# taz.de -- Kommentar Swift-Abkommen: Ab in den Datenpool | |
> Richtig wäre es, Datenspeicherung und Datenaustausch auf konkret | |
> Verdächtige zu beschränken, statt mal wieder große vorsorgliche | |
> Datenpools anzulegen. | |
Diesmal wird es keinen Showdown geben. Die großen Fraktionen des | |
Europäischen Parlaments - Konservative, Sozialdemokraten und Liberale - | |
wollen dem Swift-Abkommen zustimmen. Anders als noch im Februar wollen sie | |
den Transfer europäischer Bankdaten an die USA nicht blockieren. Dabei ist | |
der gefundene Kompromiss geradezu peinlich. | |
Die Kontrolle, dass so wenig wie möglich Daten vorsorglich an die USA | |
geliefert werden, übernimmt nicht ein neutrales Gericht, sondern | |
ausgerechnet die EU-Polizeibehörde Europol. Das ist eine klassische "Bock | |
als Gärtner"-Lösung, denn Europol will auch von den US-Auswertungen | |
profitieren. In den USA soll künftig nicht mehr das Privatunternehmen Swift | |
(eine von den Banken getragene Genossenschaft) kontrollieren, dass die | |
Daten nur zur Terrorbekämpfung genutzt werden, sondern eine von der EU | |
bestimmte Person. Faktisch ist dies aber wohl eher kontraproduktiv. Denn | |
Swift hätte aus ökonomischen Gründen Interesse am Schutz der Kundendaten, | |
während die EU auch einen Polizisten entsenden könnte. | |
Das Europäische Parlament ließ sich zudem von der Aussicht beruhigen, dass | |
die EU bald ein eigenes Programm zur Durchleuchtung der Finanzströme | |
aufbauen will. Doch ist das eine gute Nachricht? Statt die | |
Vorratsdatenspeicherung und Auswertung in die USA auszulagern, würde sie | |
dann in Europa vorgenommen. Richtig wäre es dagegen, Datenspeicherung und | |
Datenaustausch auf konkret Verdächtige zu beschränken, statt mal wieder | |
große vorsorgliche Datenpools anzulegen. | |
Das Bundesverfassungsgericht warnte in seinem Urteil zur Vorratsspeicherung | |
von Telefondaten klar davor, immer mehr Lebensbereiche präventiv für die | |
Sicherheitsbehörden zu verdaten. In Brüssel ist die Botschaft offenbar | |
nicht angekommen. | |
28 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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