# taz.de -- Kommentar: Durchsichtiger Investorenpoker | |
> Die Investoren am Spreeufer pochen trotz Bürgerentscheid auf | |
> Planungssicherheit. Dabei hat die sich in den vergangenen Jahren ganz oft | |
> als Freibrief fürs Nichtbauen herausgestellt hat. | |
Bild: Viel Platz für viel Leerstand: Neubauentwürfe am Spreeufer | |
Es ist wie ein Mantra. Kaum ist vom erfolgreichen Bürgerbescheid gegen | |
Mediaspree die Rede, bringen Senat und Investoren die Planungssicherheit | |
ins Spiel. Ein "verlässlicher Partner" will Stadtentwicklungssenatorin | |
Junge-Reyer sein. Wer verzichtet schon freiwillig auf das Baurecht?, fragt | |
Investorenvertreter Christian Meyer. Natürlich gibts da auch noch den | |
"Bürger", der in seinem Bürgerentscheid andere Interessen vertritt. Mit dem | |
wollen nun alle einen Kompromiss finden - aber nur, solange er die | |
Planungssicherheit nicht gefährdet. | |
Nur was ist das für eine Planungssicherheit, die sich in den vergangenen | |
Jahren ganz oft als Freibrief fürs Nichtbauen herausgestellt hat? Ein Blick | |
auf den Alexanderplatz hilft weiter. Dort sollte ein Dutzend 150 Meter | |
hoher Türme entstehen. So sah es das Baurecht vor. Nur bauen wollte die | |
Türme keiner. Zu viel Leerstand, zu wenig Nachfrage. Also hat Ingeborg | |
Junge-Reyer in ihrem ersten Akt als Senatorin die Planung geändert. Es | |
durfte nun etwas kleiner sein. Den Investoren wars recht. | |
Warum soll das nicht auch am Spreeufer gehen? Ganz offensichtlich haben | |
sich auch dort die Geldgeber übernommen. Eine Änderung der Bebauungsplanung | |
wäre deshalb auch eine Chance. Weg von überdimensionierten Planungen, hin | |
zu einer Bebauung, die nicht spekulativ, sondern realistisch ist. Und ganz | |
obendrein auch noch den Vorstellungen des Bürgerentscheids entspricht. | |
Nur leider ist da die Planungssicherheit. Wenn sich schon keine Bebauung | |
lohnt, mag sich der eine oder andere Investor denken, dann drohe ich halt | |
mit Schadenersatz. Das wäre immerhin ein schöner Batzen, auch wenn bislang | |
und in Zukunft nicht gebaut wurde und wird. | |
Doch das ist durchsichtiger Poker. Entscheidend ist, was am Ende - und nach | |
den Verhandlungen in einem Sonderausschuss - rauskommt. Warum also nicht | |
vom Alexanderplatz lernen? Eine Nummer kleiner wäre im Interesse aller. | |
15 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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