# taz.de -- Folgen des Aufruhrs in Tibet: taz-Reporter aus Tibet ausgewiesen | |
> Georg Blume und Kristin Kupfer werden von chinesischen Polizisten | |
> gezwungen, die Autonome Region Tibet zu verlassen. Sie waren dort die | |
> letzten ausländischen Korrespondenten. | |
Bild: Georg Blume mit tibetischen Gesprächspartnern zu Wochenbeginn in Lhasa. | |
BERLIN taz Der taz-China-Korrespondent Georg Blume und seine Mitarbeiterin | |
Kristin Kupfer sind Donnerstag früh von der chinesischen Polizei aus der | |
Autonomen Region Tibet ausgewiesen worden. Sie seien morgends von | |
Polizisten aus ihrem Hotel abgeholt, in ein Zivilfahrzeug verfrachtet, zum | |
Bahnhof von Lhasa gebracht und in den Zug nach Qinghai gesteckt worden. Das | |
berichtet Blume am Donnerstag aus dem Zug telefonisch der Redaktion. In | |
Xining, der Hauptstadt von Qinghai, werden sie am Freitag ankommen. Sie | |
waren die einzigen ausländischen Korrespondenten gewesen, die noch aus | |
Lhasa berichtet hatten. | |
Blume, der auch Korrespondent der Zeit ist, sagte der taz, die Drohungen | |
seien in den letzten Tagen immer rabiater geworden. Täglich seien er und | |
Kupfer, die auch für das österreichische Magazin Profil berichtet, von der | |
Polizei verhört und zur Ausreise gedrängt worden. Zunächst sei es die | |
Ausländerpolizei gewesen, ab Dienstag die reguläre Polizei, die wesentlich | |
härter aufgetreten sei. Am Mittwoch wurde den beiden von einem | |
höherrangigen Kader ultimativ mit dem Entzug der Aufenthaltserlaubnis für | |
China gedroht. Später hätten sie mitbekommen, wie auch ihr Hotel angewiesen | |
wurde, ihren Aufenthalt zu beenden. Zugleich hätte es geheißen, kein | |
anderes Hotel dürfe sie mehr aufnehmen. | |
Mit der Ausweisung der beiden taz-Mitarbeiter gibt es mit Ausnahme weniger | |
Touristen keine ausländischen Beobachter mehr, die das Vorgehen der | |
chinesischen Sicherheitkräfte gegen Tibeter in Reaktion auf die Unruhen in | |
Lhasa vor knapp einer Woche bezeugen können. | |
Offiziell begründet China die Ausweisung der Korrespondenten mit der Sorge | |
um ihre Sicherheit. Menschenrechtsorganisationenen fürchten jedoch, dass | |
die Sicherheitsbehörden freie Hand haben wollen, um unbeobachtet gegen | |
kritische Tibeter vorgehen wollen. "Wir protestieren gegen den Rauswurf", | |
so Reiner Metzger, stellvertretender Chefredakteur der taz. "Offensichtlich | |
will die chinesische Regierung keine weiteren westlichen Zeugen in Tibet | |
dulden. Das ist für uns keine wirkliche Überraschung - die Haltung der | |
Volksrepublik zur Pressefreiheit ist ja bekannt." Es sei bedauerlich, dass | |
die im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen von der chinesischen | |
Regierung versprochene freie Berichterstattung nur Augenwischerei sei. | |
Ausländische Korrespondenten benötigen für Tibet eine besondere Genehmigung | |
der chinesischen Behörden. Darüber hinaus benötigen sie eine regelmäßig zu | |
verlängernde Akkreditierung bei der chinesischen Regierung. Genehmigungen | |
für Tibet gibt es nur selten. In der Vergangenheit sind bereits mehrfach in | |
Ungnade gefallene Korrespondenten aus China ausgewiesen worden. Immer | |
wieder werden Korrespondenten vorgeladen und gelentlich auch verhört. | |
Georg Blume, der seit 1997 aus Peking berichtet, wurde bereits dreimal | |
durch eine vorübergehende Festnahme und anschließende Ausweisung aus der | |
entsprechenden Region an seiner Arbeit gehindert. | |
20 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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