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# taz.de -- Analyse Europawahl: SPD-Wähler blieben Zuhause
> Die ausgesprochen schwache Wahlbeteiligung drückt vor allem das Ergebnis
> der Sozialdemokraten. Europäische Themen hatten nur eine geringe
> Bedeutung.
Bild: Wer ist das denn? Ein gewisser Martin Schulz. Und der ist Spitzenkandidat…
BERLIN dpa | Die ausgesprochen schwache Beteiligung an der Europawahl ist
nach Einschätzung der Forschungsgruppe Wahlen einer der Hauptgründe für das
schlechte Abschneiden der SPD. Europäische Themen hatten nur eine geringe
Bedeutung, teilte die Forschungsgruppe am Sonntagabend mit. Für 57 Prozent
der Befragten stand bei ihrer Entscheidung die Bundespolitik im
Vordergrund. Eine Dokumentation der Analyse im Einzelnen:
Keine Testwahl für den Bund
Der Wahlausgang ist nach Ansicht der Forscher nicht als Test für die
Entscheidung im Bund im September geeignet, nehmen an der Bundestagswahl
doch rund doppelt so viele Wähler teil. Bei niedriger Wahlbeteiligung
gelinge es der Union traditionell besser als der SPD, ihre Wählerschaft zu
mobilisieren. Auch der Anteil der Splitterparteien wird bei der
Bundestagswahl wesentlich niedriger sein.
Für die Gewinne und Verluste der Parteien sind nach Ansicht der
Forschungsgruppe zunächst die besondere Ausgangslage der Parteien 2004
sowie die aktuelle innenpolitische Situation verantwortlich. Nur für 36
Prozent stand bei ihrer Wahlentscheidung das Geschehen im EU-Parlament im
Vordergrund.
Höheres Ansehen hilft SPD nicht
Die SPD konnte an der Wahlurne nicht davon profitieren, dass ihr
Parteiansehen auf der +5/- 5-Skala im Vergleich zu 2004 ganz erheblich
gewachsen ist. Mit einer Bewertung von 0,8 (2004: minus 0,4) rangiert die
SPD jetzt auf einem Niveau mit der CDU/CSU (0,9; 2004: 0,5).
War die Europawahl 2004 vor allem ein Votum gegen die damalige
Bundesregierung, bekommt die große Koalition mit 0,5 jetzt eine wesentlich
bessere Note als Rot-Grün 2004 (minus 1,3).
Die Kanzlerin macht den Unterschied
Für ihre Arbeit werden CDU/CSU und SPD heute zwar ganz ähnlich bewertet, in
der Kanzler- Frage hat die Union aber einen klaren Vorteil: 52 Prozent
wollen Angela Merkel und 27 Prozent Frank-Walter Steinmeier als
Regierungschef im Bund. Dies zeigt die strukturelle Schwierigkeit der SPD,
die als Juniorpartner der großen Koalition wahrgenommen wird.
Was bitte ist ein Europaparlament?
Für die erneut geringe Wahlbeteiligung ist weniger Verdruss oder
Europaskepsis verantwortlich als vielmehr Desinteresse und die als gering
wahrgenommene Bedeutung der europäischen Parlamentsebene. Während sich ganz
allgemein 45 Prozent der Befragten stark für Politik interessieren, sind es
mit Blick auf Europa nur 30 Prozent.
Union bleibt alt
Mit 48 Prozent erzielt die Union bei Wählern ab 60 Jahren ihr bestes
Ergebnis, allerdings schneidet sie in allen anderen Altersgruppen deutlich
unterdurchschnittlich ab. Bei den 30- bis 44-Jährigen sind es 34 Prozent,
bei den 45- bis 59- Jährigen 33 Prozent und bei den unter 30-Jährigen nur
noch 29 Prozent.
Die SPD kommt ebenfalls bei den Wählern ab 60 Jahren auf ihr bestes
Ergebnis (25 Prozent), zu den anderen Altersgruppen ist der Abstand aber
nicht ganz so groß, am schlechtesten schneidet sie bei den 30- bis
44-Jährigen mit 17 Prozent ab.
Die Grünen werden in allen Altersgruppen bis 59 Jahren jeweils
drittstärkste Kraft. Die FDP wird in allen Altersgruppen zweistellig mit
Ausnahme der Wähler ab 60 Jahren, bei denen sie 9 Prozent erreicht.
Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung der Forschungsgruppe
Wahlen unter 1333 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Deutschland in
der Woche vor der Wahl sowie auf einer Befragung von knapp 20.000 Wählern
am Wahltag.
7 Jun 2009
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