# taz.de -- Kommentar Kölner Wahlskandal: Stadt im Niedergang | |
> Köln hat eine lange Klüngel-Tradition, NRW eine lange Geschichte des | |
> SPD-Filzes. Der Wahlskandal nun kostet Rot-Grün die Mehrheit im Stadtrat. | |
Bild: Mitglieder des Wahlausschusses zählen die Stimmzettel des Wahlbezirkes R… | |
Auf den ersten Blick kann man [1][den Skandal rund um die Neuauszählung] | |
der Stimmen in Köln-Rodenkirchen für eine Lokalposse halten. Sie ist es | |
aber nicht. Die Domstadt hat eine lange Klüngel-Tradition, | |
Nordrhein-Westfalen eine lange Geschichte des SPD-Filzes. Aber am | |
Heiligsten der Demokratie, den Wahlen, hat sich vor Rodenkirchen noch | |
niemand zu vergreifen versucht. | |
Die Kölner SPD verweigerte monatelang eine Neuauszählung und wurde dabei | |
vom Düsseldorfer Innenministerium unterstützt, obwohl offensichtlich war, | |
dass Wahlhelfer die Stapel der SPD- und CDU-Stimmen verwechselt haben | |
mussten: Zustände, die man bisher in den USA für möglich gehalten hätte, | |
nicht aber in Deutschland. Jetzt brachten die Sozialdemokraten nicht einmal | |
eine Entschuldigung zustande, nur eine verquaste Erklärung. | |
Köln befindet sich seit Langem auf dem absteigenden Ast. Was die Stadt auch | |
überregional interessant gemacht hat, die innovative Musikszene etwa, ist | |
längst nach Berlin abgewandert. Geblieben ist die Provinzliebe zum FC und | |
zum Karneval. Die Stadt müsste sich neu erfinden, kann es aber nicht, weil | |
ihre politische Führung im Klüngel feststeckt. Die jetzige SPD-Spitze stieg | |
in der Partei auf, als um die Jahrtausendwende die damalige Führung von | |
Affären dahingerafft wurde. 2009 nahm CDU-OB Fritz Schramma nach dem | |
Einsturz des Stadtarchivs den Hut. Jetzt also der Wahlskandal von | |
Rodenkirchen, der Rot-Grün die Mehrheit im Rat kostet. | |
Die Linken, die sich ebenfalls gegen eine Neuauszählung ausgesprochen | |
hatten, fordern nun die Bildung einer „progressiven, linken Mehrheit im | |
Rat“ unter Einschluss von Piraten und ihnen selbst. Aber ein Bündnis von | |
Parteien, die nach Wahlen keinen Wert auf das richtige Ergebnis legen, kann | |
niemals progressiv sein. | |
20 May 2015 | |
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## AUTOREN | |
Martin Reeh | |
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