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# taz.de -- Siziliens Ex-Regierungspräsident in Haft: Sieben Jahre für Cosa-N…
> Totó Cuffaro wurde wegen seiner Amtshilfe für die Mafia in letzter
> Instanz zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Er trat noch am gleichen
> Tag die Haft an.
Bild: Ein ehrenwerter Gentleman: Totó Cuffaro.
ROM taz | Das hat Italien seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Ein im Ruch
der Paktiererei mit Cosa Nostra stehender Politiker wird wirklich ins
Gefängnis gesteckt. Über Jahre hinweg glaubte Totó Cuffaro, er könne
einfach weitermachen, selbst wenn seit 2003 schwerste Vorwürfe gegen ihn
vorlagen. Der 52-jährige Christdemokrat war im Jahr 2001 zum Präsidenten
der Region Sizilien gewählt worden, an der Spitze einer Rechtskoalition,
deren stärkste Kraft die Berlusconi-Partei Forza Italia war.
Cuffaro trug nicht umsonst den Spitznamen "Vasa vasa" (Küsschen, Küsschen):
Er pflegte intensive Kontakte zu seinen Wählern, laut Staatsanwaltschaft
Palermo aber auch zu den Bossen der Mafia. Einem von ihnen soll er in
geheimen Treffen Informationen über polizeiliche Ermittlungen und
Abhörmaßnahmen gesteckt haben; deshalb kam er vor Gericht.
Doch selbst als das Verfahren schon lief, wurde Cuffaro im Jahr 2006 mit 53
Prozent triumphal wiedergewählt. Als er dann im Jahr 2008 zu "bloß" fünf
Jahren Haft verurteilt wurde, feierte er: Das Gericht in Palermo sah ihn
zwar als Helfer einiger Mafiosi, leugnete aber, dass Cuffaro damit auch die
Organisation Cosa Nostra unterstützt habe. Der Regionspräsident hoffte
deshalb darauf, dank der in Italien üblichen Strafnachlässe nicht
tatsächlich die Haftstrafe antreten zu müssen. Er trat zwar als
Regionspräsident zurück, ließ sich aber im Jahr 2008 in den Reihen der
christdemokratischen UDC in den Senat in Rom wählen.
Doch mit dem jetzt durch das Kassationsgericht bestätigten Urteil des
Appellationsgerichts wurde die Strafe auf sieben Jahre heraufgesetzt und
festgestellt, er habe die Mafia begünstigt – Strafnachlässe fallen damit
weg. Zudem läuft in Palermo ein weiterer Prozess gegen Cuffaro; dort geht
es um Wahlabsprachen mit Mafiabossen, und erneut droht eine langjährige
Haftstrafe.
Angesichts dieser Entwicklungen dürfte auch Marcello Dell'Utri nervös
werden. Der enge Mitarbeiter Berlusconis war im Juni 2010 wegen
Unterstützung der Mafia zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Auch über
ihn wird das Kassationsgericht bald entscheiden
24 Jan 2011
## AUTOREN
Michael Braun
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