# taz.de -- Rettung der WestLB: Friedrich Merz, Millionengewinner | |
> Den Steuerzahler und die Sparkassen wird die Rettung der WestLB | |
> Milliarden kosten. Das hindert Friedrich Merz nicht, für seine Dienste | |
> Millionen in Rechnung zu stellen. | |
Bild: Linkspartei-Abgeordneter Sagel: "Kungelei unter Parteifreunden". | |
Nachdem der Poker um die Milliarden-Risiken der WestLB auch nach Ablaufen | |
des Brüsseler Ultimatums weiter andauert, gerät der | |
"Veräußerungsbeauftragte" Friedrich Merz zunehmend in die Kritik. Der | |
ehemalige Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion stellte für seine bisher | |
erfolglosen Versuche, die einstige Landesbank Nordrhein-Westfalens als | |
Ganzes zu verkaufen, bereits 1,2 Millionen Euro in Rechnung, erfuhr die taz | |
aus dem Haushalts- und Finanzausschuss des Düsseldorfer Landtags. Außerdem | |
versuche Merz, der heute als Rechtsanwalt für die internationale | |
Wirtschaftskanzlei Mayer Brown arbeitet, die Honorare durch Vergabe immer | |
neuer Unteraufträge noch zu treiben. | |
Christdemokrat Merz war von der im Mai 2010 abgewählten schwarz-gelben | |
NRW-Landesregierung von Exministerpräsident Jürgen Rüttgers mit dem Verkauf | |
der einstmals drittgrößten Landesbank beauftragt worden. Von "Kungelei | |
unter Parteifreunden" spricht der Finanzexperte der Linkspartei, Rüdiger | |
Sagel, deshalb. | |
Erst der "CDU-Filz [habe] zum millionenschweren Auftrag der Anwaltskanzlei | |
von Herrn Merz" geführt. Auch in den Reihen der rot-grünen | |
Minderheitskoalition, die heute die Landesregierung stellt, wächst die Wut: | |
"Die Frage ist, welche Rolle Merz spielt - und wofür er sein Geld bekommt", | |
so der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Mehrdad Mostofizadeh. | |
"Die Frage ist, wofür er sein Geld bekommt" | |
Denn bezahlen dürften die Millionen-Honorare am Ende Steuerzahler und | |
Sparkassenkunden: Weil Merz trotz monatelanger Suche keinen Käufer für die | |
WestLB als Ganzes präsentieren kann, streiten der Bund und die Eigentümer | |
der WestLB - das Land NRW und die Sparkassen - weiter darüber, wer wie viel | |
der Milliarden-Risiken übernimmt. | |
Dabei war in der Nacht zum Mittwoch die Frist abgelaufen, die | |
EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia gesetzt hatte. Dieser fordert die | |
Halbierung der Bilanzsumme der WestLB von aktuell 220 Milliarden Euro, | |
ebenso einen Eigentümerwechsel: Schließlich sei das marode Düsseldorfer | |
Institut, das sich in der Finanzkrise mit US-Schrottimmobilien massiv | |
verspekulierte, seit 2008 mit insgesamt 16 Milliarden Euro | |
wettbewerbswidrig subventioniert worden. Sollte die EU die Rückzahlung | |
anordnen, wäre die WestLB zahlungsunfähig. | |
Doch statt des von Almunia geforderten verbindlichen Sanierungsplans | |
übermittelten die zerstrittenen Parteien Minuten vor Ablauf des Ultimatums | |
gleich drei Optionen nach Brüssel. Erstens: Die WestLB wird komplett | |
verkauft. Zweitens: Die Bilanzsumme wird über die von Almunia geforderte | |
Halbierung hinaus reduziert. Drittens: Die WestLB wird zu einer | |
"Verbundbank" geschrumpft, die das Verrechnungsgeschäft der NRW-Sparkassen | |
untereinander abwickeln könnte. Um einen Zusammenbruch der Bank und damit | |
die Pleite verschiedenster Sparkassen zu verhindern, will der bundesweite | |
Sparkassen- und Giroverband eine solche Neugründung mit bis zu 1,5 | |
Milliarden Euro stützen. | |
Auf den bei Merz in Auftrag gegebenen Komplettverkauf setzt die | |
nordrhein-westfälische Landesregierung am wenigsten Hoffnung: Um | |
"plus/minus null" aus dem WestLB-Desaster herauszukommen, "müssten schon | |
zweistellige Milliarden" erlöst werden, warnt SPD-Ministerpräsidentin | |
Hannelore Kraft, die zugleich Druck auf den EU-Wettbewerbskommissar macht: | |
Die WestLB sei für das Bankensystem ähnlich wichtig wie die | |
US-Investmentbank Lehman Brothers, deren Zusammenbruch die weltweite | |
Finanzkrise auslöste: "Deshalb können wir nicht einfach sagen, wir lassen | |
die Bank pleitegehen." | |
16 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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