# taz.de -- Atommüll-Export nach Russland: Proteste in beiden Ländern | |
> Die rot-grüne Landesregierung in NRW findet keinen Weg, die | |
> Atommülltransporte in den Ural zu verhindern. Der Widerstand wächst und | |
> in Russland klagen Betroffene. | |
Bild: Wohin mit dem strahlenden Abfall? Am liebsten weit weg. | |
Die Anti-Atom-Bewegung protestiert gegen drohende Atommülltransporte aus | |
dem Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus in die marode russische | |
Atomfabrik Majak. Ein "generelles Atomtransporte-Moratorium für NRW" | |
fordert Felix Ruwe von der Ahauser Anti-Atom-Initiative. Die neue rot-grüne | |
Landesregierung Nordrhein-Westfalens dürfe sich "nicht zum Helfershelfer | |
unverantwortlicher Atommüllexporte" machen, sagt Matthias Eickhoff von der | |
Initiative Sofortiger Atomausstieg. | |
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte Ende vergangener Woche die | |
Lieferung von atomwaffenfähigem Uran und Plutonium genehmigt. Die | |
Brennstäbe stammen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf | |
und sind deshalb Eigentum der sächsischen Landesregierung. Besonders empört | |
Umweltschützer das vom BfS genannte Ziel Majak: 1945 zur Entwicklung der | |
sowjetischen Atombomben gegründet, hat das Kombinat bei verschiedensten | |
Störfällen ähnlich viel Radioaktivität freigesetzt wie die | |
Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. | |
Zwar wird der Atommüllexport auch von Rot-Grün abgelehnt. "In der Koalition | |
besteht Einigkeit, die Transporte aus Gründen der inneren und äußeren | |
Sicherheit abzulehnen", sagt der umweltpolitische Sprecher der | |
Grünen-Landtagsfraktion, Hans Christian Markert. Doch ob und wie die | |
Transporte verhindert werden können, ist unklar. | |
Nach taz-Informationen sträubt sich das Innenministerium, den | |
Atommüllexport wegen der erwarteten heftigen Proteste der Anti-AKW-Bewegung | |
für undurchführbar zu erklären: "Mangelnde Sicherheit ist der | |
Offenbarungseid für jeden Innenminister", hieß es in Düsseldorf. Über ein | |
Transportmoratorium werde aber genauso nachgedacht wie über Verhandlungen | |
mit Dresden. | |
Nicht nur dort sind die Transporte wegen Kosten von mindestens 35 Millionen | |
Euro ebenfalls hoch umstritten - auch in Russland regt sich Widerstand | |
gegen den Atommüll. Heute entscheidet das Moskauer Stadtgericht über die | |
Zulässigkeit einer Klage von 23 Majak-Opfern gegen die Atomenergiebehörde | |
Rosatom und die russische Regierung. | |
Die Kläger, die durch die Umweltschützer Wladimir Sliwjak und Nadeschda | |
Kutepowa vertreten werden, fordern von Rosatom und der Regierung, die | |
Menschen in der Umgebung der Plutoniumfabrik vor der Strahlung zu schützen. | |
Aus den verstrahlten Gebieten müssten alle umgesiedelt, mit einer Mauer am | |
hochverstrahlten Techa solle der Zugang zu diesem Fluss verhindert werden. | |
Menschen aus vielen, doch nicht aus allen Dörfern waren aus der | |
verstrahlten Zone umgesiedelt worden. "Seit mehreren Jahren verspricht | |
Rosatom Hilfe. Doch viele Familien leben immer noch in verseuchten Orten, | |
unter ihnen auch die 23 Kläger", so Kutepowa. "Durch die geplanten | |
Atommülltransporte aus Deutschland wird neuer flüssiger Atommüll entstehen, | |
der die Umwelt am Ural noch weiter belastet", so Sliwjak. "Wir werden alles | |
tun, um das zu verhindern". | |
28 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
B. Clasen | |
A. Wyputta | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Geplanter Atomtransport: Castor nach Russland illegal? | |
Atommüll aus dem nordrhein-westfälischen Ahaus soll in das russische Lager | |
Majak befördert werden. Doch der dafür nötige Staatsvertrag ist nicht | |
unterschrieben. | |
Kommentar Atommüll-Export: Nicht reden, handeln! | |
In Düsseldorf könnte sich die rot-grüne Regierung den Interessen der | |
Atomlobby entgegenstellen. Doch davon ist bisher überhaupt nichts zu sehen. | |
Warum? | |
Widerstand gegen Atommüllexport: Ein Plutoniumzug nach Majak | |
Die NRW-Regierung will den Transport des sächsischen Atommülls von Ahaus | |
nach Russland aus Sicherheitsgründen verhindern. Das Bundesamt für | |
Strahlenschutz sieht hingegen keine Bedenken. | |
Streit um Laufzeitverlängerung: Strahlender Schrott | |
Bis zu einer Million Jahre werden die 17.200 Tonnen Atommüll weiter | |
stahlen. Längere AKW-Laufzeiten treiben deren Menge noch weiter in die | |
Höhe, ein Endlager fehlt. |