# taz.de -- Druck auf Iran: Clinton auf diplomatischen Umwegen | |
> Im Mittleren Osten werben US-Politiker für Sanktionen gegen den Iran. Es | |
> geht auch um die Haltung Chinas im Sicherheitsrat. | |
Bild: Versucht mit saudischem Öl weiteren Sanktionen gegen den Iran durchzurin… | |
Es ist ein diplomatischer Knoten, den US-Außenministerin Hillary Clinton | |
bei ihrer jetzigen Nahost-Reise aufdröseln will. Denn der Ort und das Ziel | |
der Visite unterscheiden. Sie besucht Saudi-Arabien und das Emirat Katar. | |
Dabei geht es aber zunächst um die Volksrepublik China und die | |
diplomatische Offensive zielt auf das umstrittene iranische Atomprogramm. | |
Die US-Regierung möchte China überzeugen, im UN-Sicherheitsrat einer | |
Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran zuzustimmen. "Wir haben die | |
Unterstützung von Russland und den Europäern und wir werden auch China | |
überzeugen", beschreibt US-Vizepräsident Joe Biden die neue Stoßrichtung | |
der US-Außenpolitik. Der nationale Sicherheitsberater James Jones spricht | |
davon, dass man "China noch ein bisschen bearbeiten" müsse. | |
Peking zeigt sich bisher wenig willig. Der Handel zwischen Peking und | |
Teheran blüht und China bezieht täglich 400.000 Fass iranisches Öl. Clinton | |
möchte, dass Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölproduzent, in die Bresche | |
springt. Eine saudische Zusage für China, eine eventuell auftretende | |
iranische Lieferungslücke zu füllen, könnte es Peking einfacher machen, | |
weiteren Sanktionen gegen den Iran zuzustimmen. | |
Gleichzeitig verschärfte die oberste US-Diplomatin bei einer Rede in Katar | |
den Ton gegenüber dem Iran. Die Regierung in Teheran habe der | |
internationalen Gemeinschaft keine andere Wahl gelassen, als härtere | |
Strafen wegen des Atomprogramms zu verhängen. Clinton rief den Iran auf, | |
"seine gefährliche Politik zu überdenken", und fügte hinzu: "Wir heißen | |
jegliches Engagement, das friedlich zu lösen, willkommen […], aber wir | |
werden uns nicht weiter nur auf diese Weise engagieren, während sie ihre | |
Bombe bauen." | |
Ihr Sprecher wurde noch deutlicher und widersprach im arabischen | |
Fernsehsender al-Dschasira dem iranischen Argument, das Atomprogramm diene | |
ausschließlich friedlichen Zwecken. "Die Tatsache, dass sich die iranischen | |
Zentrifugen drehen und der Iran nicht konstruktiv engagiert, führt zu | |
anderen Rückschlüssen", erklärte Philip J. Crowley gegenüber dem Sender. | |
Allerdings versuchte US-Stabschef Mike Mullen bei seiner derzeitigen Visite | |
in Israel die Wogen wieder ein wenig zu glätten. "Diplomatie hat ihre | |
Grenzen, aber bisher haben wir diese noch nicht erreicht", sagte er in Tel | |
Aviv. | |
Mullens Reise nach Israel und Ägypten ist neben Clintons Golf-Visite Teil | |
einer neuen diplomatischen Offensive in der Region. Der US-Diplomat William | |
Burns wird in den nächsten Tagen in Damaskus erwartet. In Syrien, Teil der | |
Achse des Bösen des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, wird in den | |
kommenden Wochen erstmals wieder seit 2005 ein US-Botschafter Einzug | |
halten. Auch General David Petraeus, der Chef des US-Zentralkommandos, wird | |
erwartet. | |
US-Außenministerin Clinton brachte bei ihrer Reise an den Golf auch eine | |
Botschaft an die arabischen Staaten mit, nach dem Motto: "Haltet weiter zu | |
uns, auch wenn wir eure Erwartungen bisher nicht erfüllt haben." Seit der | |
berühmten Rede, in der US-Präsidenten Barack Obama vergangenes Jahr in | |
Kairo zumindest verbal ein neues Kapitel gegenüber der islamischen und | |
arabischen Welt aufgeschlagen hatte, ist nicht viel geschehen. | |
Damals hatte er eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts | |
versprochen. Die USA wollten sich auch für ein Ende des israelischen | |
Siedlungsbaus einsetzen. Außerdem hatte Obama erneut eine Schließung des | |
Gefangenenlagers Guantánamo angekündigt. | |
Die US-Außenministerin gab in ihrer Rede offen zu, dass es in beiden Fällen | |
Rückschläge gegeben habe. Washington sei aber weiterhin diesen Zielen | |
verpflichtet. "Ich weiß, die Menschen sind enttäuscht, dass wir das bisher | |
noch nicht erreicht haben. Der Präsident und ich sind auch enttäuscht", | |
erklärte Clinton. "Nichts Neues", kommentierten die arabischen Medien im | |
Anschluss an die Rede trocken. | |
16 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Karim Gawhary | |
Karim El-Gawhary | |
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