# taz.de -- Geplanter Atomtransport: Castor nach Russland illegal? | |
> Atommüll aus dem nordrhein-westfälischen Ahaus soll in das russische | |
> Lager Majak befördert werden. Doch der dafür nötige Staatsvertrag ist | |
> nicht unterschrieben. | |
Bild: Polizei vor dem Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus im April. | |
BOCHUM taz | Den Atomtransporten vom nordrhein-westfälischen Zwischenlager | |
Ahaus in das verstrahlte russische Atomkombinat Majak fehlt offenbar die | |
rechtliche Grundlage. Wie das sächsische Wissenschaftsministerium als | |
Eigentümerin des atomwaffenfähigen Urans und Plutoniums erklärt, ist der | |
für den Atommüllexport notwendige Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik | |
und Russland bis heute nicht unterschrieben. | |
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte Ende September den Transport | |
von 951 Brennelementen genehmigt, die ursprünglich aus dem einstigen | |
DDR-Forschungsreaktor im sächsischen Rossendorf stammen. Bei | |
Umweltschützern und Atomkraftgegnern sorgt vor allem das Ziel Majak für | |
Empörung: Das 1945 zur Entwicklung der sowjetischen Atomwaffen gegründete | |
Kombinat wird wegen diverser Störfälle, bei denen Strahlung entwich, mit | |
dem Katastrophenreaktor von Tschernobyl verglichen. | |
Noch heute lebten über 5.000 Menschen in den radioaktiv verseuchten | |
Gebieten, sagt Wladimir Slivjak von der Umweltorganisation Ecodefense. | |
Castor-Transporte dorthin seien "unverantwortlich und zynisch", schreibt er | |
in einem offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel, Sachsens | |
Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (beide CDU) und dessen NRW-Kollegin | |
Hannelore Kraft (SPD). | |
Deren rot-grüne Koalition lehnt Atomkraft zwar ab, weiß aber nicht, wie sie | |
den Export des strahlenden Mülls verhindern soll. "Unsere Einschätzung ist, | |
dass das Land rechtlich nichts gegen Atomtransporte unternehmen kann", sagt | |
der NRW-Grünenchef Sven Lehmann. Schon vor dem Transport der Rossendorfer | |
Brennstäbe nach Ahaus 2005 habe der damalige SPD-Innenminister Fritz | |
Behrens "durch alle Instanzen bis zum Bundesverwaltungsgericht" geklagt - | |
und verloren: Dem Land stehe kein eigenes Klagerecht zu, urteilten die | |
Richter damals. | |
Der Bewegung reicht das nicht. Die Landesregierung ignoriere, dass die | |
Genehmigung des BfS wegen des fehlenden Staatsvertrags hinfällig sein | |
könnte, sagt Felix Ruwe, Sprecher der Ahauser Anti-Atom-Initiative. Er | |
kritisiert, dass das Ministerium schon ein Treffen zur Koordinierung | |
möglicher Polizeieinsätze bei den Castor-Transporten veranstaltete: "Ohne | |
Staatsvertrag keine Vorbereitungen." | |
"Juristische Bedenken ersetzen keine Politik", mahnt Matthias Eickhoff von | |
der Initiative Sofortiger Atomausstieg. Rot-Grün in Düsseldorf müsse mit | |
der Bremer Landesregierung und der grünen Hamburger Umweltsenatorin Anja | |
Hajduk zusammenarbeiten, fordert er: "Dann würden schon drei Bundesländer | |
diese unnötigen und gefährlichen Castor-Transporte ablehnen." | |
5 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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