| # taz.de -- Bürgerschaftswahl in Hamburg: Triumph mit Ansage | |
| > Olaf Scholz (SPD) wird am Sonntag siegen. Nur Linke und Liberale können | |
| > seine absolute Mehrheit verhindern. Dann stünden harte rot-grüne | |
| > Verhandlungen bevor. | |
| Bild: Olaf Scholz' Sieg ist so gut wie sicher. Bei der Sonntagsfrage liegt die … | |
| HAMBURG taz | Ausgerechnet auf Lili kommt es an. Zwei kleine Parteien, die | |
| einander spinnefeind sind, können gemeinsam am Sonntag den absoluten | |
| Triumph des Olaf Scholz verhindern. Wenn Linke und Liberale bei der | |
| Bürgerschaftswahl in Hamburg an der 5-Prozent-Hürde scheitern, kann der | |
| ehemalige SPD-Generalsekretär sich künftig als Erster Bürgermeister | |
| Hamburgs auf eine absolute SPD-Mehrheit stützen. | |
| Sonst wird er wohl der Grün-Alternativen Liste (GAL) | |
| Koalitionsverhandlungen anbieten: "Wenn wir einen Partner brauchen, wollen | |
| wir mit der GAL darüber verhandeln. Das steht fest", so Scholz. | |
| Die letzten Umfragen bestätigen die Wechselstimmung in Hamburg nach mehr | |
| als neun Jahren CDU-Regierung. Bei der Sonntagsfrage liegt die SPD bei 45 | |
| bis 46 Prozent. Die CDU kommt auf 23 bis 24 Prozent, die GAL auf 14 bis 15 | |
| Prozent. In einer Bürgerschaft mit drei Fraktionen hätte demnach die SPD | |
| die absolute Mehrheit der Mandate gegenüber der bisherigen schwarz-grünen | |
| Koalition, die Ende November von der GAL aufgekündigt worden war. | |
| Selbst bei vier Fraktionen könnte die SPD noch einen hauchdünnen Vorsprung | |
| haben. Denn die Linke, vor drei Jahren erstmals in das Landesparlament | |
| eingezogen, wird nur noch auf knapp 6 Prozent veranschlagt. Sollte jedoch | |
| auch der FDP erstmals seit 2004 wieder der Einzug ins Rathaus gelingen, | |
| wird es wohl zu Rot-Grün kommen. Den Liberalen aber steht bei | |
| prognostizierten 5 Prozent eine stundenlange Zitterpartie am Wahlabend | |
| bevor - und der SPD somit auch. | |
| In einer rot-grünen Koalition indes müsste die GAL um ihre Lieblingsthemen | |
| kämpfen, die Scholz aus taktischen Gründen zu Streitthemen erklärt hat. | |
| Zweck ist, sich von den Grünen nur ein Minimum abhandeln zu lassen. Scholz' | |
| Linie ist klar: Ein harter Sparkurs, keine Einführung einer Stadtbahn, kein | |
| vollständiger Rückkauf der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze von den | |
| Versorgern Vattenfall und Eon. | |
| Auch Elbvertiefung und Hafenerweiterung sowie der parteilose Expräses der | |
| Handelskammer, Frank Horch, den Scholz für das Amt des Wirtschaftssenators | |
| gesetzt hat, sind Hinweise dafür, dass eine Koalition unter einem | |
| Regierungschef Scholz kein grünes Wunschkonzert würde. | |
| Dass die Grünen vieles davon um ihrer Glaubwürdigkeit willen nicht | |
| mitmachen können, weiß Scholz. Deshalb würde er sich grüne Knackpunkte in | |
| zähen Koalitionsverhandlungen nach hartem Kampf abringen lassen. Geschenkt | |
| bekäme die GAL aber nichts. | |
| Olaf Scholz indes denkt schon weiter, 2015 will er wiedergewählt werden: | |
| "Es geht nicht nur darum, eine Wahl zu gewinnen, sondern es dann so gut zu | |
| machen, dass die Bürgerinnen und Bürger nach vier Jahren sagen: ,Das wollen | |
| wir noch ein zweites Mal wagen' ", ist seine Leitlinie. | |
| Wenn ihm das gelänge, könnte der stellvertretende SPD-Vorsitzende im Herbst | |
| 2017 ein gewichtiges Wort mitsprechen, wenn die Partei einen | |
| Kanzlerkandidaten braucht. Dann wäre er 59 - noch exakt zwei | |
| Legislaturperioden bis zur Rente mit 67. | |
| 18 Feb 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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