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# taz.de -- Machtkampf in Honduras: Präsident Zelaya kann nicht landen
> Die Putschisten blockieren die Landebahn – und hindern so den gestürzten
> Präsidenten an der Einreise. Zelaya will es erneut versuchen. Zwei
> Demonstranten sterben.
Bild: Rund um den Flughafen in Tegucigalpa hatte das Militär massiv Stellung b…
Er wollte endlich heimkehren und die Machtfrage stellen. Doch Präsident
Manuel Zelaya, vor einer Woche abgesetzt von den Putschisten in Honduras,
musste unverrichteter Dinge umkehren. Man hatte ihm die Landeerlaubnis
verweigert – und vorsichtshalber die Landebahn zugestellt.
Tausende Menschen hatten sich bereits am Flughafen Toncontín der Hauptstadt
Tegucigalpa versammelt. Sie wollten ihren Präsidenten begeistert empfangen
– und gegen die Übergangsregierung unter Roberto Micheletti protestieren.
Die Armee, die stramm hinter der de-facto-Regierung steht, war bereits vor
dem Flughafen aufmarschiert. Kardinal Oscar Andrés Maradiaga hatte deshalb
vor einem Blutbad gewarnt und an Manuel Zelaya appellierte, seine Rückkehr
zu überdenken. Maradiaga gilt als volksverbunden und gehört zu den wenigen
Personen, die innenpolitisch vermitteln könnten.
Obwohl Zelaya nicht landen konnte, kam es trotzdem zu Zusammenstößen. Die
Armee schoss auf Demonstranten, die eine Absperrung überwinden wollten.
Zwei Protestler starben, mehrere wurden verletzt.
Zelayas Maschine landete später in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua.
Von dort flog er nach San Salvador weiter. Es wird erwartet, dass sich
Zelaya in San Salvador mit dem Vorsitzenden der Organisation der
Amerikanischen Staaten (OAS), José Miguel Insulza, und Präsidenten
befreundeter Staaten treffen wird. Die Präsidenten von Ecuador, Argentinien
und Paraguay unterstützen ihn bei seinen Versuchen, die Macht in seinem
Land zurückzuerlangen.
Die honduranische Bischofskonferenz hatte am Freitag in einem Kommuniqué
die Legitimität der Übergangsregierung anerkannt: Zelaya habe nämlich mit
der Anordnung eines Plebiszits seine Befugnisse überschritten. Sie
verurteilte aber auch die Zwangsexilierung des abgesetzten Präsidenten, da
sie gegen die Verfassung verstoße.
Ganz anders sieht es die Organisation Amerikanischer Staaten, die keine
Alternative zur Rückkehr des Präsidenten anerkennen will. Sie bietet den
Putschisten, die praktisch das gesamte politische Establishment hinter sich
haben, auch keine Lösung an, die es ihnen erlauben würde, das Gesicht zu
wahren. OAS-Generalsekretär José Miguel Insulza biß bei seinem Besuch in
Tegucigalpa am Freitag erwartungsgemäß auf Granit.
Bevor ein Ultimatum der OAS am Samstag ablief, trat die international
isolierte Putschregierung die Flucht nach vorne an und erklärte den
Austritt aus der Organisation. Dessen ungeachtet wurde wenig später auf
einer außerordentlichen OAS-Versammlung in Washington die Suspension von
Honduras beschlossen.
Erstmals wurde damit der erst 2001 in die OAS-Charta eingefügte Artikel 21
zur Anwendung gebracht, der die Suspendierung eines Mitglieds vorsieht,
wenn „ein Bruch der demokratischen Ordnung“ festgestellt wird. Die neuen
Machthaber glauben, die außenpolitische Isolation bis zu den Ende November
anstehenden Wahlen durchstehen können, um sich dann mit einer gewählten
Regierung die nötige Legitimität zu verschaffen.
Gerüchte über ein Blutbad, wie es der Kardinal befürchtet, wurden zuletzt
vom nicaraguanischen Botschafter bei der OAS genährt: Denis Moncada warnte
vor paramilitärischen Gruppen im Dienste der Militärs, die sich angeblich
als Zelaya-Sympathisanten getarnt hätten, um Parteigänger der
Übergangsregierung zu attackieren.
Das venezolanische Fernsehen Telesur zeigte Bilder angeblicher
Heckenschützen, die durch Schüsse in die Menge ein Chaos entfesseln
könnten. Ob Zelaya einen neuerlichen Einreiseversuch machen wird oder eine
einvernehmliche Lösung sucht, ist derzeit unbekannt.
6 Jul 2009
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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