Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Agrarministerin zum Genmais: Aigner beackert das Genfeld
> Die neue Bundesagrarministerin Aigner äußert sich erstmals zur
> Gentechnik. "Durchaus wahrscheinlich, dass ich dagegen sein könnte", sagt
> sie vor Gentechnik-Gegnern.
Bild: Statements voller Konjunktive: Agrarministerin Aigner (2.v.li.).
ANDECHS taz | "So, ich muss zum Flugzeug", sagt Ilse Aigner nach zehn
Minuten. Die Gentechnik-Gegner pfeifen. Sie wollen Antworten. Die
CSU-Bundesagrarministerin soll nach 100 Tagen im Amt endlich einmal sagen,
ob sie für oder gegen ein Gentechnikverbot in der Landwirtschaft ist. Doch
Aigner antwortet nicht. "Ich nehme Ihre Sorgen ernst und werde das prüfen",
sagt die Ministerin und verschwindet.
Eine klare Aussage Aigners zur Gentechnik ist überfällig. Demnächst wird in
Brüssel über die Zulassung zweier neuer Genmais-Sorten entschieden. Nach
einer Emnid-Umfrage sind 70 Prozent der Bundesbürger gegen den Anbau von
Genmais. Wie sich Deutschland positionieren wird, ist unklar.
Am Montagmorgen besucht Ilse Aigner ihren Wahlkreis. In einem Wirtshaus am
Kloster Andechs spricht sie zu den örtlichen Landwirten. "Meine Bauern"
nennt Aigner ihre Zuhörer. Die klatschen höflich. Jubel bricht bei Aigners
Rede keiner aus.
Wenige Meter weiter hat die Aktionsplattform Campact 200 Gentechnikgegner
versammelt. Bauern haben ihre Traktoren mitgebracht. Ein Aktivist auf
Stelzen hat sich ein Dirndl angezogen, einen großen Ilse-Aigner-Pappkopf
aufgesetzt und verstreut Maiskörner. So wollen sie die Ministerin zur Rede
stellen.
Denn die schweigt beim Thema Gentechnik beharrlich. Zu ihrem Amtsantritt im
November letzten Jahres hat Aigner versprochen, den Kurs ihres Vorgängers
Horst Seehofer fortzuführen. Eine klare Linie hatte der nicht. In seinem
Ministerium schuf er Gesetze, die den Anbau von Genpflanzen erleichtern.
Bei öffentlichen Reden unterstützte er indes Forderungen nach regionalen
Gentechnikverboten. Nicht einmal dazu will sich Aigner durchringen, als sie
sich in Andechs vor die Demonstranten stellt. Sie spricht im Konjunktiv.
Ist sie für oder gegen die Genehmigung neuer Genmaissorten? Aigner sagt:
"Es ist durchaus wahrscheinlich, dass ich dagegen sein könnte." Für ein
Verbot von Genmais habe sie derzeit keine Möglichkeit, erklärt Aigner.
Andere EU-Länder, die ein nationales Genmais-Verbot durchsetzen wollten,
wie Frankreich oder Österreich, hätten schon ein Verfahren durch die EU am
Hals. "Wir wollen auch eins", schreit ein Demonstrant. Doch Aigner will
sich nicht mit der EU anlegen. Sie meint nur: "Ich werde mir erst mal die
Gutachten anschauen." Campact hat in den vergangenen Monaten 45.000
Postkarten-Unterschriften gesammelt, die den Einsatz der Ministerin für ein
Verbot der Genmaissorte MON 810 fordern. Sie würden die Karten gerne an
Aigner überreichen. Die doch die will keine Unterschriften. Sie meint: "Die
bringe ich doch nicht rein in mein Auto."
2 Feb 2009
## AUTOREN
Bernhard Hübner
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neuer Chef beim Bauernverband: Bald noch dickere Kartoffeln
Der Bauernverband hat einen neuen Präsidenten. Der ist ein Vertreter der
industriellen Landwirtschaft. Außerdem ist er der Gentechnik nicht ganz
abgeneigt.
Gentechnik in der EU: EU streitet über veränderte Pflanzen
Die EU-Umweltminister lehnen bei der Gentechnik Spielraum für die
Einzelstaaten ab. Die deutsche Agrarministerin Ilse Aigner will die
bisherige Null-Toleranz beibehalten.
Bauers gentechnikfreier Joghurt: Missverständnisse aus dem Kühlregal
Ein konventioneller Joghurt soll der erste gentechnikfreie Joghurt sein –
so verspricht es die Werbung. Bioproduzenten und Verbraucherschützer finden
das irreführend.
Paraguayischer Bauer über Widerstand und Gift: „Die Gentechnik zerstört uns…
Er ist Protagonist des Protestfilms „Raising Resistance“, Bauer zwischen
Gentechnikfarmern und kein Freund von Waffen und gespritzten Pflanzen.
Geronimo Arevalos im Interview.
Halblegale Gentechnik in Polen: 3.000 Hektar Genpflanzen
Der Handel mit Genmais ist in Polen verboten, der Anbau nicht – das schafft
Schlupflöcher. Nun ist auch ein deutsches Unternehmen in die Kritik
geraten.
Imker ohne Schutz vor Gentechnik: Getunter Blütenstaub bleibt kleben
Imker müssen selbst darauf achten, dass ihre Bienen keinen Pollen von
genmanipulierten Pflanzen sammeln. Das hat der bayerische
Verwaltungsgerichtshof entschieden.
Kommentar Agrarpolitik: Rückschritt in Person
Ilse Aigner setzt auf Gentechnik - und ist mittlerweile diskursiv wieder in
den Achtzigerjahren angekommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.