# taz.de -- Cholera-Epidemie nach dem Erdbeben: Fast 300 Seuchentote in Haiti | |
> Trotz weiterer Todesfälle und Ausbreitungsgefahr ist die Grenze zu der | |
> Dominikanischen Republik wieder offen und die Wahlen Ende November sollen | |
> stattfinden. | |
Bild: Angst von verseuchten Wasser: Haiti-Bewohner holen in Port-au-Prince saub… | |
PORT-AU-PRINCE/SANTO DOMINGO/WASHINGTON afp | Die Cholera-Epidemie in Haiti | |
hat sich weiter ausgebreitet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom | |
Dienstag starben weitere 25 Menschen an der Seuche, 270 Menschen seien mit | |
Neuinfektionen in Krankenhäuser eingeliefert worden. | |
Während die Weltgesundheitsorganisation zur Achtsamkeit mahnte, lockerte | |
die Dominikanische Republik ihre Maßnahmen zum Schutz der gemeinsamen | |
Grenze. | |
Die Zahl der Seuchentoten in Haiti stieg damit seit dem Ausbruch der | |
Epidemie in der vergangenen Woche auf 284, die Zahl der in Krankenhäusern | |
behandelten Cholera-Patienten erhöhte sich auf mehr als 3600. Das | |
Gesundheitsministerium sprach von einer Entspannung der Lage, doch Experten | |
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnten vor voreiligen Schlüssen. | |
Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Haiti, Nigel Fisher, schloss | |
nicht aus, dass sich die Epidemie im ganzen Land ausbreiten und es | |
zehntausende Tote geben könnte. Die WHO hielt es trotzdem nicht für nötig, | |
die Grenze zur benachbarten Dominikanischen Republik geschlossen zu halten. | |
Die Dominikanische Republik öffnete fünf Märkte an der Landesgrenze wieder. | |
In der Grenzregion seien "sanitäre Kontrollen" eingerichtet worden, um von | |
den beiden Ländern gemeinsam genutzte Marktplätze wieder nutzen zu können, | |
sagte der Gesundheitsminister der Dominikanischen Republik, Bautista Rojas. | |
Es gebe dort nun Kontrollpunkte mit Trinkwasser, Seife und Chlor, um | |
hygienische Zustände gewährleisten zu können. Die Märkte waren nach dem | |
Cholera-Ausbruch in Haiti geschlossen worden, um ein Übergreifen der | |
Krankheit auf das Nachbarland zu verhindern. | |
Cholera galt in Haiti als ausgerottet. In der vergangenen Woche jedoch | |
traten wieder erste Fälle im Zentrum und Norden des Landes auf. Seitdem | |
befürchten die Behörden, die Epidemie könnte sich auch in den Lagern der | |
Hauptstadt breitmachen, in denen immer noch zehntausende Erdbebenopfer | |
leben. | |
Die Krankheit ist hochansteckend. Sie verbreitet sich vor allem über Wasser | |
und Nahrung, verursacht heftigen Durchfall und Erbrechen und kann innerhalb | |
kurzer Zeit zum Tod führen. | |
Wahlvorbereitungen halten an | |
Trotz der Epidemie infolge der schweren Zerstörungen durch das Erdbeben vom | |
Januar dieses Jahres sollen in Haiti am 28. November Parlaments- und | |
Präsidentschaftswahlen stattfinden. | |
Die provisorische Wahlkommission kündigte am Dienstag die erste Lieferung | |
von Wahlsets, bestehend aus Wahlurnen und -kabinen, aus Mexiko an. 24.000 | |
solcher Sets würden diese Woche in Port-au-Prince erwartet, sagte | |
Kommissionschef Pierre-Louis Opont. | |
Die regierende Unité-Partei des derzeitigen Präsidenten René Préval rief | |
wegen der Seuche zu einer Pause im Wahlkampf auf. Ihr | |
Präsidentschaftskandidat Jude Célestin sagte, die Kandidaten der Partei | |
sollten sich an Stelle des Wahlkampfs "in den Dienst der betroffenen | |
Menschen" stellen. Er nahm damit Bezug auf Beobachtungen, nach denen | |
Kandidaten öffentliche Auftritte in den von der Krankheit befallenen | |
Gebieten vermieden. | |
Weltbank unterstützt den Wiederaufbau mit 30 Millionen Dollar | |
Die Weltbank unterstützt in Haiti mit 30 Millionen Dollar (21,7 Millionen | |
Euro) den Wiederaufbau der durch das verheerende Erdbeben vom Januar schwer | |
beschädigten Hauptstadt Port-au-Prince. | |
Mit dem Geld sollen Tonnen von Schutt von den Straßen entfernt sowie | |
Wohnhäuser repariert und neu gebaut werden, wie die Weltbank am Dienstag | |
(Ortszeit) in Washington mitteilte. | |
Zudem ist geplant, Straßen, Bürgersteige, die Kanalisation und | |
Wasserklärsysteme zu verbessern. Die Weltbank will nach eigenen Angaben den | |
Bauunternehmern des verarmten Karibikstaates zudem Tipps zum | |
erdbebensicheren Bauen geben. | |
Bei dem schweren Erdbeben vom Januar kamen mehr als 250.000 Menschen ums | |
Leben, rund 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Noch immer leben | |
zehntausende Bewohner der Hauptstadt in Zeltlagern. | |
27 Oct 2010 | |
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Cholera | |
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