Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Explosive Paketpost: Zeit für eine Evaluation
> Die Lehre aus den Paketbomben darf nicht nur sein, Kontrollen zu
> verschärfen. Die gesamten Anti-Terrormaßnahmen gehören auf den Prüfstand.
BERLIN taz | Es ist bizarr. Seit knapp zehn Jahren werden im Kampf gegen
den Terrorismus die Bürgerrechte beschnitten. Passagierlisten werden
gespeichert, Antiterrordateien angelegt, rastergefahndet und Daten auf
Vorrat gesammelt. An Flughäfen wurden den Passagieren Tonnen an harmlosen
Flüssigkeiten weggenommen, und vor kurzem wurden auch noch Körperscanner
eingeführt. Während der Mensch längst gläsern geworden ist, zeigen per UPS
verschickte Paketbomben aus dem Jemen und Griechenland nun, wie lax bisher
offenbar mit der Luftfracht umgegangen wurde.
Es ist absehbar, was jetzt kommen wird. Die Kontrollen bei der Luftfracht
werden verschärft werden. Das wird die Wirtschaft etwas mehr kosten,
darüber wird sie jammern, aber sie wird es verkraften. Vielleicht wird
Deutschland dadurch etwas sicherer werden. Wahr bleibt aber auch: Anschläge
werden sich nie ganz verhindern lassen, schon gar nicht wenn sie sich gegen
"weiche Ziele" richten, in U-Bahnen oder auf öffentlichen Plätzen.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag
versprochen, die Sicherheitsdateien und das umstrittene BKA-Gesetz zu
evaluieren und zu überprüfen, "ob und inwieweit der Schutz des Kernbereichs
privater Lebensgestaltung zu verbessern ist". Wenn sie aus dem
Paketbomben-Fall eine Lehre ziehen will, dann müsste sie die gesamten
Anti-Terror-Maßnahmen der vergangenen Jahre überprüfen lassen - und zwar
von unabhängigen Experten. Kann sein, dass die herausfinden, dass es noch
Sicherheitslücken gibt - wie bis jetzt bei der Luftfracht. Es könnte aber
auch sein, dass sie feststellen, dass manche Einschnitte in die
Bürgerrechte in keinem Verhältnis zum Sicherheitsgewinn stehen. Jetzt wäre
der Zeitpunkt für eine Evaluation.
3 Nov 2010
## AUTOREN
Wolf Schmidt
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
Griechenland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Weiter Mängel bei Luftfrachtsicherheit: Schlamperei bei Versendern
Terror hin, Terror her: Unangemeldete Kontrollen bei Luftfrachtversendern
haben gezeigt, dass nur 22 Prozent der kontrollierten Firmen alle Auflagen
erfüllen.
Sprengstoff-Sensor aus Israel: "Viel besser als ein Spürhund"
Drei junge Forscher an der Universität Tel Aviv haben einen sensiblen
Sprengstoff-Sensor entwickelt. Damit wollen sie die Sicherheitsprobleme bei
Frachtbomben lösen.
Verteidigungsexperte zu Sicherheitslücken: "Drohnen stoppen den Terror nicht"
Um Paketbombenanschläge zu verhindern, sollte Luftfracht nicht mehr in
Passagierflugzeugen transportiert werden, meint der schwedische
Terrorexperte Magnus Ranstorp.
Gefährliche Post: Weitere Paketbombe in Athen entdeckt
Empfänger sollte die französische Botschaft sein: In Griechenland wurde
erneut ein Paket mit Sprengstoff sichergestellt. Mehrere
Wohnungsdurchsuchungen blieben ergebnislos.
Szenenkenner über griechische Anarchisten: "Anarchisten sind Rentner"
Von: Griechischen Anarchisten. An: Berliner Kanzleramt. Kam die Paketbombe
tatsächlich aus der Szene? Die taz hat beim langjährigen Aktivisten
Vasilios Sifakis nachgefragt.
Sicherheit bei Frachtgütern: Bomben im Flugzeugbauch
Die Anschlagsversuche legen offen: Die Kontrolle von Frachtgütern muss
verbessert werden. Hinter dem Päckchen ans Kanzleramt stehen wohl
griechische Linksautonome.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.