# taz.de -- Niebels Personal für die Entwicklungshilfe: Die Null-Frauen-Spitze | |
> Dirk Niebel hat eine neue Entwicklungshilfe-Organisation gegründet. Und | |
> sieben Männer in den Vorstand gesetzt. Der Protest der Belegschaften | |
> brachte nur einen Teilerfolg. | |
Bild: Vorerst bleibt die deutsche Entwicklungshilfe in männlicher Hand. Aber d… | |
BERLIN taz | Die Pressekonferenz im alten Haus der Gesellschaft für | |
Technische Zusammenarbeit (GTZ) nahe dem Potsdamer Platz in Berlin | |
verzögerte sich, so lange tagte am Montag der Aufsichtsrat der großen | |
deutschen Entwicklungshilfeorganisation. | |
Am Ende konnten Entwicklungsstaatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz (FDP) und | |
Betriebsratschef Thomas Kalkert verkünden, dass "alle Verträge | |
unterschrieben sind". Die Fusion der Entwicklungsorganisationen ist samt | |
reinem Männervorstand beschlossen - doch die Männer dürfen die neu | |
geschaffene Entwicklungsorganisation nur eineinhalb Jahre leiten. Dann | |
kommt die Frauenquote. | |
Die Fusion der GTZ mit dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und der | |
Weiterbildungsagentur Inwent zur neuen Deutschen Gesellschaft für | |
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hatte Minister Dirk Niebel (FDP) zu | |
Beginn der Legislaturperiode angestoßen. Die Reform soll die in zahllose | |
Akteure zersplitterte deutsche Entwicklungshilfelandschaft effizienter | |
machen und bürokratische Doppelstrukturen abbauen. | |
Ende November verschreckten Ministerium und GTZ die eigenen | |
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Plan, die Spitze der neuen | |
Organisation mit sieben Männern als Geschäftsführer zu besetzen. | |
Protestschreiben aus den Belegschaften gingen an Bundestagsabgeordnete, ein | |
[1][offener Brief] wurde von rund 400 MitarbeiterInnen von DED und Inwent | |
unterschrieben. | |
Der Einsatz blieb nicht unbelohnt: Zwar wurden die sieben Männer | |
inthronisiert - doch einfach werden sie es nicht haben. Alle haben | |
lediglich Verträge für 18 Monate erhalten, ursprünglich waren 24 Monate | |
geplant. Dann sollen zwei Vorstände ausscheiden, der jetzige GTZ-Chef Bernd | |
Eisenblätter und DED-Chef Jürgen Wilhelm, die beide ihre letzten | |
Berufsjahre vor sich haben. Die fünf übrigen Männer werden sich dann um | |
drei Plätze streiten müssen, denn die zwei übrigen werden anschließend an | |
Frauen vergeben. | |
Begeisterung konnte dieses Zugeständnis allerdings noch nicht einmal bei | |
den Beteiligten der Presskonferenz auslösen. "Wir hätten uns auch eine | |
andere Lösung gewünscht", sagte Betriebsratschef Kalkert. "Wir können die | |
Kritik verstehen", gab auch Beerfeltz zu. Doch es sei nicht möglich | |
gewesen, eine Frau zu befördern. Denn Niebels Vorgängerin habe mit ihrer | |
Personalpolitik nur Männer in Führungspositionen hinterlassen. | |
"Wenn die auslaufenden Verträge nicht über die Altersgrenzen verlängert | |
worden wären, hätte gleich eine Frau aufrücken können", sagte die Grüne Ute | |
Koczy der taz. Ihr reicht der Teilerfolg mit der Quote nicht. "Wir wurden | |
oft genug auf die Zukunft vertröstet." | |
In Ministeriumskreisen wird eine andere Gefahr der Lösung gesehen: Denn | |
durch den möglichen Wettkampf zwischen den fünf jüngeren Vorständen um die | |
drei verbleibenden Plätze wird die Handlungsmacht von vornherein als | |
eingeschränkt gesehen. "Da traut sich doch keiner, einen Fehler zu machen", | |
hieß es am Dienstag. | |
15 Dec 2010 | |
## LINKS | |
[1] /1/politik/deutschland/artikel/1/belegschaften-gegen-niebel/ | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
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