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# taz.de -- Sprengstoff-Sensor aus Israel: "Viel besser als ein Spürhund"
> Drei junge Forscher an der Universität Tel Aviv haben einen sensiblen
> Sprengstoff-Sensor entwickelt. Damit wollen sie die Sicherheitsprobleme
> bei Frachtbomben lösen.
Bild: Polizei-Spürhund Bärbel.
Ein unauffälliger Kasten in der Größe eines Handstaubsaugers, in dem ein
verdrahteter Sensorchip angebracht ist, soll schon bald die Gefahr von
Sprengstoff in Paketen und Gepäckstücken bannen. Drei junge Forscher an der
Universität Tel Aviv glauben damit die Lösung für die internationale
Terrorgefahr gefunden zu haben. Schon jetzt sei der Chip in der Lage,
"jeden Explosivstoff in kleinster Menge feststellen zu können", zeigt sich
Teamchef Professor Fernando Patolsky zuversichtlich. Spätestens in einem
Jahr soll der erste Prototyp bereitstehen.
Sprengstoffpakete wie die im Jemen aufgegebene Fracht, die vermutlich auf
dem Weg zu ihrem Adressaten in den USA hätten explodieren sollen, würden
mithilfe des in Tel Aviv entwickelten Gerätes schon unmittelbar am Startort
ihrer Reise aussortiert, um schnellstens entschärft zu werden. "Wir
bekommen Anfragen aus der ganzen Welt", sagt Patolsky, der dafür ist, "an
den zu verkaufen, der am meisten dafür zahlt", um anschließend mit dem Geld
die Forschung voranzutreiben.
Patolsky selbst und seine beiden Mitstreiter, die Doktoranden Roey Elnathan
und Roni Engel, würden im Fall eines gewinnbringenden Verkaufs nur einen
Bruchteil des Profits auf dem eigenen Konto verbuchen können. Die
israelische Firma Nanergy, die die Forschung bislang finanziert, hält 90
Prozent der Anteile, die restlichen 10 Prozent sind in der Hand des
Instituts für Chemie an der Universität Tel Aviv. "Als wir mit der
Forschung begannen, hatten wir unser Doktorat vor Augen und nicht, dass wir
an dem Projekt Geld verdienen könnten", meint Engel. Inzwischen werden die
jungen Chemiker, die "manchmal 30 Stunden am Stück arbeiten", von einer
internationalen Konferenz zur nächsten gereicht.
Elnathan, der in diesen Tagen in Japan Vorlesungen halten soll, macht sich
schon manchmal Sorgen, ob ein scharfsinniger Terrorist nicht "dem Projekt
und meinem jungen Leben ein Ende machen könnte". Doch sein Mitstreiter
Engel lacht ihn aus: "Hauptsache, meine Mutter ist stolz auf mich", sagt er
und buchstabiert beider Namen.
Das Forschungsteam [1][entwickelte] den Sensor, der nicht größer ist als
die Handfläche eines Kindes. Auf ihn sind Schichten aus Aminosilan
aufgebracht. Der Chip ist mit 200 Sensoren ausgestattet und kann sowohl
flüssige als auch gasförmige Proben ohne jede Aufbereitungen mit "großer
Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit analysieren", sagt Patolsky. Für
vergleichbare Kontrollen sind heute noch umständliche Apparaturen
notwendig. "Er ist um ein Vielfaches besser als jeder Spürhund", sagt der
36-jährige Professor, der in T-Shirt und Jeans aussieht wie einer seiner
Studenten, selbstbewusst.
Schon als Halbwüchsiger experimentierte der gebürtige Argentinier, der 1992
nach Israel einwanderte, mit biochemischen Substanzen. Drei Jahre später
nahm das junge Genie das Studium der Chemie und Medizin auf, ging später an
die Harvard-Universität und kann sich seit fünf Jahren Professor nennen.
Dass er eines Tages den Nobelpreis gewinnen könnte, will er ganz und gar
nicht ausschließen, "aber nicht mit dem Sensorchip", sagt er. Seine bisher
größten Erfolge liegen vielmehr im Bereich der Krankheitsdiagnose, vor
allem bei der Krebserkennung, bei Gewalteinflüssen auf Organe oder auch bei
Herzinfarkten. Der von ihm entwickelte Sensorchip soll auch bei Unfällen
sofort in der Lage sein, Informationen über eventuell verletzte Organe
liefern zu können.
3 Dec 2010
## LINKS
[1] http://www.nanowerk.com/spotlight/spotid=18013.php
## AUTOREN
Susanne Knaul
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