# taz.de -- Einsprüche gegen Street View: Politiker lassen ihr Haus verpixeln | |
> Mehrere Politiker aller Fraktionen kündigen an, ihr Haus von Google | |
> verpixeln lassen zu wollen. Derweil erklären Verbraucherschützer, wie man | |
> am besten der Veröffentlichung widerspricht. | |
Bild: Lang fuhren sie über Deutschlands Straßen: Die Street View Kameras. | |
BERLIN dpa/taz | Zahlreiche Politiker von Regierung und Opposition wollen | |
der Abbildung ihrer Häuser im Internetdienst [1][Google Street View] eine | |
Absage erteilen. Nach dem Parlamentarischen Geschäftsführer der | |
SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, kündigte zum Beispiel auch der | |
Grünen-Politiker Hans-Christian-Ströbele an: "Ich bin gegen Google Street | |
View und werde die Möglichkeit wahrnehmen, Einspruch einzulegen." Er finde | |
das Projekt schlicht "ungeheuerlich". Wenn ein Widerspruch eingelegt wird, | |
will Google entsprechende Häuser oder Wohnungen unkenntlich machen. | |
Auch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) will Widerspruch gegen | |
eine Darstellung ihres Hauses einlegen, sagte ihre Sprecherin der | |
Frankfurter Rundschau. Die Datenschutzexpertin der FDP-Fraktion, Gisela | |
Piltz, sagte der Zeitung: "Ich widerspreche, weil ich Bilder meiner | |
Privatwohnung nicht im Internet sehen will. Soweit es sich um private | |
Liegenschaften handelt, empfehle ich das auch jedem anderen - | |
uneingeschränkt." | |
Den Garten verpixeln lassen | |
Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas | |
Oppermann will sein Haus und seinen Garten verpixeln lassen: "Was Google | |
plant, geht zu schnell und zu weit." Gisela Piltz (FDP-Datenschutzexpertin) | |
und Monika Grütters (CDU) wollen ihr Zuhause ebenfalls unkenntlich machen | |
lassen. Auch der Linken-Politiker Bodo Ramelow hat nach eigenem Bekunden | |
bereits Widerspruch eingelegt. | |
Verbraucherschutzpolitiker der Regierungskoalition kündigten zudem an, den | |
Schutz der Privatsphäre im Internet per Gesetz verbessern zu wollen. Nach | |
der Sommerpause müsse eine "generelle Regelung" geschaffen werden, sagte | |
der verbraucherschutzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Peter Bleser, | |
dem Handelsblatt vom Donnerstag. Das Recht auf informationelle | |
Selbstbestimmung müsse gewahrt bleiben. Auch sein Kollege von der FDP, Erik | |
Schweickert, forderte im Gespräch mit dem Blatt eine "eindeutige | |
Rechtsgrundlage". | |
"Versäumnis der Politik" | |
Angesichts dieses Engagements drängt sich die Frage auf, warum die Politik | |
kein Gesetz gemacht hat, schließlich fahren Street View-Autos seit 2008 | |
durch Deutschland. In diese Richtung geht die Kritik der Grünen. Deren | |
netzpolitischer Sprecher, Konstantin von Notz, sagt, genau dies sei "das | |
Hauptversäumnis der Politik, das muss sich auch die Bundesregierung | |
vorhalten lassen". | |
Es werde viel mit Appellen gearbeitet, die Kernaufgabe der Regierung bleibe | |
aber unerfüllt, bemängelte Notz. Street View sei eine interessante | |
Anwendung. Es müsse nur der Datenschutz beachtet werden. | |
Nach massiver Kritik an der angekündigten Einführung von Street View noch | |
in diesem Jahr, hatte Google am Mittwoch sein Widerspruchsverfahren | |
präzisiert. Das Unternehmen betont, dass der "Antrag auf Unkenntlichmachung | |
von Häusern/Wohnungen" auch nach dem Start des Dienstes dauerhaft gestellt | |
werden könne. | |
Handreichungen zum Widerspruch | |
Um noch vor Veröffentlichung des Dienstes das eigene Haus oder die Wohnung | |
unkenntlich zu machen, gibt es bestimmte Fristen: Das für nächste Woche | |
angekündigte Online-Formular für einen Widerspruch soll für die 20 zuerst | |
in Street View aufgenommenen Städte laut Google "für einen begrenzten | |
Zeitraum bis Mitternacht (23.59 Uhr) am 14. September verfügbar" sein. | |
Bei einem Widerspruch per Brief ende die Frist mit Poststempel vom 21. | |
September. Der Mieterbund hat [2][ein Formschreiben herausgegeben], und | |
auch das Bundesverbraucherministerium veröffentlichte [3][eine | |
Handreichung]. | |
Melden sich Bürger innerhalb dieser Fristen, will Google die betreffenden | |
Gebäude noch vor Einführung des Dienstes unkenntlich machen. Ein | |
Widerspruch soll aber auch jederzeit nach Veröffentlichung der Aufnahmen | |
gestellt werden können. | |
12 Aug 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.google.de/streetview | |
[2] http://www.mieterbund.de/pressemitteilung.html?&no_cache=1&tx_ttnew… | |
[3] http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Verbraucherschutz/Internet-T… | |
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