# taz.de -- Afghanistan-Affäre: Guttenberg "an vorderster Front" | |
> Der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Jung musste schon gehen – | |
> jetzt fokussiert die SPD seinen Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg bei | |
> der Aufklärung des Luftangriffs bei Kunduz. | |
Bild: Steht in Beschuss wegen der Bundeswehr-Affäre: Karl-Theodor zu Guttenber… | |
BERLIN ap | Nach dem Rücktritt von Bundesminister Franz Josef Jung will | |
sich die SPD nun auf Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) | |
und dessen Aufklärung des Luftangriffs in Afghanistan konzentrieren. Auch | |
Guttenberg habe den tödlichen Angriff schließlich noch vor kurzem als | |
militärisch angemessen bezeichnet, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea | |
Nahles der Bild am Sonntag. "Jetzt steht er an vorderster Front." Alle | |
Vorgänge müssten lückenlos in einem Untersuchungsausschuss aufgeklärt | |
werden. | |
Nahles sagte: "Die Kunduz-Affäre ist mit dem Rücktritt von Jung noch lange | |
nicht ausgestanden. Das Vertrauen in die politische Führung hat dadurch | |
massiv gelitten." Ohne dieses Vertrauen seien gefährliche Einsätze der | |
Bundeswehr im Ausland aber schlicht nicht denkbar. | |
Nach Jungs Rücktritt haben sich in einer repräsentativen Umfrage des | |
Meinungsforschungsinstituts Emnid 65 Prozent der Deutschen für einen Abzug | |
der Bundeswehr aus Afghanistan noch vor der nächsten Bundestagswahl | |
ausgesprochen. Gegen einen raschen Abzug sind 29 Prozent. Emnid befragte im | |
Auftrag der Bild am Sonntag nach dem Rücktritt von Jung am Freitag 502 | |
Personen. | |
Trotz der Skepsis in der Bevölkerung will die SPD die geplante Verlängerung | |
des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr billigen. "Die SPD-Fraktion wird | |
dem Mandatsantrag der Bundesregierung in der kommenden Woche im Bundestag | |
geschlossen zustimmen", sagte der Fraktionsvorsitzende Frank-Walter | |
Steinmeier Abendblatt.de. | |
Steinmeier hob zugleich hervor, dass der Antrag die Truppenstärke nicht | |
erhöhe. Mit Blick in die Zukunft sagte er: "Wir brauchen eine Perspektive | |
für die Reduzierung und den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan. | |
Dahin werden wir aber nur kommen, wenn wir unsere Anstrengungen bei der | |
Ausbildung afghanischer Polizisten und Soldaten verstärken." | |
Es müsse geprüft werden, "ob wir innerhalb des Kontingents Kräfte zugunsten | |
der Ausbildung verschieben können", regte der frühere Bundesaußenminister | |
an. "Sicher ist, dass dieser Bereich gestärkt werden muss. Die Entscheidung | |
wird im Lichte der Afghanistan-Konferenz im Frühjahr fallen." | |
Auf die Frage, ob in Afghanistan Krieg herrsche, sagte Steinmeier: | |
"Völkerrechtlich ist es kein Krieg. Aber für die Soldaten ist das, was in | |
Afghanistan stattfindet, nicht weniger gefährlich als ein Krieg." | |
29 Nov 2009 | |
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