| # taz.de -- Fragen & Antworten zum Volksentscheid: Das Kreuz mit dem Wasser | |
| > 2,4 Millionen Berliner sind am Sonntag dazu aufgerufen, über die | |
| > Offenlegung der Wasserverträge abzustimmen. 7 Fragen und Antworten zum | |
| > Volksentscheid. | |
| Bild: Am Sonntag sind die Berliner gefragt. | |
| Worum geht es bei dem Volksentscheid? | |
| Um die Offenlegung der Verträge über die Teilprivatisierung der Berliner | |
| Wasserbetriebe vor zwölf Jahren. 1999 verkaufte das Land Berlin 49,9 | |
| Prozent der Betriebe an die Konzerne Veolia und RWE. Über Jahre waren die | |
| Verträge über diesen Verkauf geheim. Erst im Herbst stellte der Senat | |
| mehrere hundert Seiten Vertragswerk ins Internet. Zuvor hatte bereits die | |
| taz die wichtigsten Papiere veröffentlicht. | |
| Aber wenn die Verträge jetzt nicht mehr geheim sind, wozu gibt es dann den | |
| Volksentscheid? | |
| Formal, weil so ein Volksentscheid nicht einfach so zu stoppen ist. Er ist | |
| schließlich der letzte Teil eines dreistufigen Verfahrens. Zunächst einmal | |
| haben die Unterstützer des Anliegens Unterschriften gesammelt, um ein | |
| Volksbegehren zu starten. Anschließend mussten innerhalb von vier Monaten | |
| mindestens 172.000 gültige Unterschriften zusammenkommen. | |
| Gibt es Verträge, die jetzt noch geheim sind? | |
| Das ist umstritten. Der Senat beteuert, dass er alles veröffentlicht hat, | |
| was von den Initiatioren des Volksentscheides gefordert wird. Und die | |
| Forderung ist recht eng gefasst: Es geht nur um die Verträge zwischen dem | |
| Land Berlin und den privaten Anteilseignern. Um andere bislang noch | |
| unveröffentlichte Verträge rund um die Wasserbetriebe - von denen etwa die | |
| Nachrichtenagentur dapd am Freitag berichtete - geht es hingegen am Sonntag | |
| bei der Abstimmung nicht. Die Initiatoren glauben allerdings, dass auch | |
| noch nicht alle Verträge öffentlich sind, auf die sie abzielen. | |
| Warum hat das Abgeordnetenhaus den Entwurf abgelehnt? | |
| Weil darin gefordert wird, dass Vertragsbestandteile, die nicht offengelegt | |
| werden, unwirksam werden. Die Regierungsfraktionen argumentieren, dass | |
| damit ein Gesetz rückwirkend gelten würde, und das sei verfassungsrechtlich | |
| nicht erlaubt. | |
| Warum wollte die Initiative überhaupt eine Offenlegung der Verträge? | |
| Die Wasserpreise stiegen seit der Teilprivatisierung deutlich an - derzeit | |
| liegen sie rund ein Viertel höher als im Jahr 1999. Daher wollen sie, dass | |
| die Wasserbetriebe wieder zu hundert Prozent Berlin gehören. Theoretisch | |
| könnte der Senat sie zurückkaufen - wenn die Privaten zustimmen. Doch das | |
| käme die hoch verschuldete Stadt ziemlich teuer. Die Initiative hofft daher | |
| auf eine kostengünstigere Variante: Sie geht davon aus, dass in den | |
| Verträgen zum Beispiel sittenwidrige Klauseln enthalten sind, gegen die man | |
| klagen kann. Die Offenlegung der Verträge soll also lediglich ein Mittel | |
| zum Zweck sein. | |
| Und warum gibt es dann noch keine Klagen? | |
| Der Wassertisch argumentiert, dass seine Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten | |
| würden. Und so schnell schreibe sich eine Klage auch nicht. | |
| Wie viele Berliner müssen am Sonntag abstimmen, damit der Entscheid | |
| erfolgreich ist? | |
| Bei Volksentscheiden in Berlin gibt es ein Zustimmungsquorum. Das heißt: Es | |
| muss mindestens ein Viertel der Wahlberechtigten zustimmen, und es darf | |
| nicht mehr Neinstimmen geben. Ein Viertel der Wahlberechtigten, das sind | |
| rund 617.000 Berliner. Also so viele, wie bei der letzten Wahl SPD und | |
| Linke zusammengenommen wählten. | |
| Muss sich der Senat an das Votum der Berliner halten? | |
| Wenn der Entscheid erfolgreich ist, wird der Gesetzentwurf zum Gesetz. | |
| Konsequenzen hat das erst einmal nicht - laut Senat ist ja bereits alles | |
| veröffentlicht. Auch ein Scheitern hat keine Konsequenzen: Die Verträge | |
| bleiben öffentlich. Interessant wird es, wenn es eine Klage gibt - entweder | |
| gegen die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes oder gegen die Verträge. | |
| 11 Feb 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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