das Bild eines | |
| „Thorshammer“, den Polizei und Verfassungsschutz ebenfalls in ihren | |
| [5][Listen rechtsextremer Symbole] führen. Kortz wird am Samstag in Bremen | |
| im T-Shirt auftreten. | |
| ## „Es geht nur um den Sport“ | |
| Es handele sich um „eine reine professionelle Sportveranstaltung, die | |
| keinerlei politische Ansichten vertritt“, versichert Vahit Arslan, | |
| Veranstalter des Wettbewerbs „[6][Hype FC]“. Frank Kortz sei ihm vorher | |
| nicht bekannt gewesen. „Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass er | |
| seit über zwei Jahren aus der rechten Szene raus ist“, so Arslan. „Wir | |
| geben ihm die Möglichkeit, sich auf sportliche Weise zu verbessern und | |
| nicht rückfällig zu werden.“ Arslan distanziert sich von jeder religiösen | |
| oder nationalistischen Position. „Es geht“, sagt er, „nur um den Sport.“ | |
| Auf seinem Facebook-Profil allerdings zeigt Kortz wenig Distanz zu seiner | |
| Vergangenheit: Auch auf aktuellen Bildern sind die Hakenkreuze zu sehen, | |
| etwa in einem Eintrag am 1. April, in dem er über seine Kampfvorbereitung | |
| schreibt. Die Listen der Musik, die er mag, zeigen unter anderem Hannes | |
| Ostendorf, den Sänger der Rechtsrock-Band „Kategorie C“, und den | |
| schwedischen Ableger des Neonazi-Musiknetzwerkes „Blood & Honour“, dessen | |
| Ableger in Deutschland im Jahr 2000 verboten wurde. | |
| Er sei „kein Aussteiger“, sagt Kortz selbst zur taz, „sondern nicht mehr | |
| aktiv“. Mit Ostendorf und Leuten von Blood & Honour sei er schon lange | |
| befreundet. Er trainiere in seinem Gym aber auch mit vielen Sportlern mit | |
| Migrationshintergrund. „Ich stehe zu meiner Vergangenheit“, sagt er. Seine | |
| Tätowierungen wolle er nicht wegmachen lassen, was aber nichts mit seiner | |
| politischen Meinung zu tun habe, sondern mit Erinnerungen. Seine | |
| Facebook-Seiten hat Kortz mittlerweile gelöscht. | |
| ## Kein MMA-spezifisches Problem | |
| Auch das Bremer Kampfsport-Gym „[7][Grapple & Strik]e“ wollte am kommenden | |
| Samstag dabei sein. Das Team versteht sich als antirassistisch, es gibt | |
| dort eine Solikasse, damit Flüchtlinge kostenlos trainieren können. Einer | |
| ihrer Kickboxer sollte im „Pier 2“ um den Europameisterschafts-Titel | |
| kämpfen. Nun hat das Gym den Kampf kurzfristig abgesagt – wegen Kortz’ | |
| Teilnahme. | |
| Für Frank Burczynski ist die Sache klar. Er organisiert die Wettkämpfe bei | |
| Deutschlands vielleicht größter [8][MMA-Veranstaltungsreihe „We love MMA“] | |
| und sagt: „Leute mit Hakenkreuz-Tätowierungen kommen bei mir nicht in den | |
| Ring.“ Er recherchiere vorher und lasse sich etwa Fotos in Kampfpose | |
| schicken. Und spätestens auf der Waage sehe man den nackten Oberkörper. | |
| „Meiner Meinung nach“, wird Burczynski deutlich, „ist es mit das Schlimms… | |
| was dem Sport passieren kann, wenn man solchen Leuten eine Plattform gibt.“ | |
| Jesse-Björn Buckler, MMA-Kämpfer aus Berlin, der als Linker bekannt ist, | |
| hat Erfahrungen mit dem Umgang der MMA-Szene mit rechten Sportlern: „Im | |
| Kampfsport gelten Respekt, Teamfähigkeit und Fairness als Grundwerte. | |
| Daraus leitet sich eine falsch verstanden Toleranz auch für die dümmsten | |
| Leute ab“, so Buckler zur taz. „Wenn man wiederum auf einfachen | |
| zivilisatorischen Selbstverständlichkeiten beharrt und darauf besteht, | |
| Rassisten und Sexisten keinen Raum zu bieten – dann gilt man schnell als | |
| Intolerant“. Das aber sei kein sportspezifisches und schon gar kein | |
| MMA-spezifisches Problem, betont Buckler, sondern: „Das ist ein | |
| gesamtgesellschaftliches Problem.“ | |
| 21 May 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Mixed_Martial_Arts | |
| [2] /Mixed-Martial-Arts-in-Deutschland/!131949/ | |
| [3] /Free-Fight-in-Bremen/!111727/ | |
| [4] http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__86.html | |
| [5] http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/rechtsextremismus/erkennung… | |
| [6] http://www.facebook.com/hypefcgermany | |
| [7] http://www.grappleandstrike.de/ | |
| [8] http://www.welovemma.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
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