# taz.de -- "Übelstes Unternehmen 2010": And the Schmähpreis goes to ... | |
> Parallel zum Wirtschaftsforum in Davos wird im Internet das "übelste | |
> Unternehmen 2010" gewählt. Unter den Nominierten: Neste Oil, BP und | |
> Foxconn. | |
Bild: Bekannt für die Suizide seiner Mitarbeiter: Foxconn-Fabrik in China. | |
Die Unternehmen geben sich kühl, doch die Manager sind genervt. Für den | |
Public Eye Award wird kein Vorstand gern nominiert. Die diesjährige | |
Negativ-Auszeichnung an das "übelste Unternehmen des Jahres" verleihen | |
Alternativ-Aktivisten am Freitag parallel zum Höhepunkt des traditionellen | |
Weltwirtschaftsforums in Davos. | |
Gegenwärtig läuft die [1][Abstimmung im Internet]. Auf dem ersten Platz | |
steht zurzeit der finnische Biodieselhersteller Neste Oil. Die Kritiker | |
kreiden ihm an, Palmöl aus sozial und ökologisch schädlicher Produktion in | |
Indonesien und Malaysia zu verkaufen. | |
Den Public Eye Award vergeben die Organisationen "Erklärung von Bern" und | |
Greenpeace jährlich im Zusammenhang mit dem Treffen von Entscheidern aus | |
Wirtschaft und Politik. "Wir üben Druck auf besonders unverantwortliche | |
Unternehmen aus, damit diese ihre menschen- und umweltverachtenden | |
Geschäftspraktiken einstellen", sagt Sprecher Oliver Classen. | |
Neste Oil ist einer der größten Produzenten von Agrartreibstoff weltweit. | |
Ende 2010 hat er nach eigenen Angaben die Zulassung für den Verkauf von | |
Biodiesel in Deutschland erhalten. Demnächst will die Lufthansa mit | |
Neste-Treibstoff fliegen. | |
Die Kritiker sagen, einer der Hauptlieferanten von Neste, die Firma IOI, | |
sei "verwickelt in illegalen Holzeinschlag, Brandrodungen und Vernichtung | |
von Orang-Utan-Gebieten" unter anderem in Indonesien. Mit der Abholzung von | |
Tropenwäldern und schnell wachsenden Palmölplantagen würden das Klima | |
geschädigt, die Böden mit Chemikalien verseucht und die Lebensmittelpreise | |
hochgetrieben. | |
Neste Oil erklärte gegenüber der taz, nur nachhaltig produziertes Palmöl | |
von zertifizierten Herstellern zu verwenden. Kaum ein Unternehmen der | |
Branche setze so hohe Sozial- und Umweltstandards um. "Wir unterstützen den | |
Naturschutz und wenden uns gegen die Abholzung von Regenwäldern", so | |
Sprecherin Hanna Maula. | |
Bislang die zweitmeisten Stimmen hat der Ölkonzern BP bekommen. Er wurde | |
für den Negativ-Preis vorgeschlagen, weil die Explosion seiner Ölplattform | |
Deepwater Horizon im Frühjahr 2010 "die zweitgrößte Ölkatastrophe aller | |
Zeiten" verursacht hatte. Über Jahrzehnte werde "die gesamte Nahrungskette" | |
im Golf von Mexiko "beeinträchtigt, unter Wasser treibende Öl- und | |
Gaswolken werden riesige Zonen des Ozeans abtöten", so die Kritiker. Die | |
Pressestelle des BP-Konzerns wollte auf Anfrage dazu "keinen Kommentar" | |
abgeben. | |
Der Bergbaukonzern AngloGold Ashanti wurde von der | |
Nichtregierungsorganisation Wacam aus Ghana für den Schmähpreis | |
vorgeschlagen. Mit den Zyanidabfällen aus seiner ghanaischen Goldproduktion | |
vergifte das Unternehmen "Flüsse und Brunnen". Im Gespräch mit der taz | |
erklärte AngloGold-Sprecher Alan Fine dagegen, das Unternehmen habe | |
inzwischen große Summen investiert, um "die sozialen und ökologischen | |
Altlasten zu beseitigen". | |
Der Schweizer Energiekonzern Axpo wurde nominiert, weil er nach Angaben von | |
Public Eye seine Atomkraftwerke unter anderem mit "Uran aus der russischen | |
Wiederaufbereitungsanlage Majak" betreibt. "Majak gilt neben Tschernobyl | |
als verstrahltester Ort der Welt". In seiner Stellungnahme äußerte ein | |
Axpo-Sprecher "Befremden" über die Nominierung. Axpo sei "Transparenz und | |
Nachhaltigkeit verpflichtet". | |
Auf die Vorwürfe gegen den taiwanesischen Elektronikkonzern Foxconn | |
antwortete ein Sprecher, das Unternehmen nehme "seine Verantwortung für die | |
Beschäftigten sehr ernst". Die Hongkonger Arbeiterrechtsorganisation Sacom | |
hatte dem Konzern, der unter anderem für Apple und Dell produziert, zur | |
Last gelegt, die Arbeiter in China so auszubeuten, dass sich 2010 | |
"mindestens 18 Personen das Leben" genommen hätten. | |
26 Jan 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.publiceye.ch/de/vote/ | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Occupy-Bewegung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Umstrittenes Waldgesetz in Brasilien: „Ein Frankenstein-Projekt“ | |
Ein höchst umstrittenes Waldgesetz ist vom brasilianischen Parlament | |
gebilligt worden. Es begünstigt die Agrarlobby. Umweltschützer kritisierten | |
die Entscheidung. | |
Die vier Phasen der Globalisierungskritik: Der Zyklus des Protests | |
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos wird man die vierte Phase der | |
globalisierungskritischen Bewegung beobachten können. Bei Occupy wird sich | |
der Prozess wiederholen. | |
Besuch bei iPhone-Hersteller Foxconn: Blut am Apfel | |
Vor einem Jahr nahmen sich mehrere Arbeiter in chinesischen iPhone-Fabriken | |
das Leben. Was hat sich seitdem geändert? Ein Besuch. | |
Turbulentes Meeting bei BP: Aktionäre sind gegen Ölbohrungen | |
Nach der Ölpest im Golf von Mexiko: BP habe nichts aus der Katastrophe | |
gelernt. Das sagen sogar die Aktionäre auf der Hauptversammlung des | |
Ölkonzerns. | |
Apples Bericht über asiatische Zulieferer: Kinderhände bauen am iHype mit | |
Durcharbeiten, Schuldknechtschaft und Kinderarbeit: Der Computerkonzern | |
Apple hat seine asiatischen Zulieferer durchleuchtet. | |
Kommentar Davos: Chefs machen sich wichtig | |
Davos ist wie ein G-20-Treffen ohne Agenda, bei dem zusätzlich noch | |
ungefähr 1.000 Manager umherwuseln. Was soll das bringen, wenn selbst | |
G-20-Treffen regelmäßig scheitern? | |
Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos: Deutschland unter Beobachtung | |
Beim Weltwirtschaftsforum muss sich die Bundesregierung viel Kritik | |
anhören. Der US-Ökonom Nouriel Roubini wirft ihr vor, die Krise des Euro zu | |
verschärfen. | |
Vergiftungen in chinesischer IT-Industrie: Apple schweigt über giftige Zuliefe… | |
Chinesische Umweltgruppen haben Schwermetallvergiftungen bei Apples | |
IT-Zulieferern nachgewiesen. Der iPad- und iPhone-Hersteller verweigert | |
jegliche Auskünfte. | |
Ingenieurin tötete sich in Shenzhen: Abermals Suizid beim iPad-Produzenten | |
Die Selbstmordserie beim Elektronikriesen Foxconn reißt nicht ab. Höhere | |
Löhne, Produktionsverlagerung und Psychologen konnten einen weiteren Suizid | |
nicht verhindern. |