# taz.de -- Google startet Street View in Deutschland: Ein Grund zur Freude | |
> Google Street View wird bis Ende des Jahres auch Straßen aus Deutschland | |
> anzeigen. Schade, dass die Deutschen vorher so sehr an der | |
> Netz-Innovation herummotzen müssen. | |
Bild: Praktischer Service: Street View Auto fotografiert in München. | |
Endlich kommt Google Street View! Fernreisen, ohne ins Flugzeug steigen zu | |
müssen. Nicht nur Fotos, sondern ganze Landschaften in 3-D! Schon heute ist | |
es möglich, auf Pisten durch Mexiko zu reisen, auf einen finnischen See zu | |
blicken oder am Central Park von New York entlang schlendern - dank | |
Computer, Internet und Google. | |
In Deutschland war lange unklar, wann der Dienst starten würde - aber nun | |
ist es raus: Noch 2010 soll es losgehen mit Streetview. Vorerst gehen 20 | |
Städte online, nämlich Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, | |
Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, | |
Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart and Wuppertal. | |
Darüber wurde viel geschimpft - auch in der taz. | |
Und ja, teilweise ist die Kritik an Google und seinem Vorgehen bei | |
Streetview berechtigt. Dass die Firma ungefragt Daten aus drahtlosen Netzen | |
mitschnitt ist und dies erst im Nachhinein einräumte, schürt Vorbehalte. | |
Und gerade in den letzten Tagen machte Google-Chef Eric Schmidt den | |
Eindruck, als wolle er die [1][Netzneutralität in den USA zur Disposition | |
stellen]. Das alles nährt den Eindruck, als wäre es mit Googles Credo "Dont | |
be evil" nicht so weit her. | |
Gleichwohl ist die Firma besser als ihr Datenkraken-Ruf, man denke an ihr | |
Engagement für offene Standards im Netz, für freie Software und ganz | |
allgemein an ihren Weitblick und ihre Intelligenz im Bereich der | |
Netz-Innovationen. | |
Und die Kritik, wie sie gerade in Deutschland an der Firma und am | |
Streetview-Dienst geübt wurde, war populistisch. Allen voran | |
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner von der gar nicht so | |
datenschutzfreundlichen CSU. Aigner muss sich fragen lassen, warum sie | |
Vorratsdatenspeicherung, BKA-Gesetz und Netzsperren, allesamt harte | |
Maßnahmen staatlicher Überwachung, unterstützt und gleichzeitig so laut | |
gegen Google Stimmung machte. Um Datenschutz konnte es Aigner nicht | |
wirklich gehen. | |
Ihre Kampagne nutzte dennoch all jenen, die sich tatsächlich Sorgen um den | |
Schutz der Privatsphäre machen. Widersprüche gegen Google Streetview können | |
Deutsche nun auch auf Papier einreichen. Ein Zugeständnis an die Offliner, | |
die ja trotzdem betroffen sind, denn auch ihre Häuser werden erfasst. | |
Für die Bewohner der 20 deutschen Streetview-Städte geht Google einen | |
Sonderweg: In anderen Ländern ist Widerspruch erst möglich, wenn die Bilder | |
schon online sind, in Deutschland ist das schon vorher möglich. | |
Auch dieses Vorgehen bemängeln nun wieder Google-Kritiker wie der Hamburger | |
Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar: Die Widerspruchsfrist sei zu kurz | |
und ließe "Zweifel aufkommen, ob Google an einer einfachen und | |
bürgerfreundlichen Umsetzung der Widersprüche interessiert ist", sagte | |
Caspar am Dienstag. Er bemängelte zudem, dass Google eine Telefon-Hotline | |
zur Beantwortung von Fragen der Bürger ablehnt. | |
Nach Google-Angaben bewegt sich die Zahl der Widersprüche bislang | |
"bundesweit im fünfstelligen Bereich". So viel ist das nicht. | |
Bis zum Deutschland-Start von Streetview will man diese Widersprüche | |
abgearbeitet haben und dabei auf die Ängste der Kritiker eingehen. | |
Daran wird sich Google messen lassen müssen. Gelingt die Umsetzung von | |
Streetview ohne weitere Datenschutz-Sünden, dann werden bald auch wieder | |
weniger Menschen von Google als "Datenkrake" sprechen. Sondern per | |
Streetview durch Wuppertal, Hannover und Essen fahren. Nicht so weit | |
entfernt wie Mexiko, aber genauso spannend. | |
11 Aug 2010 | |
## LINKS | |
[1] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/google-und-die-freiheit-im-netz/ | |
## AUTOREN | |
Julia Seeliger | |
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