# taz.de -- Amnesty kritisiert WM-Gastgeber Katar: Sponsoren machen Druck auf d… | |
> Ein neuer Bericht von Amnesty International kritisiert, dass sich die | |
> Bedingungen auf den WM-Baustellen in Katar nicht verbessert haben. Die | |
> Fifa gelobt Besserung. | |
Bild: Auf der WM-Baustelle in Katar mag es Fortschritte geben – bei den Arbe… | |
DOHA/LONDON dpa | Die schwierige Lage der ausländischen Arbeiter auf den | |
Baustellen der Fußball-WM in Katar hat sich nach Einschätzung der | |
Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) nicht gebessert. | |
Trotz anderslautender Versprechungen des Golfemirats seien die Gastarbeiter | |
aus zumeist südasiatischen Ländern weitgehend rechtlos, [1][stellt ein | |
Bericht fest], den die Organisation am Donnerstag veröffentlichte. | |
„Hoffnungen auf echte Fortschritte schwinden dahin“, heißt es von Amnesty | |
International. | |
Als Reaktion auf den Bericht versprach der Fußball-Weltverband Fifa weitere | |
Anstrengungen für eine Verbesserung der Lage. „Die Fifa wird an der Seite | |
von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen auch weiter bei den | |
katarischen Behörden auf die Umsetzung von Reformen und die Abschaffung des | |
Kafala-Systems drängen“, hieß es in einem Statement der Fifa. | |
Die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Gastarbeiter im Land | |
des WM-Gastgebers 2022 werden seit Jahren heftig kritisiert. Fifa-Präsident | |
Joseph Blatter reiste mehrfach zum Emir von Katar, um über die Situation zu | |
beraten, konnte aber bislang offenbar keine maßgeblichen Änderungen | |
erreichen. Amnesty hatte der Regierung von Katar vor anderthalb Jahren | |
einen Katalog von Maßnahmen vorgeschlagen, um das Los der Arbeiter zu | |
verbessern. | |
„In der Praxis hat es aber seitdem keine signifikanten Fortschritte | |
gegeben“, sagte Amnesty-Rechercheur Mustafa Kadri. Ausländische Arbeiter | |
seien ihren Arbeitgebern weiterhin ausgeliefert. Ohne gesonderte Erlaubnis | |
könnten sie ihre Jobs nicht kündigen und das Land nicht verlassen. Gegen | |
unmenschliche Wohnverhältnisse, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen | |
und nicht ausbezahlte Löhne seien sie machtlos. | |
Amnesty appelliert an die Fifa, sich für echte Reformen der im | |
Kafala-System begründeten repressiven Arbeitsgesetze in Katar einzusetzen. | |
„Der Verband hat bislang keine wirkliche Bereitschaft erkennen lassen, | |
dafür zu sorgen, dass Katar 2022 nicht auf den Fundamenten der Ausbeutung | |
und des Missbrauchs gebaut wird“, erklärte Kadri. | |
## Coca-Cola und Visa machen Druck | |
Dem widersprach die Fifa in ihrer Pressemitteilung. Der Weltverband wies | |
daraufhin, dass die monierten Zustände nicht auf WM-Baustellen vorzufinden | |
seien. Die WM 2022 könne sogar als „Katalysator für bedeutende | |
Veränderungen“ dienen. „Die Baustellen der Fifa WM-Stadien, auf denen keine | |
der im Bericht erwähnten Vorfälle stattfanden, unterstehen den | |
internationalen Richtlinien und Standards, die von den verantwortlichen | |
Bauunternehmen und deren Lieferketten gefordert werden“, hieß es in dem | |
Statement. | |
Zuvor hatten schon die Fifa-Topsponsoren Coca-Cola und Visa den | |
Fußball-Weltverband aufgefordert, sich entschiedener gegen | |
Menschenrechtsverstöße in Katar einzusetzen. „Wir erwarten von der Fifa, | |
dass sie diese Probleme weiterhin ernst nimmt und auf weitere Fortschritte | |
hinarbeitet“, teilte der US-Getränkekonzern am Mittwoch mit. „Wir sind | |
weiterhin besorgt über die Berichte aus Katar“, hieß es auch vom | |
Kreditkarten-Unternehmen Visa. Man bitte die Fifa dringend, alles | |
Notwendige zu tun, um Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligen zu | |
schützen. | |
21 May 2015 | |
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[1] http://www.amnesty.org/en/documents/mde22/1570/2015/en/ | |
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