# taz.de -- Aufruhr in Bahrain: Erneut Tote bei Protesten | |
> Das Regime in Bahrain ist mit großer Härte gegen die Demonstranten | |
> vorgegangen. Die Außenminister der arabischen Golfstaaten wollen über die | |
> Lage beraten. | |
Bild: Trauernde vor dem Krankenhaus in Manama. | |
MANAMA/BERLIN afp/dapd/rtr/taz | Erstmals ist ein arabisches Regime in der | |
Nacht zum Donnerstag mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen, | |
die nach tunesischem und ägyptischem Vorbild mehr Demokratie und Mitsprache | |
gefordert haben. In dem kleinen Königreich Bahrain am Persischen Golf | |
stürmten am frühen Donnerstagmorgen Polizeikräfte den "Platz der Perle" im | |
Zentrum der Stadt. | |
Dort hatten knapp 6.000 Menschen campiert und - wie auf dem Tahrir-Platz in | |
Kairo - den Rücktritt der Regierung gefordert. Nach Angaben von Zeugen und | |
der Opposition gingen die Sicherheitskräfte mit Tränengas, Gummigeschossen | |
und Splitterkugeln gegen die Demonstranten auf dem "Platz der Perle" vor. | |
Mindestens vier Menschen wurden laut Opposition bei diesem Polizeieinsatz | |
getötet. Nach Krankenhausangaben wurden mindestens 95 Menschen bei dem | |
Polizeieinsatz verletzt; andere Quellen sprechen von weit über 200 | |
Verletzten. | |
Die Protestbewegung umfasst in dem gerade einmal eine Million Einwohner | |
zählenden Bahrain die mehrheitlich schiitische Bevölkerung, die gegen die | |
sunnitische Dynastie unter König Mohammed Bin Issa al-Chalifa aufbegehrt. | |
Sie bemängeln vor allem Diskriminierungen auf dem Arbeits- und | |
Wohnungsmarkt sowie bei den Sozialdiensten. | |
Ohne Warnung habe die Polizei das Lager im Zentrum der Hauptstadt gestürmt, | |
berichteten Augenzeugen. "Frauen und Kinder wurden angegriffen", sagte | |
einer der Demonstranten. Der Einsatz der Polizei hatte begonnen, nachdem | |
Medienvertreter den Platz verlassen hatten. "Tod für al-Chalifa", riefen | |
hunderte Menschen nach dem Polizeieinsatz vor dem Krankenhaus Salmanija. | |
Andere standen dort zum Blutspenden an. | |
Das Innenministerium begründete das Vorgehen mit der Unnachgiebigkeit | |
einiger Demonstranten. Der Platz sei geräumt worden, nachdem "alle | |
Möglichkeiten eines Dialogs ausgeschöpft" gewesen seien, hieß es in einer | |
Erklärung der amtlichen Nachrichtenagentur BNA. "Einige haben den Ort | |
selbst verlassen, während andere sich dem Gesetz nicht fügen wollten." | |
Die Armee erklärte, sie habe "Präventivmaßnahmen" ergriffen, um die | |
öffentliche Ordnung und Sicherheit wiederherzustellen. Das öffentliche | |
Leben ist praktisch lahmgelegt. Berufstätige kommen nicht durch die | |
Straßensperren oder trauen sich gar nicht aus dem Haus. Banken und andere | |
wichtige Einrichtungen blieben geschlossen. Das Innenministerium warnt die | |
Einwohner per SMS, "wegen möglicher Auseinandersetzungen überall in | |
Bahrain" nicht auf die Straße zu gehen. | |
Nach Angaben von Zeugen bezogen dutzende Panzer Stellung auf dem zentralen | |
Platz. Weitere Armeefahrzeuge wurden aus dem Norden des Landes in die | |
Hauptstadt beordert. Seit Beginn der Protestbewegung am Montag kamen in | |
Bahrain sechs Menschen ums Leben. | |
Der Führer der wichtigsten schiitischen Oppositionsbewegung al-Wefak, | |
Scheich Ali Salman, sprach hingegen von einem "wilden und unberechtigten | |
Angriff", der "katastrophale Folgen" für die Stabilität des Landes haben | |
werde. Aus Protest gegen den Polizeieinsatz wollte sich der | |
Oppositionsblock von al-Wefak noch am Donnerstag geschlossen aus dem | |
Parlament zurückziehen, wie ein Abgeordneter sagte. Der Fraktion gehören 18 | |
der 40 Abgeordneten im Parlament an. | |
Wegen der Unruhen in Bahrain wollten die Außenminister der arabischen | |
Golfstaaten noch am Abend zu einem Sondertreffen in Bahrain zusammenkommen. | |
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief die Regierung auf, das Recht | |
auf Versammlungsfreiheit zu achten. Sie forderte zugleich "Ruhe und | |
Zurückhaltung". Bahrain hat eine wichtige geostrategische Bedeutung. Dort | |
haben die USA ihre 5. Flotte stationiert. Die USA, die sich bereits am | |
Dienstag besorgt geäußert und zur Mäßigung aufgerufen hatten, kündigten f�… | |
Donnerstag eine weitere Erklärung an. | |
17 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
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