# taz.de -- Nach der Wahl in der Elfenbeinküste: In Abidjan wird's brenzlig | |
> Die Garde des Noch-Präsidenten Gbagbo belagert den Amtssitz des gewählten | |
> Präsidenten Ouattara. Dessen Lager will ab Donnerstag wichtige | |
> Regierungsgebäude besetzen. | |
Bild: Unterstützer von Alassane Ouattara rufen "Wir wollen Gbagbo nicht". | |
In der Elfenbeinküste verschärft sich die Konfrontation zwischen dem | |
gewählten Präsidenten Alassane Ouattara und dem in seinem Amt verbliebenen | |
bisherigen Amtsinhaber Laurent Gbagbo. Einheiten der Gbagbo-treuen | |
Präsidialgarde versuchten am Montag, das Hotel du Golf völlig abzuriegeln, | |
in dem Ouattara zusammen mit Premierminister Guillaume Soro und seiner | |
Regierung unter UN-Schutz residiert. UN-Blauhelmsoldaten sowie Einheiten | |
der zum Schutz Ouattaras stationierten Rebellen der FN (Forces Nouvelles), | |
die die Nordhälfte der Elfenbeinküste beherrschen und im Rahmen des | |
Friedensprozesses der letzten Jahre auch in Abidjan Truppen stationieren | |
durften, verhinderten durch massives Ausschwärmen und Warnschüsse das | |
weitere Vorrücken der Gbagbo-Einheiten. | |
Die UNO erkennt Ouattara, der die Wahl vom 28. November mit 54 Prozent | |
gewonnen hatte, als gewählten Präsidenten an, ebenso wie die EU, die | |
Afrikanische Union und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft. Gbagbo | |
aber erkennt seine Niederlage nicht an. EU verhängt Sanktionen | |
Die UN-Soldaten in Abidjan haben den Befehl, Ouattara und seinen | |
"Regierungssitz" mit allen Mitteln zu verteidigen. Am Montag verhängten die | |
EU-Außenminister Sanktionen gegen "diejenigen, die den Friedens- und | |
Versöhnungsprozess behindern und den Abschluss des Wahlverfahrens stören". | |
Die Sanktionen, deren Zielpersonen noch benannt werden müssen, "werden vor | |
allem auf jene zielen, die sich weigern, sich unter die Autorität des | |
demokratisch gewählten Präsidenten zu stellen" - ein klarer Hinweis auf | |
Gbagbo. | |
Die Angst vor einer bewaffneten Konfrontation mitten in der drei Millionen | |
Einwohner zählenden ivorischen Metropole Abidjan steigt. Ouattaras | |
Premierminister Soro kündigte am Montag an, am Donnerstag den von ihm | |
ernannten neuen Chef des Staatsfernsehens RTI in der bisher | |
Gbagbo-kontrollierten RTI-Zentrale zu installieren und seine nächste | |
Kabinettssitzung am Freitag im offiziellen Amtssitz des Premierministers | |
abzuhalten. Er hat dazu die Armee aufgefordert, "sich auf die Seite der | |
Legalität z8u stellen und den gewählten Präsidenten zu unterstützen". | |
Ouattara rief seinerseits das Volk dazu auf, ihm zu helfen. "Die Straße | |
wird Ouattara an die Macht bringen", titelte am Mittwoch das Blatt | |
"Nord-Sud". | |
Es ist zu bezweifeln, dass Gbagbo das hinnimmt. Gbagbo-treue Milizen, die | |
sogenannten "Jungen Patrioten", haben bereits zu früheren Zeiten im | |
ivorischen Krieg bedenklos Jagd auf Nordivorer in Abidjan gemacht, und | |
Anfang 2004 töteten Soldaten in Abidjan bei der Niederschlagung einer | |
Oppositionsdemonstration bereits einmal mehrere hundert Menschen.Der | |
Gbagbo-treue Chef der Armee, General Philippe Mangou, warnte jetzt in einer | |
Erklärung vor "unvorhersehbaren Konsequenzen" und sagte, die UN-Mission | |
Unoci werde für diese verantwortlich sein. Das Militär hat seine Präsenz | |
rund um das RTI-Gebäude und andere Regierungsgebäude verstärkt. | |
Französischen Medienberichten zufolge soll Gbagbo aber bereits im Begriff | |
sein, seine Familie sowie Teile der Staatskasse ins Ausland zu bringen. | |
Ouattara wiederum, so berichten ivorische Zeitungen, hat die | |
Beschlagnahmung der beiden ivorischen Präsidentenflugzeuge erwirkt, die | |
sich in Benin und in der Schweiz befinden. | |
15 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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