# taz.de -- Streitgespräch Iris Hefets und Stephan Kramer: "Wir müssen aus de… | |
> Kann Israel jüdisch sein und demokratisch zugleich? Wer spricht für die | |
> Juden in Deutschland? Wie weit darf Israelkritik gehen? Iris Hefets und | |
> Stephan Kramer im Streitgespräch. | |
Bild: Eine israelische Soldatin stellt Israel-Fähnchen auf Soldatengräber. | |
taz: Herr Kramer, gibt es einen Antisemitismus in deutschen Leitmedien? | |
Stephan Kramer: Den gibt es. Warum muss ein Artikel über den Nahen Osten | |
mit einem Foto des US-Präsidenten illustriert werden, der im Oval Office | |
von ultraorthodoxen Juden umgeben ist? Das legt nahe, dass die USA von | |
einer jüdischen Lobby dominiert werden. Und warum spricht man von jüdischen | |
Siedlungen, wenn es um Israels Siedlungen im Westjordanland geht? | |
Was ist daran falsch? Muslime leben dort ja keine. | |
Kramer: Ich finde, dass man da begrifflich differenzieren muss. Denn wenn | |
Sie es nur unter "jüdisch" abbuchen, nehmen Sie alle Juden für diese | |
Siedlungspolitik in Generalhaftung. | |
Iris Hefets hat in einem Artikel, der in der taz erschien, die | |
Instrumentalisierung des Holocaust durch die israelische Politik | |
angeprangert. Ist das für Sie ein Beispiel für Antisemitismus in der | |
deutschen Presse? | |
Kramer: Nein. Mir gefällt ihre polemische Art nicht. Aber ich gebe ihr | |
zumindest dahin gehend recht, dass der Holocaust von einzelnen Mitgliedern | |
der israelischen Regierung und Teilen der israelischen Gesellschaft für | |
politische Zwecke benutzt wird. In der Debatte über die atomare Bedrohung | |
durch den Iran gab es Plakate, die Ahmadinedschad vor dem Tor von Auschwitz | |
zeigten. Das geht nicht. Es gibt eine reale Bedrohung durch den Iran. Aber | |
es ist falsch, diese als zweiten Holocaust darzustellen. Ahmadinedschad ist | |
nicht Hitler. | |
Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin hat gesagt, Iris Hefets | |
sei eine "Antijüdin", mit der es keinen Dialog geben könne. | |
Kramer: Nun, ich sitze hier und spreche mit ihr. | |
Warum gibt es in der Jüdischen Gemeinde überhaupt so eine Aufregung über | |
Hefets? | |
Kramer: In einer bestimmten Generation von Juden ist das Gefühl tief | |
verwurzelt, dass man öffentlich nichts Kritisches über Israel sagen darf, | |
weil das nur missverstanden wird. Wir müssen die Verteidigungslinie halten, | |
sonst schwächen wir den Staat Israel und das jüdische Volk, heißt es. Wenn | |
sich jemand wie Hefets so kritisch äußert, wird dies als Provokation | |
verstanden. | |
Frau Hefets, wollten Sie mit Ihrem Text provozieren? | |
Iris Hefets: Ich wollte gehört werden. Israel beansprucht, für alle Juden | |
zu sprechen. Der Zentralrat der Juden beansprucht, für alle Juden in | |
Deutschland zu reden. Ich bin Mitglied der Organisation "Jüdische Stimme | |
für einen gerechten Frieden". Wir sagen: Ihr sprecht nicht in unserem | |
Namen. | |
Was stört Sie denn am Zentralrat der Juden? | |
Hefets: Der Zentralrat wird vom deutschen Staat finanziert, um das | |
religiöse und kulturelle Leben der Juden in Deutschland zu organisieren. | |
Nicht um als verlängerter Arm der israelischen Botschaft aufzutreten. | |
Kramer: Das tun wir auch nicht. Wir haben als Zentralrat zum Beispiel sehr | |
deutlich gesagt, dass wir die Siedlungspolitik nicht unterstützen können, | |
weil sie nichts zur Sicherheit des Staates Israel beiträgt - im Gegenteil. | |
Hefets: Aber wenn Sie als Zentralrat der Juden Zeitungsanzeigen | |
veröffentlichen, die den Angriff auf Gaza verteidigen, dann geht das schon | |
in diese Richtung. Vielleicht können Sie mir mal erklären, was so jüdisch | |
daran ist, wenn israelische Piloten an einem Samstagmorgen während der | |
Chanukka-Feiertage - also an Sabbat, wenn Gott Pause macht - einen Platz | |
bombardieren, auf dem sich palästinensische Polizisten versammelt haben? So | |
hat im Dezember 2008 der Angriff auf Gaza begonnen. Und die jüdische | |
Gemeinde in Deutschland verteidigt so was. | |
Kramer: Wir haben nicht den konkreten Fall verteidigt, sondern das Recht | |
und die Pflicht Israels, seine Staatsbürger vor Raketenterror aus dem | |
Gazastreifen zu schützen. Wir haben auch nicht gesagt, dass wir alles | |
verteidigen wollen, was sich in Israel abspielt. Es geht uns aber um eine | |
grundsätzliche Verbundenheit und dass man Anteil nimmt an dem, was in | |
Israel passiert. Dass man sich eben nicht zurückzieht und sagt, wir sind | |
Juden in der Diaspora, uns ist das völlig egal. | |
Hefets: Mir ist Israel auch nicht egal. Ich und meine Kinder sind doch | |
direkt von dem betroffen, was dort passiert. Deswegen bin ich ja nach | |
Deutschland gekommen. Und gerade deshalb ist es mir wichtig, dass man | |
unsere Kritik in Deutschland zur Kenntnis nimmt. | |
Frau Hefets, Sie sind vor acht Jahren aus Israel nach Berlin gezogen. | |
Verwandte von Ihnen sind im Holocaust umgekommen. Warum kamen Sie | |
ausgerechnet nach Deutschland? | |
Hefets: Ich bin mit einem Deutschen verheiratet, der in Israel gelebt hat | |
und dort eigentlich sehr zufrieden war. Ich aber wollte aus politischen | |
Gründen weg. Es gibt viele Israelis, die derzeit nach Berlin kommen - | |
ausgerechnet! Ich glaube, dass wir Israelis hier etwas zu sagen haben. | |
Was war so schlimm an Israel? | |
Hefets: Ich habe mich in Israel zu sehr als Mittäter gefühlt. Ich konnte | |
politisch nicht so aktiv sein, wie ich wollte, und wollte auch nicht, dass | |
meine Kinder mit dieser Vernichtungsangst aufwachsen, die offiziell genährt | |
wird: Alle sind gegen uns, alle wollen uns vernichten. Viele junge Israelis | |
nennen den offiziellen Holocaust-Gedenktag, der jedes Jahr im Frühjahr | |
begangen wird, nur noch "Iran-Tag" - weil da immer vor der Gefahr aus dem | |
Iran gewarnt wird. Das hat nichts mehr mit Erinnerung zu tun - hier wird | |
ein Trauma ausgelebt. | |
Wie meinen Sie das? | |
Hefets: Piloten der Luftwaffe kommen von einem demonstrativen Flugmanöver | |
über Auschwitz zurück und sagen im Fernsehen: Man versteht, dass der Feind | |
von damals der gleiche Feind wie heute ist. Wenn aber ein Pilot über Gaza | |
oder Libanon seine Bomben abwirft und glaubt, er würde damit etwas wieder | |
gutmachen, dann ist das krank. Israel ist eine psychotische Gesellschaft. | |
Und dagegen müssen wir etwas tun - weil es eine Gefahr für die eigenen | |
Leute darstellt. | |
Darüber haben Sie in der taz geschrieben - nicht in der Jüdischen | |
Allgemeinen oder der israelischen Zeitung Haaretz. Haben Sie keine Angst | |
vor Beifall von den falschen Seite? | |
Hefets: Nein. Wenn man Kritik an Israel nur der rechten Szene überlässt, | |
wird es gefährlich. Es ist immer falsch, legitime Kritik zu unterdrücken. | |
Stört es Sie nicht, wenn Ihnen Nazis applaudieren? | |
Hefets: Doch, natürlich. Als wir zum Beispiel eine Anzeige gegen den | |
Angriff auf Gaza verfasst haben, gab es Leute, die sie kostenlos | |
veröffentlichen wollten. Das waren dunkelbraune Gruppen, deshalb haben wir | |
entschieden Nein gesagt. Natürlich wollen Nazis uns benutzen. Davon grenzen | |
wir uns klar ab, indem wir uns gegen jede Diskriminierung wenden - egal ob | |
es gegen Juden, Schwarze oder Schwule geht. | |
Schreiben Sie in Israel und in Deutschland das Gleiche? | |
Hefets: Mein Artikel ist auch auf Hebräisch erschienen. Die meisten | |
positiven Reaktionen gab es auf den Satz "Bevor ein junger Israeli zur | |
Armee geht, muss er mindestens einmal Suff, Sex und eine Auschwitzreise | |
erlebt haben. Dann kann er zur Armee gehen und danach in Indien | |
ausflippen." Genau das kennen viele in Israel. | |
In Deutschland wirkt gerade dieser Satz anstößig. | |
Hefets: Ich richte mich nicht danach, ob jemand diesen Satz falsch | |
verstehen kann. Ich habe diese Angst nicht. Das liegt wahrscheinlich auch | |
daran, dass ich in Israel groß geworden bin. Ich habe nicht die Erfahrung, | |
als Jüdin in der Minderheit zu sein. | |
Kramer: Offensichtlich waren Sie aber mit Ihren Ansichten in Israel in der | |
Minderheit. In einem Punkt hat Frau Hefets aber recht. Wir dürfen uns nicht | |
aus der Debatte stehlen aus Angst, dass eine Position den Falschen nutzen | |
könnte. Das gilt auch für die jüdische Gemeinde. | |
Inwiefern? | |
Kramer: Es gibt einige Juden, die gern unter der Fahne segeln "Ich bin | |
Jude: Vorsicht, nicht berühren, nicht kritisieren, ich darf das." Ich halte | |
das für problematisch. Wir brauchen keine Immunität, um unsere Meinung | |
offen zu sagen. Viele Juden in Deutschland haben ja selbst Probleme, jede | |
politische Entscheidung der israelischen Regierung mitzutragen oder gar zu | |
verteidigen. Aber aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus nimmt man schon mal | |
reflexhaft eine Verteidigungshaltung ein, die nicht völlig der eigenen | |
Überzeugung entspricht, sondern dem Gefühl geschuldet ist, ständig in der | |
Defensive zu sein. Und das ist falsch. | |
Was schlagen Sie vor? | |
Kramer: Ich finde, wir müssen innerhalb der jüdischen Gemeinde offen über | |
solche Dinge sprechen. "Wir haben alle eine Meinung und sind uns alle | |
einig" - das passt sowieso nicht zum Judentum. Aber die jüdischen Gemeinden | |
hier sind einfach sehr verunsichert. Erst wurden sie von der Mehrheit der | |
russischsprachigen Zuwanderer vor eine existenzielle Integrationsaufgabe | |
gestellt. Und jetzt kommen auch noch diese "Friedensisraelis" daher, die | |
diese heilige Kuh schlachten wollen, dieses Identifikationssymbol Israel | |
angreifen und oftmals mit ihrer Kritik völlig übers Ziel hinausschießen. | |
Hier eine polemische, selbstbewusste Kritik - dort die eingeschnappte | |
Reaktion einer Minderheit, die sich in einer Opferrolle sieht: Ist das die | |
Folie für den Streit über den taz-Artikel von Iris Hefets? | |
Kramer: Ich denke, solche harten Debatten sind Teil eines wichtigen | |
Emanzipationsprozesses der jüdischen Gemeinschaft - und deshalb werden wir, | |
glaube ich, noch viele solche Diskussionen erleben. Die Schoah, der | |
Holocaust, bleibt wichtig für uns. Ich will aber keinen | |
Juden-Holocaust-Bonus haben und würde auch nie auf die Idee kommen, ihn | |
einzufordern. Entweder habe ich gute Argumente für die Position, für die | |
ich eintrete - oder eben nicht. Wir kommen als jüdische Gemeinschaft in | |
Deutschland langfristig nur weiter, wenn wir aus dieser Opferecke | |
rauskommen - und zwar selbstbewusst. | |
Herr Kramer, Sie sind als Deutscher zum Judentum übergetreten. Warum? | |
Kramer: Weil für mich das Judentum nach einer Phase der Identitätssuche ein | |
Stück weit Heimat und Familie geboten hat. Erst später ist dann die Heirat | |
mit einer Jüdin dazugekommen. Das war für mich rational und emotional die | |
Antwort auf einen sehr langen, persönlichen Entwicklungsprozess. | |
Plädieren Sie so stark für Öffnung und Pluralität, weil Sie konvertiert | |
sind? | |
Kramer: Offenheit und Pluralität sind tragende Säulen des Judentums. Da | |
knüpfe ich höchstens an alte Traditionen an. Ich habe mir aber lange | |
überlegt, ob ich mit meinen Stellungnahmen zurückhaltender sein muss. Meine | |
Meinung spiegelt schließlich nicht immer den Mainstream innerhalb der | |
jüdischen Gemeinschaft wider. Aber ich habe schon immer meine Meinung | |
gesagt - und meine Überzeugung kann ich nicht einfach wie ein | |
Kleidungsstück ablegen. | |
Wird Ihnen oft die Legitimität, als Jude zu reden, abgesprochen, weil sie | |
konvertiert sind? | |
Kramer: Das Argument taucht regelmäßig von denselben Personen auf. Am | |
Anfang hat es mich geärgert - zumal die Bezugnahme auf die Konvertierung im | |
Judentum ausdrücklich verboten ist. Aber mittlerweile juckt mich das nicht | |
mehr. | |
Warum ist Israel vielen Juden in Deutschland so heilig? | |
Kramer: Es gibt diese universelle Sehnsucht nach Zugehörigkeit, bei Juden | |
wie allen anderen Menschen auch - das ist nichts spezifisch Jüdisches. Für | |
manche ist Israel sicher eine Ersatzidentifikation, weil sie in Deutschland | |
trotz aller Bemühungen das Gefühl haben, fremd zu sein. Ich finde, das | |
Judentum sollte wie eine Familie sein. Da zofft man sich gelegentlich - | |
aber die Familie verlässt und verstößt man auch nicht. | |
Hefets: Das klingt zwar sehr schön, und da steckt auch viel Jiddischkeit | |
drin. Aber ich finde dieses Bild auch gefährlich: Israel ist ein Staat, und | |
es geht hier um Politik und um Menschenrechte. Da kann es nicht sein, dass | |
man sagt: Okay, mein Sohn hat zwar jemanden ermordet - aber ich bin | |
dagegen, dass er ins Gefängnis geht, weil er einfach mein Sohn ist und wir | |
eine Familie sind, egal was passiert. | |
Kramer: Das habe ich auch nicht gesagt. | |
Hefets: Aber wie können Sie das, was in Gaza passiert, als israelische | |
Selbstverteidigung bezeichnen? | |
Kramer: Wir äußern uns doch wesentlich differenzierter. Nehmen Sie das | |
Beispiel der Gaza-Flottille: Man kann den israelischen Soldaten dort nicht | |
einfach pure Mordlust vorwerfen. Sie waren einem Mob ausgesetzt, der, mit | |
Eisenstangen und Messern bewaffnet, versucht hat, sie zu lynchen. Den | |
Soldaten kann ich da nach meinem heutigen Kenntnisstand keinen Vorwurf | |
machen. Aber diejenigen, die sie trotz Kenntnis der Bedrohungslage dorthin | |
geschickt haben, die müssen zur Verantwortung gezogen werden. Ziemlich klar | |
scheint mir, dass die Soldaten niemals hätten an dieser Stelle eingesetzt | |
werden dürfen. | |
Hefets: Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen, die Verantwortlichen seien in | |
den höheren Rängen zu finden. Aber das Problem geht noch weiter. Die | |
Israelis fühlen sich, als stünden sie mit dem Rücken zur Wand. Deshalb | |
schicken sie ihre Soldaten auf so eine Mission. Und Sie als Zentralrat | |
unterstützen diese Haltung! | |
Kramer: Das tun wir nicht. Und ich bin jetzt mal ein bisschen schnodderig: | |
Ich sehe Israel militärisch gar nicht in seiner Existenz bedroht, weil die | |
israelischen Fähigkeiten, sich zu verteidigen, wenn es sein muss, so gut | |
sind; da können sich andere eine Scheibe von abschneiden. Was mir größere | |
Sorgen macht, ist, was sich derzeit politisch und gesellschaftlich in | |
Israel abspielt. Mein Eindruck ist, dass Israel mit dieser Regierung auf | |
dem Weg in einen Staat ist, in dem ultraorthodoxe und ultranationalistische | |
Kräfte immer mehr an Einfluss gewinnen. | |
Hefets: Das Problem ist, dass Israel jüdisch und demokratisch sein will - | |
und beides nicht zu vereinbaren ist. Es kann nie ganz demokratisch sein, | |
wenn es jüdisch ist. Und umgekehrt. Das hat es mit der "islamischen | |
Republik" im Iran gemein. Aus diesem Grund verzichte ich langsam auf meinen | |
Traum, nach Israel zurückzukehren. | |
Kramer: Tun Sie es nicht! | |
Unter welchen Bedingungen hat Israel eine Zukunft? | |
Hefets: Ich glaube, dass Israel nur dann eine Zukunft hat, wenn es auf | |
seine kolonialistische Einstellung verzichtet. Ehud Barak hat sie in die | |
Worte gefasst, Israel sei "eine Villa im Dschungel". Das bedeutet, dass wir | |
uns dort immer vor den Barbaren schützen müssen. Dann aber haben wir keine | |
Zukunft. Wir müssen uns in die Region integrieren. Israelis sollten | |
Arabisch lernen - nicht, wie jetzt, als Sprache des Feindes, nur zu | |
militärischen Zwecken. Sondern so, wie die Holländer Deutsch lernen. Aber | |
wir Israelis verachten die arabische Kultur, ohne viel von ihr zu wissen. | |
Dafür bewundern die meisten die deutsche Kultur, die sie vernichtet hat. | |
Das ist verrückt. | |
Heißt das, dass Israel ein binationaler Staat werden sollte, in dem Juden | |
nicht mehr die Mehrheit bilden? | |
Hefets: Mir gefällt es, dass Juden mit Israel einen Ort haben, an dem sie | |
etwa den Samstag als Feiertag spüren können. Ich habe auch gute Erfahrungen | |
damit gemacht, nicht in der Minderheit zu sein. Aber wir müssen auch | |
anerkennen: Wir sind in ein Land gekommen, das nicht unseres ist. Das gilt | |
auch für mich, obwohl die Familie meines Vaters schon seit sechs | |
Generationen in Israel lebt. Aber meine Mutter ist eingewandert, wie die | |
meisten Israelis. Wir haben das Land auf Kosten der Palästinenser | |
aufgebaut. | |
Kramer: Das sehe ich nicht ganz so. Israel wurde aufgrund eines Beschlusses | |
der Vereinten Nationen ausdrücklich als ein jüdischer Staat aufgebaut. Aber | |
wir dürfen Israel nicht den Fanatikern und Fundamentalisten überlassen - | |
das ist, glaube ich, unsere Verpflichtung. Und wir müssen uns die Frage | |
stellen: Was heißt "jüdischer Staat"? Jüdisch im religiösen oder im | |
ethnischen Sinne? Ich glaube, wir sind alle aufgerufen, zu hinterfragen, | |
neu zu definieren und um all die anderen Aspekte zu bereichern, die | |
Judentum und Jüdischkeit ausmachen. Sodass sich auch nichtjüdische Bürger | |
zu diesem jüdischen Staat zugehörig fühlen können. | |
Moderation: Ines Pohl, Daniel Bax und Stefan Reinecke | |
weil es eine Gefahr | |
für die eigenen | |
Leute darstellt" --> | |
3 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Ines Pohl | |
Daniel Bax | |
Stefan Reinecke | |
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Judentum | |
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