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# taz.de -- Arias will vermitteln: Gespräche in Honduras nur auf Distanz
> Der angestrebte Dialog zwischen Präsident Zelaya und den Putschisten
> läuft schleppend an. Die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit
> gilt als wahrscheinlicher Ausweg.
Bild: Will sein Amt zurückhaben: Der abgesetzte Präsident Zelaya, mit Hut, im…
Keine Einigung im Konflikt um die Macht in Honduras konnte am Donnerstag
Costa Ricas Präsident Oscar Arias erzielen. Er empfing in San José de Costa
Rica Abordnungen mit dem abgesetzten Präsidenten Manuel Zelaya
beziehungsweise dem de-facto-Staatschef Roberto Micheletti an der Spitze.
Ein Dialog zwischen den beiden rivalisierenden Politikern kam aber nicht
zustande, nicht einmal eine Begegnung. Beide trugen dem Vermittler ihre
Positionen vor, keiner wollte einen Schritt zurückweichen. Zelaya will sein
Amt zurück haben, Micheletti will bis zu den Wahlen am 29. November die
Interimsregierung anführen.
Das ist kein ungewöhnlicher Beginn eines Verhandlungsprozesses in
Lateinamerika. Oscar Arias ist daher optimistisch, dass sich die Positionen
aufweichen: "In jedem Dialog muss man Zugeständnisse machen, dafür ist er
ja da. Die unvereinbaren Positionen nähern sich einander an, bis ein für
beide Seiten akzeptabler Kompromiss herauskommt."
Micheletti steht unter dem Druck des politischen Establishments und der
Wirtschaftsbosse, die vor allem Zelayas unerwartete Annäherung an
Venezuelas Hugo Chávez und den Einstieg in das alternative
Wirtschaftsbündnis ALBA als Sündenfall betrachten und fürchten, dass
Honduras in eine Achse Havanna-Caracas-Managua eingespannt wird. Mit der
Ernennung von Oscar Arias als Vermittler ist es Hillary Clinton gelungen,
Chávez aus dem Spiel zu nehmen und die Lösung des Konflikts auf die
zentralamerikanische Ebene zu verlagern. Arias ist ein bekannter Gegner von
ALBA und kein Freund von Hugo Chávez. Allerdings beharrt er auf einer
verfassungskonformen Lösung und weigert sich deshalb, Micheletti als
"Präsident" anzusprechen.
Am ehesten zeichnet sich die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit
als Ausweg ab. Denn Zelaya hätte bei seiner Rückkehr keinerlei Rückhalt in
den Strukturen: das Parlament und selbst seine eigene Liberale Partei sind
gegen ihn. Allerdings hat sich inzwischen eine Gruppe von 20 Abgeordneten
zu Wort gemeldet, die bei der Sitzung, in der Micheletti eingesetzt wurde,
nicht anwesend waren. Folglich war das für solche Schritte erforderliche
Quorum nicht gegeben und der Parlamentsbeschluss nicht rechtswirksam.
Fest hinter Zelaya stehen in Honduras nur die Volksbewegungen, die sich zur
"Front des Volkswiderstandes gegen den Staatsstreich" zusammengeschlossen
haben und immer wieder Proteste organisieren. Am Donnerstag blockierten sie
fünf Stunden lang die wichtigste Straße, die die Hauptstadt Tegucigalpa mit
den Nachbarländern El Salvador und Nicaragua verbindet. Ziel war es, den
Unternehmern, die den Putsch unterstützen, zu schaden.
Die Putschregierung weiß auch, wie sie den Organisationen schaden kann.
Ebenfalls am Donnerstag kündigte die Nationale Bankenkommission an, sie
werde die Konton von Gewerkschaften, Bauern- und Volksorganisationen und
die der Familie Zelaya sperren.
Viele der Zelaya unterstützenden Organisationen stehen auch unter ständiger
Beobachtung. Agenten wachen vor den Lokalen. Einige Anführer schlafen jeden
Tag in einem anderen Haus, um einer Festnahme zu entgehen. Festgenommen
wurde am Donnerstag auch David Murillo, der Vater des am Sonntag bei
Protesten am Flughafen erschossenen Jugendlichen Isis Obed Murillo, nachdem
er seine Aussage beim Komitee der Verhafteten und Verschwundenen (COFADEH)
hinterlegt hatte.
10 Jul 2009
## AUTOREN
Ralf Leonhard
Ralf Leonhard
## TAGS
Lesestück Recherche und Reportage
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