# taz.de -- Tunesische Regierungspartei verboten: Ben Alis Machtbasis zerschlag… | |
> Die Partei des gestürzten Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali RCD ist | |
> verboten. Ihre Milizen werden für zahlreiche blutige Übergriffe | |
> verantwotlich gemacht. | |
Bild: Viele Tunesier feiern ihren Sieg in Sidi Bouzid - dort, wo die Proteste, … | |
MADRID taz | Die Staatspartei des gestürzten tunesischen Präsidenten Zine | |
El Abidine Ben Ali ist Geschichte. Die Übergangsregierung ordnete am | |
Sonntagabend die Schließung aller Lokale der Demokratisch-Konstitutionellen | |
Sammlungsbewegung (RCD) an. Innenminister Fahrat Rajhi ließ außerdem die | |
Konten und das gesamte Vermögen der einst zwei Millionen Mitglieder starken | |
Partei einfrieren. Bereits vor einer Woche wurden alle Betriebszellen der | |
RCD aufgelöst. Versammlungen der Mitglieder der einstigen Staatspartei sind | |
fortan illegal. | |
Die Regierung versucht mit dem RCD-Verbot den Weg zur Demokratie in stabile | |
Bahnen zu lenken. In den vergangenen Tagen hatte die Gewerkschaft UGTT, die | |
an den Protesten zum Sturz des alten Regimes maßgeblich beteiligt war, | |
immer wieder von Überfällen auf ihre Lokale durch Milizen aus dem Umfeld | |
der RCD berichtet. Auch Plünderungen sollen auf das Konto der alten Garde | |
gehen. "Sie versuchen, das Chaos zu säen", erklärte kurz vor dem RCD-Verbot | |
ein UGTT-Sprecher. | |
Vielerorts ging die Opposition am Wochenende erneut gegen Vertreter des | |
alten Regimes auf die Straße. Dabei kam es zu schweren Zwischenfällen und | |
zu mehreren Toten. Am Samstag wurden im nordtunesischen El Kef vier | |
Menschen Opfer der Kugeln der Polizei, als rund 1.000 Demonstranten den | |
Rücktritt des örtlichen Polizeichefs forderten. Dieser wurde verhaftet. | |
Am selben Tag kam in der südtunesischen Stadt Kebili ebenfalls ein | |
Demonstrant ums Leben. Er wurde von einer Tränengasgranate am Kopf | |
getroffen. Die jugendlichen Demonstranten hatten einen Posten der | |
Nationalgarde angegriffen. Auch hier hat das Innenministerium eine | |
Untersuchungskommission eingesetzt. | |
In der südtunesischen Bergbaustadt Gafsa musste die Armee den | |
Zivilgouverneur Mohamed Gouider in Sicherheit bringen. Eine aufgebrachte | |
Menge forderte seinen Rücktritt. Die Opposition traut ihm nicht, er stehe | |
dem alten Regime zu nahe. Erst vergangene Woche waren von der | |
Übergangsregierung alle 24 Zivilgouverneure des Landes ausgewechselt | |
worden. Nicht überall akzeptiert die Bevölkerung die neuen Provinzchefs. | |
7 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Boualem Sansal über Rebellion in Algerien: "Am Anfang ist der Schrei nach Lebe… | |
Frustriert, isoliert, im Würgegriff klandestiner Politstrukturen: Junge | |
Algerier haben keine Chance auf eine nationale Erhebung wie in Tunesien, | |
sagt der algerische Schriftsteller Boualem Sansal. | |
Revolution in Ägypten: Regierung will entschärfen | |
Die ägyptische Regierung spricht mit der Opposition und versucht zu | |
besänftigen. Aber sie hält daran fest, Präsident Husni Mubarak bis zum Ende | |
seiner Amtszeit im Amt zu halten. | |
Nora Lafi über den Aufbruch in Nordafrika: "Eine Revolution der Jugend" | |
Die Veränderungen in der tunesischen Zivilgesellschaft könnten ein Modell | |
für die arabische Welt sein, sagt die Historikerin Nora Lafi. Jetzt fängt | |
die Revolution erst an. | |
Übergangregierung in Tunesien: Erste Entschädigungen für Opfer | |
Die Übergangsregierung in Tunesien hat alle 24 Gouverneure der Regionen | |
ersetzt. Außerdem werden die ersten Entschädigungszahlungen für Opfer der | |
Unruhen ausgezahlt. | |
Debatte Nordafrika: Domino am Mittelmeer? | |
Im ganzen Maghreb gab es in den letzten Wochen Proteste. Aber ein Umsturz | |
wie in Tunesien ist in den Nachbarländern nicht zu erwarten. |