# taz.de -- Antworten zu Google Street View: Hausbewohner sollen sich abstimmen | |
> Was passiert, wenn die einen wollen, dass ein Haus bei "Street View" | |
> gezeigt wird, die anderen nicht? Kann man das Löschen von Daten | |
> erzwingen? Vier Fragen und Antworten. | |
Bild: Bewohner, wie zum Beispiel die Bewohner dieses Hauses am Mehringdamm in B… | |
BERLIN taz/reuters | Deutschland hat wie kein anderes Land den | |
Suchmaschinen-Giganten Google zu Auflagen gezwungen. Nachdem bekannt wurde, | |
dass Googles Projekt "Street View" bereits im November mit seinen | |
360-Grad-Rundumsichten deutscher Städte starten will, sind einige Fragen | |
offen geblieben. | |
Wie bleibt mein Haus drin? | |
Bevor Street View in zunächst 20 deutschen Städten startet, können ab | |
Montag Mieter und Eigentümer vier Wochen lang Einspruch gegen die | |
Veröffentlichung der Bilder des eigenen Hauses an Google schicken. Der | |
Konzern hat versprochen, die Abbildungen zu entfernen, bevor der Dienst | |
startet. Was aber, wenn sich die Parteien in einem Haus uneins sind, ob man | |
auf Street View zu sehen sein soll? Der Berliner Blogger Sascha Lobo | |
stellte ein Formular ins Netz: Darin kann man Google auffordern, | |
Widersprüche aus dem eigenen Haus zu ignorieren und "voll streetviewbar" zu | |
sein. Vermutlich hat das wenig Aussicht auf Erfolg: "Da sollte sich jede | |
Hausgemeinschaft selbst abstimmen", sagte eine Google-Sprecherin der taz. | |
Wenn die Bilder gelöscht sind, seien sie nicht mehr rekonstruierbar - | |
Google hat sich verpflichtet, auch die Rohdaten entsprechend zu | |
beschneiden. | |
Wo gibt es Alternativen? | |
Einen Dienst wie Street View gibt es in Deutschland nur von Google. Die | |
Deutsche Post hatte vor zwei Jahren ein Projekt über virtuellen | |
Stadtbesuchen. Es wurde allerdings nie realisiert. Ein "Open Source Street | |
View"im Internet entpuppt sich eher als Bastelanleitung für | |
Panorama-Kameras. Microsoft will Google mit "Streetside" Konkurrenz machen, | |
mit dem Dienst soll man nahtlos virtuell durch Straßen laufen können. Dazu | |
macht Microsoft auch eigene Fotos, will aber im Nachfolger "Street Slide" | |
auch Fotos integrieren, die jeder hochladen kann. "Streetside" gibt es | |
derzeit in 56 Städten in den USA und Kanada - zu einem Start in Deutschland | |
gibt es keine Angaben. Datenschutzbestimmungen werden aber auf jeden Fall | |
"höchste Priorität" haben, versichert Microsoft der taz. | |
Wenn Google nicht reagiert? | |
"Wenn Google nicht reagiert, dann schreiben sie nochmal. Google hat uns | |
zugesichert, auf alle Einsprüche einzugehen", sagt der Hamburger | |
Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar der taz. Die Möglichkeiten für ein | |
juristisches Vorgehen sind aber völlig unklar. Im Bundesdatenschutzgesetz | |
sei kein derartiges Widerspruchsrecht vorgesehen, gab das Innenministerium | |
bekannt. Die Zuständigkeit für den Datenschutz in Sachen Google liegt | |
ohnehin bei den Ländern. Auch das Verbraucherschutzministerium konnte keine | |
Auskunft darüber geben, ob Bürger den Schutz ihrer Wohnung per Klage | |
durchsetzen können. Eine Initiative des Bundesrates sieht allerdings | |
künftig eine gesetzliche Regelung vor: Demnach müssen Dienste wie Street | |
View künftig angemeldet werden, ein Widerspruchsrecht gegen die Bilder soll | |
fest geregelt werden, missachtet dies eine Firma, ist ein Bußgeld | |
vorgesehen. | |
Macht Google noch Fotos? | |
Momentan fahren die Fotoautos mit den Kameras nur noch dort herum, wo es | |
"technische Lücken" gibt. Das bedeutet laut Google: Wenn eine Kamera kaputt | |
war oder es starken Regen gab, müssen die Bilder nochmals geschossen | |
werden. Wann die Bilder in ganz Deutschland aktualisiert werden sollen, ist | |
unklar. Momentan gibt es laut Google keine Pläne dazu. Das heißt auch: | |
Widerstand gegen die Fotos ist jetzt angesagt. | |
11 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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