# taz.de -- Leistungen für Hartz-IV-Empfänger: Mehr Geld für Wasser | |
> Die Kommunen drängen auf Ausgleich für die Warmwasserkosten. Auch durch | |
> die Regelsatzerhöhung werden Mehrbelastungen im dreistelligen | |
> Millionenbereich erwartet. | |
Bild: Nicht komplett mit in den Regelsatz geflossen: Kosten für Warmwasser. | |
BERLIN taz | Im Streit um die Übernahme der Warmwasserkosten für | |
Hartz-IV-Empfänger erwarten die Kommunen eine rasche Lösung. "Das muss | |
jetzt, im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens für Hartz IV, erledigt werden, | |
nicht erst in einem halben oder Dreivierteljahr", sagte Markus Mempel, | |
Sprecher des Landkreistages, zur taz. | |
Vergangene Woche hatte das Bundesarbeitsministerium (BMAS) eingeräumt, dass | |
die Kosten der dezentralen Warmwasseraufbereitung nicht mehr in den | |
Regelsatz eingeflossen sind. Bisher hatte der Bund dafür monatlich 6,47 | |
Euro bezahlt. Jetzt aber sollen die Ausgaben Teil der Kosten für Unterkunft | |
und Heizung sein. Die Crux daran: Diese werden zum größten Teil von den | |
Kommunen getragen. Zwischen 250 und 400 Millionen Euro jährliche | |
Mehrbelastung kämen laut Deutschem Landkreistag daher auf sie zu. | |
"Wenn Mehrbelastungen auftreten, werden wir einen angemessenen Ausgleich | |
finden", betonte Heike Helfer, Sprecherin des BMAS. Sie verwies zugleich | |
darauf, dass die dezentrale Warmwasseraufbereitung, beispielsweise in | |
Boilern, nach neuesten Daten nur noch in wenigen Haushalten genutzt werde. | |
Die Warmwasserfrage ist nicht die einzige, die die Kommunen umtreibt. "Wir | |
erwarten, dass uns alle Mehrkosten, die durch die Hartz-Reform entstehen, | |
kompensiert werden", betonte Uwe Lübking, Sozialexperte beim Deutschen | |
Städte- und Gemeindebund (DStGB). Der DStGB geht davon aus, dass durch die | |
geplante Erhöhung des Regelsatzes und der Hinzuverdienstgrenzen jährliche | |
weitere Mehrbelastungen von knapp 300 Millionen Euro für die Kommunen | |
entstehen. Durch die beiden Erhöhungen könnten mehr Menschen berechtigt | |
sein, Hartz IV zu beziehen, dadurch erhöhen sich auch die | |
Unterkunftskosten. | |
Streit gibt es zudem wie jedes Jahr um die Beteiligung des Bundes an den | |
Kosten für die Unterkunft, die sich 2010 auf insgesamt 14 Milliarden Euro | |
beliefen. Der Bund will sich 2011 mit rund 3,6 Milliarden Euro daran | |
beteiligen. Das wäre ungefähr so viel, wie er bereits 2005 gegeben hat. | |
Die Ausgaben der Kommunen sind hingegen zwischen 2005 und 2010 um knapp 2 | |
Milliarden Euro gestiegen. Deswegen fordern DStGB, Landkreistag und die | |
Länder eine deutlich höhere Bundesbeteiligung und einen neuen | |
Berechnungsschlüssel. Bundesrat und Bundestag haben deswegen den | |
Vermittlungsausschuss einberufen. Bisher sind die Länder mit ihren | |
Forderungen stets gescheitert. | |
10 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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