Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- NPD-Parteitag in Hohenmölsen: Drinnen Fusion, draußen Protest
> Die NPD hat den Zusammenschluss mit der DVU abgenickt. Die bringt nun
> kaum Mitglieder, aber nötiges Geld mit. Auf der Straße demonstrierten
> derweil Hunderte gegen die Rechten.
Bild: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Boehmer (CDU, v.r.), Pfarrer …
HOHENMÖLSEN taz | Die Entscheidungen entsprachen den Erwartungen. Im
Bürgerhaus von Hohenmölsen stimmte die NPD um Parteichef Udo Voigt mit
großer Mehrheit für die Vereinigung mit der DVU. Mit breitem Zuspruch
bestimmten am Samstag die Delegierten auch den bisherigen DVU-Vorsitzenden
Matthias Faust zu einem der Vizechefs der fusionierten Partei. Ein
"Parteitag der Einheit", meinte Voigt.
Keine zehn Fußminuten von dem Bürgerhaus entfernt, mitten im Stadtkern
Hohenmölsens, wurde eine Hoffnung der NPD allerdings gedämpft. Der
Parteitag in der tiefen sachsenanhaltinischen Provinz sollte eine positive
Wirkung auf die Landtagswahl haben. Im Bürgerhaus sprach der
NPD-Spitzenkandidat Matthias Heyder von einer "Generalmobilmachung", weil
seine Parteigänger "das asoziale System da draußen verachten". Da draußen
zeigten jedoch über 400 Menschen rund um Rathaus und Kirche, was sie von
der NPD halten: nichts. Trotz Regen fand ein Bürgerfest statt. "Wir hofften
auf so viele Teilnehmer, waren aber nicht sicher", sagt Andy Haugk vom
kulturgeschichtlichen Verein "Drei Türme". 400 Menschen sind hier, wo die
NPD fest verankert ist, eine große Beteiligung. Manche sollen aus Angst
dennoch nicht gekommen sein.
Das Fest hatten die Kirchen und der Verein gemeinsam geplant. Auf zwei
Bühnen spielten regionale Bands. Bei der Freiwilligen Feuerwehr gab es
Deftiges, bei der Kirchengemeinde Süßes. An Ständen lag Infomaterial gegen
die NPD aus. Auch Politprominenz war gekommen. Ministerpräsident Wolfgang
Böhmer (CDU) sagte: "Es gibt auch unter uns Menschen, die enttäuscht sind
und sich anderen Ideologien zuwenden". Eine 43-Jährige Hohenmölserin
erzählte, dass sie "noch nie" gegen die NPD protestiert habe. "Ich auch
nicht, aber nun muss ja", entgegnete ein 50-Jähriger Hohenmölser.
Später, der Regen hatte aufgehört, sagte der evangelische Pfarrer Thomas
Wisch: "Der Tag war ein Erfolg", auch, weil zu dem Fest Besucher kamen, die
sonst nicht zu Politikveranstaltungen kommen. Im Burgenlandkreis gehe es um
jede Stimme, sagt David Begrich, Rechtsextremismusexperte von "Miteinander
e.V." An einem Haus, in einem Dorf vor der Stadt, hing ein großes
NPD-Transparent: "Sachsen-Anhalt begrüßt die Delegierten des Parteitag".
Im Bürgerhaus verlief bei der NPD alles nach Plan. Getreu dem Motto
"Gemeinsam stärker" beschworen Voigt und Faust vor den über 400
Parteitagsdelegierten und –gästen "Deutschlands starke Rechte". Von 207
Delegierten stimmten 194 für die Fusion. Dass die desolate DVU in der NPD
nicht von allen als gleichberechtigter Partner gesehen wird, zeigte ein
Initiativantrag, der die Änderung des Parteizusatznamens verhindern wollte.
Doch das war nicht opportun. Buhrufe kamen auf, und Voigt sprach ein
Machtwort: Die NPD wird 2011 "NPD. Die Volksunion" heißen.
Voigt musste aber einräumen, dass von den 4.000 DVU-Mitgliedern höchstens
1.000 Anhänger sich der NPD anschließen würden. Alles jedoch "aktive
Kader", redete Voigt die Zahl schön. Umso stärker betonte Faust, dass die
DVU eine größere Erbschaft mitbrächte. Zu der gehörte ein Haus in Freiburg,
dessen Verkauf rund 450.000 Euro eingebracht hatte.
Auf dem Parteitag entschuldigte sich der Noch-DVU-Chef zudem für so manchen
verbalen Angriff auf die NPD. Vergeben und vergessen? Mit 160 Ja-Stimmen
von 201 abgegebenen Stimmen wurde er NPD-Vize. In Bremen wird er für die
NPD im Mai 2011 in den Bürgerschaftswahlkampf ziehen.
Wann die DVU ihren Parteitag im November für die Fusion abhalten wird,
verriet Faust nicht. Er gestand aber, dass in seiner Noch-Partei
Widerstände zu überwinden wären. Umjubelter Teilnehmer des Parteitags war
im übrigen nicht Faust, sondern Lutz Battke. Battke sitzt für die NPD im
Kreisrat und Stadtparlament von Laucha und tritt am Sonntag zur
Bürgermeisterwahl an. "Ein Achtungserfolg ist möglich", befürchtet David
Begrich.
7 Nov 2010
## AUTOREN
Andreas Speit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Rechte bekehren Sozi
Aus ersten Schwärmereien wird nun Ernst: Kommunalpolitiker Hans Püschel
gibt sein SPD-Parteibuch zurück und tritt für die NPD als Kandidat bei der
Wahl in Sachsen-Anhalt an.
Fusion rechter Parteien: Die DVU hängt an sich
"NPD Die Volksunion" wollen sich NPD und DVU künftig nennen. Doch nicht
alle in der DVU wollen am Sonntag beim Parteitag der Fusion zustimmen.
Leserbrief-Skandal in Sachsen-Anhalt: SPD-Bürgermeister lobt NPD
SPD-Bürgermeister Hans Püschel aus Krauschwitz in Sachsen-Anhalt fand den
NPD-Parteitag richtig klasse. Dumm nur, dass er in einer anderen Partei
ist.
Fusion von NPD und DVU: Rechte bündeln ihre Kräfte
Weil ihre Mitgliederzahlen sinken, will die rechtsextreme Partei NPD sich
mit der DVU zusammen tun. Sie hofft damit bessere Ergebnisse bei den
kommenden Landtagswahlen zu erzielen.
Bürgermeisterwahl in Sachsen-Anhalt: NPD-Mann will ins Rathaus
Gibt es bald einen braunen Bürgermeister in Sachsen-Anhalt? Bei der Wahl am
Sonntag hat ein NPD-Kreisrat durchaus Chancen, Bürgermeister einer
Kleinstadt zu werden.
NPD-Parteitag zur Fusion mit DVU: "Nur noch ein formaler Akt"
Am Wochenende trifft sich die NPD zum Bundesparteitag in Sachsen-Anhalt. In
Hohenmölsen will sie die Fusion mit der DVU beschließen. Der Ort wehrt sich
gegen das Treffen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.