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# taz.de -- Neue Proteste in Bahrain, Libyen und Jemen: Tausende demonstrieren …
> Nachdem in Libyen und Bahrain viele Menschen starben, gehen die Proteste
> von Regimegegnern weiter. In Ägypten feiern die Menschen ihren Sieg über
> das Regime.
Bild: Trauernde fordern den Sturz des Königshauses in Bahrain.
MANAMA/KAIRO/WASHINGTON/BERLIN dapd/dpa/afp/taz | Auch am Freitag hat es
wieder in mehreren Ländern der arabischen Welt Proteste gegeben. Erneut
gingen Tausende auf die Straßen und demonstrierten gegen die Regierungen
ihrer Länder.
Bei Trauerfeiern für die Opfer der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste
im Golfstaat Bahrain forderten am Freitag mehrere tausend Menschen den
Sturz von König Hamad bin Issa al Chalifa. Die BBC berichtet, die Stimmung
in der Hauptstadt Manama sei sehr gespannt. Das Militär sei mit Panzern und
Hubschraubern im Einsatz.
Mindestens fünf Menschen waren getötet und mehr als 230 verletzt worden,
als die Polizei am Donnerstag gegen Demonstranten in der Hauptstadt Manama
vorgegangen war. Danach fuhren auch Panzer in der Stadt auf.
Bei der Trauerfeier für drei Opfer der Polizeiaktion vor einer Dorfmoschee
forderten Tausende Schiiten den Sturz der Monarchie. "Das Regime hat etwas
in mir zerstört", sagte Ahmed Makki Abu Taki, dessen Bruder auf dem
zentralen Platz von Manama getötet worden war. "Wir haben den Rücktritt des
Ministerpräsidenten gefordert, aber jetzt verlangen wir den Sturz der
ganzen Herrscherfamilie." Bei einer zweiten Trauerfeier im Dorf Karskan
riefen Oppositionsführer die Demonstranten zu weiteren friedlichen
Protesten auf.
Unterdessen bewachten Soldaten die zentralen Plätze in der Hauptstadt,
errichteten Straßensperren und verlegten Stacheldraht. Arbeiter beseitigten
die regierungskritischen Graffiti der Demonstranten.
In der ersten öffentlichen Stellungnahme der Regierung nach der blutigen
Polizeiaktion am Donnerstag sagte Außenminister Chalid al Chalifa, der
Einsatz sei nötig gewesen, weil die Demonstranten "das Land polarisieren".
Er nannte die Gewalt bedauernswert und erklärte, die Polizei habe versucht,
das "Risiko von Todesopfern zu minimieren".
"Tief besorgt" über die Lage im Golfstaat Bahrain zeigte sich
US-Außenministerin Hillary Clinton. Die USA verurteilten Gewalt gegen
Demonstranten und unterstützten demokratische Reformen, sagte sie in
Washington. Sie habe das Vorgehen der Sicherheitskräfte auch in einem
Telefongespräch mit ihrem Amtskollegen, Chalid al-Chalifa, kritisiert,
sagte sie. Bahrain ist aus strategischen Gründen für die USA wichtig: Das
kleine Königreich ist ein enger Verbündeter der USA und Hauptquartier der
fünften US-Flotte.
Bundespräsident Christian Wulff hat wegen der gewaltsamen Niederschlagung
von Protesten im Golfstaat Bahrain seine geplante Reise dorthin abgesagt.
Angesichts des Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten komme
zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Reise des Bundespräsidenten nach Bahrain
nicht in Frage, sagte ein Sprecher Wulffs. Wulff wollte Ende Februar,
Anfang März nach Kuwait, Katar und Bahrain reisen. An den beiden weiteren
Reisezielen hält Wulff fest.
Siegesmarsch in Ägypten
Über eine Million Menschen haben in Kairo auf dem zentralen Tahrir-Platz an
den Freitagsgebeten teilgenommen, bei denen die Militärherrscher zu zügigen
Reformen aufgefordert wurden. Genau eine Woche nach dem Rücktritt von
Präsident Husni Mubarak folgten die Demonstranten einem Aufruf der
Demokratiebewegung, den "Freitag des Sieges" feiern.
Augenzeugen berichteten von einer entspannten und fröhlichen Stimmung. Es
wurde damit gerechnet, dass nach dem Mittagsgebet am Freitag weitere
Zehntausende Menschen zum Tahrir-Platz strömen.
Die Gruppen, die die Protestbewegung organisiert hatten, erklärten den
Freitag zum "Freitag des Sieges und der Fortführung". Eine Woche nach dem
Rücktritt Mubaraks ist die politische Lage in Ägypten noch ungeklärt. Die
Macht hat der Oberste Rat der Streitkräfte, der Reformen versprochen hat.
Unterdessen wurden mehrere ehemalige Minister festgenommen. Lokale Medien
meldeten am Donnerstag, der ehemalige Innenminister Habib al-Adli sowie die
Ex-Minister für Wohnungsbau, Ahmed al-Maghrabi, und für Tourismus, Suhair
Garana, säßen nun in Untersuchungshaft. Ihnen sowie dem ebenfalls
festgenommenen Politiker und Stahlmagnaten Ahmed Ess werde die Veruntreuung
öffentlicher Gelder vorgeworfen.
Bei den Demonstrationen zum Sturz Mubaraks kamen nach vorläufigen
Regierungsangaben mindestens 365 Menschen ums Leben. Weitere 5.500 Menschen
seien während der 18-tägigen Proteste verletzt worden, teilte das
Gesundheitsministerium laut Berichten staatlicher Medien mit. Seit einer
Woche herrscht in Ägypten das Militär.
Neun Tote in Libyen
In Libyen sind bei den Protesten gegen die Regierung des Staatschefs
Muammar el Gaddafi am sogenannten "Tag des Zorns" mindestens neun Menschen
getötet worden. Zahlreiche Tote soll es auch in der Stadt Bengasi gegeben
haben. Nach unbestätigten Berichten von Regimegegnern sollen in der
Küstenstadt Derna Darna drei Menschen getötet worden sein. 15 Demonstranten
seien verletzt worden, hieß es.
In Libyen weiteten sich die Proteste gegen Gaddafi aus. Allein in der Stadt
Al-Baidha seien 35 Menschen ums Leben gekommen, berichtete die
Oppositionszeitung Libya al-Youm. Eine Bestätigung gab es zunächst nicht.
Zahlreiche Tote soll es auch in der Stadt Bengasi gegeben haben.
18 Feb 2011
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