# taz.de -- Reaktion auf Erderwämung: Die Vorboten des Klimawandels | |
> Die extremen Wetterereignisse dieses Jahres zeigen, wohin sich das Klima | |
> weltweit entwickelt. Das Umweltbundesamt fordert, die Normen für die | |
> Hausbau anzupassen. | |
Bild: Wasserfluten in Pakistan: Die extremen Wetterlagen nehmen zu. | |
DESSAU taz | Die extremen Wetterereignisse dieses Jahres sind die Vorboten | |
des globalen Klimawandels. So sehen es jedenfalls der Deutsche Wetterdienst | |
(DWD) und das Umweltbundesamt (UBA), die am Donnerstag in Dessau eine | |
gemeinsame Fachtagung zur Anpassung an den Klimawandel in Deutschland | |
eröffneten. | |
"Die aktuellen Überschwemmungen in Pakistan, die lang anhaltenden | |
Hitzewellen in Russland und Japan und das Hochwasser in Sachsen entsprechen | |
den Erwartungen der Klimaforschung über die Zunahme von | |
Extremwetterereignissen", sagte Jochen Flasbarth, Präsident des | |
Umweltbundesamtes. Zwar lasse sich keines der extremen Ereignisse allein | |
der Erderwärmung zuordnen, aber der Trend einer Zunahme solcher Extreme | |
werde bestätigt. | |
Die Daten des Deutschen Wetterdienstes bestätigen den Klimawandel. So hat | |
die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland von 1881 bis 2009 um 1,1 | |
Grad zugenommen. | |
Am Ende dieses Jahrhunderts werde die Jahresdurchschnittstemperatur | |
nochmals um 2 bis 4 Grad gestiegen sein, sagte DWD-Chef Gerhard Adrian. | |
Dieser Anstieg könne kaum noch verhindert werden. "Wir können uns schon | |
jetzt auf norditalienische Verhältnisse freuen, müssen aber auch die | |
Nachteile der höheren Temperaturen und vor allem die extremen Ereignisse | |
fürchten." | |
Dazu gehörten mehr und heißere Hitzewellen, längere Dürreperioden und | |
heftigere Niederschläge. Zudem könne es im Sommer häufiger zu Hagel, Sturm | |
und Tornados kommen - "bisher ist dies aber nicht nachweisbar." | |
Nach Ansicht Flasbarths ist es wichtig, dass Deutschland sich auf den | |
Klimawandel vorbereitet. So müssten zum Beispiel die Normen und Richtlinien | |
- etwa beim Bau von Gebäuden, Straßen und Kraftwerken - die künftigen | |
Klimaverhältnisse stärker berücksichtigen. | |
Ein Beispiel: Hat ein Bürogebäude eine zu große Fensterfront an der | |
Südseite und eine schwache Klimaanlage, könnte es künftig im Sommer darin | |
unerträglich heiß werden - so wie in manchen ICE-Zügen der Deutschen Bahn | |
AG im Sommer, in denen offenbar die Klimaanlage unterdimensioniert war. | |
Oder: Gebäudedächer müssten künftig mehr darauf ausgelegt sein, dass sie | |
auch große Schneelasten - wie im vergangenen Winter - aushalten und bei | |
heftigeren Stürmen nicht davonfliegen. | |
Auf der Dessauer Tagung wurde zudem deutlich: Die Warnsysteme vor extremen | |
Wetterereignissen müssen noch besser werden, und das Zusammenspiel von | |
Bundes- und Landesbehörden muss intensiviert werden. Immerhin sind 80 | |
Prozent aller Katastrophen in Deutschland wetterbedingt - mit enormen | |
Schäden für Wirtschaft und Bevölkerung. | |
Schnell reagiert hat Deutschland allerdings auf den Hitzesommer 2003. | |
"Innerhalb von zwei, drei Jahren wurde ein Hitzewarnsystem aus dem Boden | |
gestampft", sagte DWD-Vizechef Paul Becker. | |
Dabei werde nicht nur die reale, sondern auch die gefühlte Temperatur | |
beachtet, die abhängig ist von Wind und Luftfeuchtigkeit; zudem würden | |
bundesweit gezielt Altenheime informiert. Die Folge: In den heißen Perioden | |
dieses Sommers seien viel weniger Menschen gestorben als in anderen | |
Ländern, sagte Becker. Auch das Waldbrandwarnsystem in Deutschland sei | |
vorbildlich. | |
3 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
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