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# taz.de -- Google verpasst sich neue Regeln: Sei nicht böse! Sei Datenschütz…
> Bei Google häufen sich die Datenschutz-Skandale. Abhilfe will der Konzern
> mit neuen und strikteren Sicherheitsregeln für seine Mitarbeiter
> schaffen.
Bild: Hier kommen die neuen Regeln für Deutschland zu spät: Google Street Vie…
Der Internetkonzern Google verschärft seinen hausinternen Datenschutz. Wie
das Unternehmen am Wochenende [1][in einem offiziellen Blog-Eintrag]
mitteilte, habe man in den letzten Monaten daran gearbeitet, die für
Mitarbeiter geltenden Sicherheitsregeln zu überarbeiten. "Das tun wir,
während wir weltweit mit externen Regulatoren sprechen", schreibt Alan
Eustace, leitender Vizepräsident für den Unternehmensbereich "Engineering &
Research".
In insgesamt drei Bereichen will sich die Firma demnach verbessern:
"Mitarbeiter", "Training" und "Regeltreue". Im Segment "Mitarbeiter" ist
geplant, mehr Personen für Datenschutz- und Sicherheitsaspekte abzustellen.
So wurde eine "Direktorin für Privatsphäre" installiert, die "sowohl im
Bereich Ingenieurwesen als auch Produktmanagement" dafür sorgen soll, dass
"effektive Kontrollmechanismen für den Schutz der Privatsphäre in unseren
Produkten und internen Abläufen" stecken.
Im Segment "Training" verspricht Google, jeden einzelnen Mitarbeiter
künftig genauer zu instruieren, wie Nutzerdaten geschützt werden.
Ingenieure und andere wichtige Betriebsangehörige, die Daten sammeln und
handhaben, sollen lernen, dies stets verantwortungsbewusst zu tun. Im
Dezember sei außerdem ein neues "Programm für Sicherheitsbewusstsein"
geplant, das den Mitarbeitern "klare Leitlinien" für die Bereiche
Sicherheit und Privatsphäre an die Hand geben soll.
Auch der Bereich "Regeltreue" soll verbessert werden. Dabei seien "wichtige
Veränderungen für unsere internen Compliance-Prozeduren" vorgenommen
worden. Künftig müsse jeder Projektleiter ein
"Privatsphären-Design-Dokument" führen, und zwar für jedes neue Produkt.
Diese Unterlagen sollen regelmäßig dem Management vorgelegt werden. "Wir
müssen weitere Veränderungen vornehmen, die die Tatsache berücksichtigen,
dass wir keine kleine Firma mehr sind", führt Eustace aus.
Google reagiert mit den Änderungen auf mehrere bekannt gewordene Vorfälle
in den letzten Monaten, bei denen Angestellte des Unternehmens beim Daten-
und Privatsphärenschutz eine eher schlechte Figur machten. Das berühmte
"Sei nicht böse"-Motto ("Don't be evil") des Unternehmens hat dabei
merklich gelitten.
So wurde im Mai auf Nachfrage staatlicher Stellen publik, dass die "Google
Street View"-Fahrzeuge nicht nur wie üblich Fotos ganzer Städte und
Gemeinden knipsten, sondern unterwegs auch noch unverschlüsselte WLAN-Daten
sammelten, die über private und geschäftliche Drahtlos-Hotspots gesendet
wurden. Das sei auf Programmierfehler von Mitarbeitern zurückzuführen, hieß
es zur Begründung. Dass die dabei angefallenen Daten im Bereich vieler
Gigabytes zunächst nicht auffielen, verwunderte einige Experten.
Mittlerweile ist klar, dass dieser offenbar unbewusst aktivierte
Datenstaubsauger auch komplette E-Mails, aufgerufene Websites sowie
Passwörter unbedarfter Nutzer in verschiedenen Ländern geschluckt hat,
obwohl Google zunächst betonte, der Hauptteil der Daten sei "fragmentiert"
gewesen. "Wir sind geschockt davon, was da passiert ist", so Firmenmanager
Eustace. Ob es nur bei diesem konsequenzlosen Schock bleiben wird, ist
bislang unklar. In mehreren Staatenlaufen staatsanwaltliche Vorermittlungen
oder gar Strafverfahren gegen Google.
Im September wurde bekannt, dass ein Google-Ingenieur seine Position
nutzte, um mehrere Kinder auszuspionieren, mit denen er im Rahmen einer
Projektgruppe zu tun hatte. Der Administrator, eigentlich für
Systemstabilität verantwortlich, schaute unter anderem in die Logdateien
des Telefoniedienstes Google Voice und des Instant Messaging-Service Google
Talk, um private Informationen auszuforschen, wie das Blog "Gawker"
berichtete. Google feuerte den Ingenieur.
Der Vorfall soll nicht der erste seiner Art gewesen sein. Wie das IT-Blog
"TechCrunch" ebenfalls im September meldete, gab es mindestens einen
weiteren Mitarbeiter, der sich unberechtigterweise an Nutzerdaten bediente
und entlassen wurde.
Google besitzt über jeden User einen erstaunlichen Datenschatz. Neun Monate
lang wird jede Suchanfrage gespeichert, erst danach wird sie teilweise
anonymisiert. Der Konzern betont zwar, diese Logdateien seien nicht
personalisiert, doch lassen sich einzelne Computer über die
Internet-Adresse (IP) und einen von Google auf die Festplatte geschriebenen
Datenkrümel (Cookie) identifizieren.
26 Oct 2010
## LINKS
[1] http://googleblog.blogspot.com/2010/10/creating-stronger-privacy-controls.h…
## AUTOREN
Ben Schwan
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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